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Fesseln der Erinnerung

Fesseln der Erinnerung

Titel: Fesseln der Erinnerung
Autoren: Nalini Singh
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Ratsfrau Duncan ist der Meinung, das könnte Ihnen die Ermittlungen in der Stadt erleichtern.“
    Kälte kroch Max in die Knochen. Clay Bennett, der Gestaltwandler, den Max am besten kannte, war ein harter Hund. Max traute es den Leoparden durchaus zu, ihre Gegner Stück für Stück aus der Welt zu schaffen – schließlich waren sie Raubtiere. Aber – „Ist die Tochter von Ratsfrau Duncan nicht die Gefährtin von Lucas Hunter, dem Alphatier der DarkRiver-Leoparden?“ Sascha Duncans Abkehr von der Welt der Medialen hatte Schlagzeilen gemacht.
    „Ja, aber sie haben den persönlichen Kontakt abgebrochen.“
    Max nickte, das wusste er, dennoch beruhigte es ihn, dass Sascha Duncan mit Lucas zusammen und damit ein Teil des Rudels war. Denn die Katzen waren zwar Raubtiere, hielten aber viel von Familie. Er glaubte nicht, dass sie sich heimlich an Nikitas Leuten vergriffen. „Wenn ich ermitteln soll“, sagte er, etwas anderes kam jetzt gar nicht mehr infrage, seine Neugier war geweckt, „werde ich ungehinderten Zugang zu allen Informationen brauchen. Ich kann nicht vernünftig arbeiten, sollte die Ratsfrau ihre Leute angewiesen haben, mich an bestimmten Stellen auflaufen zu lassen.“
    „Das ist ihr klar.“ Brecht nahm den Datenkristall und hielt ihn Max hin. „Hier sind die nötigen Hintergrundinformationen. Sie können sich sicher vorstellen, dass Sie auch mit Geheimmaterial in Berührung kommen werden. Deshalb wird Ihnen ein medialer Partner zur Seite gestellt, der Sie bei den medialen Aspekten der Ermittlungen unterstützen soll und bestimmte Daten herausfiltern wird.“
    Max war klar gewesen, dass man einen medialen Berater hinzuziehen würde, aber der zweite Teil der Aussage brachte ihn dazu, die Faust um den Kristall zu schließen. „Wie zum Teufel soll er denn wissen, was relevant ist und was nicht?“
    „Sie“, sagte der Commander, „wird sehr eng mit Ihnen zusammenarbeiten.“
    „Das ändert nichts an der Fragestellung – welche Qualifikation hat diese ‚Partnerin ‘ , um solche Entscheidungen zu fällen?“ Er war nicht nur gewohnt, allein zu arbeiten, diese Art der Ermittlung gefiel ihm auch am besten.
    „Sie ist eine J-Mediale“, sagte der Commander. „Vor zwölf Jahren ist sie eingestiegen. Damals war sie sechzehn.“
    Eine Ahnung kribbelte in Max’ Nacken. „Wie heißt sie?“
    „Sophia Russo.“
    Die Reaktion kam sofort – ein Bild flammte vor ihm auf: Augen, die einen verfolgten, in einem von Gewalt gezeichneten Gesicht, eine Stimme, die Worte sagte, die sie nicht sagen durfte, und ein Körper, der in ihm das Verlangen weckte, das Eis daraus zu vertreiben. Er überlegte gerade, ob das möglich wäre, als ihm aufging, was Brecht gerade gesagt hatte. „Zwölf Jahre aktiv? Die meisten J-Medialen halten nicht so lange durch.“
    In den elf Jahren als Polizist hatte er zwanzig oder mehr von ihnen bei der Arbeit erlebt. Alle waren in den Ruhestand gegangen, bevor sie dreißig waren, und er hatte nie wieder einen von ihnen zu Gesicht bekommen, wie ihm jetzt bewusst wurde. Im Grunde nicht ungewöhnlich, denn Mediale schickten nun mal keine Weihnachtskarten. Nicht ein einziger war in einer anderen Position im Justizsystem aufgetaucht – entweder gab es eine Art Rentenplan oder … Die Mitleidlosigkeit, mit der der Rat sein Volk behandelte, ließ ihn an Möglichkeiten denken, bei denen ihm das Blut in den Adern gefror. Sophia Russo war zwölf Jahre dabei. Sie musste bald das „Rentenalter“ erreicht haben.
    Der Commander reagierte nicht auf die Frage, die hinter Max’ Worten steckte, er erzählte ihm nicht, was mit J-Medialen am Ende ihres Arbeitslebens geschah. „Ms Russo hat viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Menschen – sie wird Ihnen eine in jeder Hinsicht zufriedenstellende Partnerin sein.“ Der Commander machte eine Pause. „Ich brauche heute noch Ihre Antwort.“
    Max ließ den Datenkristall durch seine Finger gleiten. Verdammt noch mal, wie kam er überhaupt darauf, auch nur in Erwägung zu ziehen, für Mediale zu arbeiten oder das zu tun, was auch immer hinter der geheimnisvollen Anfrage Nikita Duncans steckte? Aber wenn man diese ganzen Aspekte einmal wegließ, blieb immer noch eine Sache übrig: Er war Polizist. Und Nikita Duncan war eine Bürgerin dieses Staates. „Ich bin einverstanden.“
    Sophia saß dem für sie zuständigen M-Medialen im Pittsburgher Rehabilitationszentrum gegenüber. Ihre Hände lagen ruhig auf dem Tisch, in ihren Augen lag
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