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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens
Autoren: Allison Farrell
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Warum fragt Ihr mich erneut?«
    »Du verharrst also noch immer bei deinem Starrsinn?«
    »Es ist kein Starrsinn, Hochwürden, es ist die Wahrheit«, entgegnete sie.
    Der Pater musterte die junge Frau einen Moment lang, dann blickte er auf das Pergament vor sich. »Was sagst du zu dem Vorwurf, dass man dich über die Wälder hat fliegen sehen?«
    Aimee verdrehte die Augen. »Glaubt Ihr nicht, dass ich Euch dann schon längst entkommen wäre, wenn ich es könnte?«
    Der Pater wurde rot, beherrschte sich aber.
    »Und was sagst du dazu, dass du die Baronin von Ravencroft nur durch Einsatz deiner Zauberkräfte von ihrem Kind entbinden konntest?«
    Aimee schnaufte. Immerhin eine neue Anschuldigung.
    Sie hatte von Gerichten wie diesen schon gehört, es aber nie für möglich gehalten, dass jemand die Wahrheit auf so furchtbare Weise verdrehte.
    »Ich habe keine Zauberkunst dafür benötigt, Hochwürden. Ich habe das Können von meiner Mutter erlernt, ganz ehrlich und ohne den Teufel anzubeten. Ich frage mich nur, wer redet solchen Unsinn?«
    Der Schäferin entging nicht, dass sich die beiden Gehilfen bekreuzigten und der Geistliche entsetzt über eine derartige Frechheit nach Luft schnappte.
    »Wie kannst du es wagen, Hexe?«, schrie er plötzlich und sprang auf.
    »Ich soll eine Hexe sein?« Aimees Augen glühten vor Zorn. »Wenn ich eine wäre, sollte dann nicht Gottes Blitz sofort in dieses Loch hier einschlagen?«
    Der Pater atmete heftig und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Es schien, als wollte jeden Augenblick sein Herz aussetzen. Dann beruhigte er sich wieder und ließ sich schwer auf seinen Sitz fallen.
    »Damit bleibt mir nichts anderes übrig, als den Teufel mit anderen Mitteln aus dir herauszutreiben«, sagte er mit zitternder Stimme. »Henker, binde sie auf die Bank!«
    Was das bedeutete, wusste Aimee nur zu gut. Trotzdem setzte sie den Händen des Foltermeisters keinen Widerstand entgegen.
    Der Mann legte ihr das Seil um die Handgelenke, und Aimee, der es die ganze Zeit über gelungen war, furchtlos zu erscheinen, wimmerte nun doch vor Angst kurz auf.
    Noch bevor der Pater den Henker anweisen konnte, seines Amtes zu walten, wurde die Tür aufgerissen, und ein Bursche trat ein.
    »Mylord!«, rief er atemlos. »Lady Janet kommt nieder! Sie blutet ganz furchtbar, und die alte Monahan glaubt, dass sie stirbt!«
    Auf diese Worte hin fuhr der Baron derart schnell auf, dass der Stuhl hinter ihm mit einem lauten Krachen auf den Boden kippte. Hilflos öffnete er den Mund und starrte den Jungen an.
    »Das kann nicht sein«, stammelte er. »Sie ist noch nicht so weit.«
    Aimee nutzte die allgemeine Überraschung, wand die Hände aus dem Seil und richtete sich auf.
    »Mylord, lasst mich ihr helfen! Wenn es eine verfrühte Geburt ist, kann es tatsächlich sein, dass sie stirbt.«
    Woodward dachte daran, dass er eigentlich hatte einen Arzt holen wollen. Doch dazu war nun keine Zeit mehr. Die alte Monahan mochte zwar keine Hebamme sein, und ihr Trank hatte sich ebenfalls als lausig erwiesen, aber sie hatte noch nie mit einer ihrer Vorhersagen unrecht gehabt. Bist du bereit, deinen Erben persönlicher Rache zu opfern?, fragte er sich.
    »Schweig, Weib!«, fuhr er Aimee einen Moment später an, dann wandte er sich an den Henker. »Binde sie los!«
    »Mylord, Ihr könnt doch nicht …«, entfuhr es dem Pater erschrocken.
    Woodward sprang auf und stürmte hinter dem Tisch hervor.
    »Du sollst sie losbinden, ich befehle es dir!«, schrie er den Henker an, so dass Schaum auf seine Lippen trat.
    »Mylord, Ihr selbst habt den Vorwurf der Hexerei erhoben und könnt die Kirche nicht einfach von ihrer Pflicht zur Untersuchung entbinden!«
    »Das kann ich sehr wohl!«, brüllte Woodward, er griff nach dem Kruzifix, das auf dem Tisch lag, und hielt es der Schäferin entgegen. »Küsse dieses Kreuz, und du sollst frei sein von jeglichem Vorwurf!«, sagte er zu Aimee und rief dann den Priestern zu: »Protokolliert das!«
    Aimee wusste nicht, was sie davon halten sollte. Einerseits war sie noch immer fest in der Hand der Furcht, andererseits beschlich sie ein leiser Funke von Hoffnung. Womöglich lässt er mich gehen, wenn ich das Kind heil auf die Welt hole, überlegte sie.
    Doch dann besann sie sich wieder darauf, dass sie es mit Woodward zu tun hatte. Vielleicht schenkt er mir noch ein paar Stunden, bevor er mich zurück in den Kerker schleifen lässt, schlich es ihr angstvoll durch den Sinn. Genauso gut ist es möglich, dass er
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