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Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell
Autoren: Akif Pirinçci
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Katze morgens um sieben ihrem schläfrigen Halter die Verpflegung ab.
    Das sanfte und verführerische Miau setzt sich dagegen eher aus kürzeren Stücken zusammen, die sich gleichmäßig über höhere und tiefere Tonlagen streuen. Diesen herzerweichenden Sound würde etwa eine ausgesetzte Katze im Tierheim ausstoßen, wenn sie einen Besucher anfleht, er möge sie adoptieren. Offenbar haben die Tiere es im Verlauf der Evolution gelernt, sich auf Wahrnehmungsmuster des Menschen einzustellen und diese für sich auszubeuten. Als die Wildkatze vor Tausenden von Jahren bei den alten Ägyptern um Kost und Logis vorsprach, mußte sie sich wohl oder übel den menschlichen Hörgewohnheiten anpassen: Die Lautgebungen der afrikanischen Wildkatze wirken auf uns unerträglich rauh. Möglicherweise begann die Domestikation der Katze also mit einer akustischen »Verstellungstaktik«.
    Auf jeden Fall hat es die domestizierte Katze gelernt, bei uns Menschen mit ihrer Stimme die richtigen Knöpfe zu drücken. Und wenn wir darauf anspringen, entlarven wir uns selbst als domestizierte Haustiere.
     
     
    5 . Wenn es eine Katzenrasse gibt, die sich durch eine besonders »unkätzische« Optik hervortut, dann ist es die »fellose« Nacktkatze »Sphynx«. Bei der Sphynx, einer Abart der Siamkatze, ruft ein durch Züchtung verfestigter, seltener Gendefekt einen Verlust des Haarkleides hervor. Bereits auf präkolumbianischen Darstellungen sind haarlose Katzen abgebildet. Im Jahre 1830 erschien die Naturgeschichte der Säugetiere Paraguays des deutschen Naturforschers Rengger, der dort haarlose Katzen beschrieb. Er glaubte, daß diese »Hairless Cats« die an die dortigen Temperaturen angepaßten Nachfahren der Hauskatzen waren, die um 1600 von Europa nach Paraguay geschickt worden seien. Doch der Stammbaum aller heutigen Zuchtexemplare leitet sich von einem 1978 in Ontario, Kanada gefundenen Nacktkätzchen ab.
    In Wirklichkeit ist die Sphynx nicht völlig kahl. An der Körperoberfläche trägt sie einen leichten Flaum, so daß sie sich für den Menschen wie ein Pfirsich anfühlt. Nase, Schwanz und Zehen der Sphynx sind oft mit ein paar spärlichen Härchen gespickt. Auffallend an diesem Tier ist auch, daß es an einigen Körperregionen wie am Hals, Kopf oder Schultern deutliche Falten bildet. Da die Körpertemperatur der Sphynx ein wenig über der anderer Rassen liegt, fühlt sie sich für den Menschen wärmer an. Auch die Körperhaltung dieser Tiere ist ungewöhnlich: Sie stehen gerne mit einer erhobenen Pfote Spalier.
    Einige Menschen, die sich wegen einer Katzenallergie von Schmusetigern fernhalten müssen, finden in der Sphynx einen »erträglichen« Hausgenossen. Ansonsten löst dieses Tier sehr widersprüchliche Empfindungen aus: Die einen lieben es, besonders wegen seiner Sanftmut und seines aparten Looks, die anderen lehnen es als Mahnmal gnadenloser Überzüchtung ab. Tatsache ist, daß die Sphynx als einzige Katze schwitzt (!) und zur Beseitigung von Schuppen regelmäßig gewaschen werden muß. Die Haarlosigkeit hat auch zur Folge, daß diese Rasse extrem empfindlich gegen Kälte und Wärme ist. Sie kann einen Sonnenbrand bekommen, und es besteht die Gefahr, daß sie sich mit ihren eigenen Krallen verletzt. In der freien Natur wäre dieses Kunstprodukt ganz gewiß nicht lebensfähig. Die Frage, ob diese Schöpfung die Grundregeln der Bioethik verletzt, gäbe Gesprächsstoff für viele Talkshows.
     
     
    6 . Schon Tausende von Jahren, bevor sie durch die Fortschritte der Gentechnik in die Nähe der Machbarkeit rückte, schwirrte die Idee der »Chimäre« in den Köpfen der Menschen herum. So beschreibt bereits die griechische Mythologie ein Feuer schnaubendes Ungeheuer, vorn Löwe, in der Mitte Ziege, hinten Drache. In seinem legendären Roman Die Insel des Dr. Moreau , der viele Nachahmer fand, erzählt H. G. Wells von den Untaten eines wahnsinnigen Wissenschaftlers, der gotteslästerliche Mischwesen, halb Mensch, halb Tier, erzeugt.
    In der modernen Biologie bezeichnet der Begriff »Chimäre« schlicht ein Mischwesen, das Zellen mit unterschiedlichen Genomen beherbergt. Chimären entstehen, indem man Zellen eines Lebewesens in den Embryo eines genetisch verschiedenen Lebewesens injiziert. Dies ist sowohl innerhalb einer Spezies als auch artübergreifend möglich. Schon vor einigen Jahren hat man mit dieser Methode die »Schiege«, eine Chimäre zwischen einer Ziege und einem Schaf, zustande gebracht.
    Es ist heute durchaus gang und
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