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Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)
Autoren: Melanie Welsh
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Erdhexe in eine Teufelsfratze. »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden!«, schrie sie wutentbrannt und stieß mit dem Fuß nach dem Mädchen.
    Povl Usage kam angerannt und zerrte Felicity weg. »Was erlaubst du dir? Ich werde dir Respekt beibringen!«
    Die Erdhexe lächelte ihn an. »Danke, mein Lieber.«
    Er sah sie schmachtend an. »Ich habe Sie so sehr vermisst«, stieß er hervor. »Jeder Tag war eine einzige Qual. Aber jetzt sind wir endlich wieder vereint.«
    Ihr Gesicht wurde hart. »Alle sollen am eigenen Leib erfahren, wie wir gelitten haben.«
    »O ja. Sollen wir mit ihr anfangen?«
    »Einen Moment noch«, sagte sie. »Die anderen kommen gerade.«
     
    Felicity hörte Schritte. Die Tür ging auf. Ein Licht blendete sie und sie hielt sich die Hand vor die Augen, dann schrie sie auf: Vor ihr standen Henry, Martha, Jasper und Jeb, alle in Schlafanzügen.
    Aber sie merkte sofort, dass etwas mit ihren Freunden nicht stimmte: Sie schritten in die Mitte des Raums, stellten sich in einer Reihe nebeneinander auf und standen ganz still da, vollkommen teilnahmslos, wie von einem fremden Willen gesteuert. Bleicher weißer Sand schwirrte unruhig um sie herum und umhüllte sie.
    Es war gespenstisch. Felicity lief von einem zum nächsten, redete auf Henry und Martha ein, flehte sie an, sie zu hören, packte Jasper an den Armen und schüttelte ihn. Aber ihre Gesichter blieben ausdruckslos und ihre Augen fest geschlossen. Jeb runzelte leicht die Stirn und seufzte leise, als sie mit ihm sprach. Keiner von ihnen erwachte.
    Sie drehte sich um zur Erdhexe. »Was haben Sie mit ihnen gemacht?«, schrie sie verzweifelt.
    »Sie träumen«, sagte die Hüterin befriedigt. »Sie haben dir geholfen, die Geschichten vor der Zerstörung zu bewahren, und werden jetzt ihre verdiente Strafe bekommen. Wir befinden uns unter deiner heiß geliebten Bibliothek, direkt unter dem Raum, in dem die Bücher mit den Geschichten lagern. Aber nicht mehr lange – ich werde sie vernichten.«
    Felicity ballte entschlossen die Fäuste, alle Furcht war plötzlich wie weggeblasen. »Denken Sie doch an all die unschuldigen Menschen, die Ihnen nie was Böses getan haben!«, rief sie. »Denken Sie zurück an die Zeit, als Sie selbst verliebt und glücklich waren, haben Sie das vergessen?«
    Sie stand der Erdhexe gegenüber, mitten in dem dämmrig beleuchteten Raum. Etwas abseits lauerte Povl Usage.
    »Ich habe die Welt vor allem Übel beschützt, und zum Dank haben die Menschen tatenlos zugesehen, als meine Schwester mir den Mann wegnahm, den ich liebte«, sagte die Erdhexe verbittert.
    Felicity sah sie hilflos an, Tränen in den Augen.
    Die Erdhexe runzelte finster die Stirn. »Es steht dir nicht zu, mich zu kritisieren«, fauchte sie. Nicht das leiseste Anzeichen von Zweifel war in ihrem Gesicht zu entdecken.
    »Sie ist eine
Hüterin
«, sagte Povl Usage.
    Felicity erkannte sofort die Chance, die sich ihr bot: »Na und? Die
Herrin
war auch eine Hüterin. War sie vielleicht auch über alle Kritik erhaben?«
    Einen Moment lang verzerrte blanker Hass die Züge der Erdhexe. »Meine Schwester konnte es nicht ertragen, andere glücklich zu sehen«, sagte sie. »Aus purem Neid hat sie mein Glück zerstört.«
    »Und dafür muss nun die ganze Menschheit büßen?« Felicity war ganz schlecht vor Angst, aber sie gab nicht auf. »Wenn Sie so denken, sind Sie um kein Haar besser als Ihre Schwester.«
    Die Erdhexe warf ihr einen zornigen Blick zu. »Es wird Zeit, dir endlich den frechen Mund zu stopfen«, knurrte sie. Sie wandte sich an ihren Diener. »Zuerst diese diebische kleine Rotznase, dann ihre Komplizen.«
    Povl Usage klatschte Beifall.
    »Ich hab das Kettchen nicht gestohlen«, rief Felicity.
    »Lüg mich nicht an«, schrie die Erdhexe. »Es ist aus meinem Haar geflochten. Glaubst du, ich erkenne meine eigenen Haare nicht wieder?« Sie stampfte mit dem Fuß auf. Es war nur eine kleine Bewegung, aber die Erschütterung war so heftig, dass Felicity ein paar Meter weit weggeschleudert wurde.
    Ein dunkles Grollen und Donnern stieg aus den Tiefen der Erde auf. Der Untergrund bebte noch heftiger als vorher. Die Fackel flackerte unruhig. Felicity wurde hin und her geworfen wie eine Maus, die von einer Katze am Genick gepackt und geschüttelt wird. Sie sah ihre Freunde zu Boden stürzen, sie kippten einfach um, als wären sie Spielfiguren auf einem Schachbrett.
    Die Wände kräuselten sich wie Wasserflächen. Die Luft war voller Staub, von der Decke fielen
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