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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)
Autoren: Melanie Welsh
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kriegen werden«, sagte die Mutter.
    »Abergläubische Spekulationen können modernen Menschen wie uns doch nichts anhaben, oder Anne?«, meinte Mr Gallant.
    Felicitys Mutter vermied seinen Blick. »Ich bin sicher, es wird alles gut werden«, sagte sie.
    Felicity trottete langsam zum Priory Bay College, ein paar Meter vor ihr ging eine Gruppe von Mädchen aus ihrer Klasse. Alle waren schlank und hübsch angezogen – sie konnten beim Einkaufen zwischen lauter schicken Sachen wählen, während Felicity Mühe hatte, überhaupt etwas zu finden, was ihr passte .
    Die Schule befand sich auf einer Anhöhe mitten in einem Park. Als die imposanten neugotischen Türme des neueren Anbaus in Sicht kamen, sah man Mengen von Kindern bergaufwärts darauf zuströmen. Felicity schlug sich mit ihren widerstreitenden Gedanken und Gefühlen herum. Sie wusste nicht, was sie von der Neuigkeit halten sollte, die ihre Mutter verkündet hatte. Ihr gewohntes Leben würde sich ändern. Wie würde es sein, wenn das Baby da wäre? Ob es die ganze Zeit schreien würde? Eigentlich verstand Felicity gar nicht, warum die Leute Babys so toll fanden. Soweit sie wusste, ließen sie einen in der Nacht nicht schlafen und sabberten andauernd. Und auf jeden Fall nahmen sie eine Menge Zeit in Anspruch.
    Zu Hause würde bald noch jemand leben, der mit den Leuten besser zurechtkam als sie. War es egoistisch, wenn dieser Gedanke sie bedrückte und das Gefühl der Einsamkeit noch verstärkte? Musste sie sich für ihre Eifersucht auf ein Baby, das noch nicht einmal geboren war, schämen? Warum konnte sie nicht einfach die Freude ihrer Eltern teilen so wie Poppy?
    Ein kräftiger Windstoß zerrte an ihren Kleidern. Felicity vergrub die Hände tief in den Manteltaschen, umfasste die sonderbare Holzkugel und schüttelte sie. Es war ein seltsam tröstliches Gefühl. Was klapperte da eigentlich? Plötzlich hatte sie einen Gedanken: Wenn Mama ein Baby bekam, wurde die Familie größer. Das gefiel ihr. Sie lächelte.
    Zwei große Jungen näherten sich: George Blake und sein Bruder Oscar. Im Vorbeigehen rempelte George Felicity an und entriss ihr die Schultasche. Die Mädchen weiter vorn kicherten, als er stolz seine Beute in der Luft schwenkte.
    »Gib ihr die Tasche zurück, George«, sagte Bella, aber ihr Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er das bloß nicht tun sollte.
    »Du bist gemein«, flötete ihre Freundin Amanda und zupfte ihn kokett am Hemd.
    Charlotte Chiverton, die ungekrönte Königin unter den Mädchen der Klasse, ging zu Felicity und stupste sie an. »Willst du ihn nicht fragen, ob er dir deine Sachen zurückgibt, Gallant?«
    George Blake war offenbar sehr zufrieden mit sich. Im Rückwärtsgehen öffnete er die Tasche und untersuchte breit grinsend ihren Inhalt. »Wahrscheinlich legst du auf das Zeug sowieso keinen Wert, oder?«, sagte er. Dann machte er sich daran, die Tasche auszuräumen. »Ein Federmäppchen. Brauchst du nicht mehr. Schulbücher. Nein. Aber was haben wir denn da? Drei Tüten Süßigkeiten!« Er hielt sie hoch. »Ts ts ts, Felicity. Kein Wunder, dass du so in die Breite gehst.«
    Die Mädchen lachten schallend. Felicity wurde rot.
    »Und was ist das für ein alter Schmöker?«, fuhr er fort.
    Felicitys Herz krampfte sich zusammen. Nicht das Buch …
    George schlug es auf. Er zeigte auf den eingeklebten Zettel, auf dem das Rückgabedatum stand, und schüttelte betrübt den Kopf. »Das ist ja längst überfällig, Felicity!«, sagte er tadelnd. »Wie willst du deinen Ruf als größte Streberin der Welt verteidigen, wenn du dir solche Schlampereien leistest?«
    Die Mädchen kreischten vor Vergnügen.
    George hatte jetzt genug von diesem Spiel. Er warf das Buch achtlos über seine Schulter und drückte Felicity ihre Tasche in die Hände. »Kopf hoch, Gallant, alles halb so wild.« Er hob noch schnell ihren Rock hoch und rannte dann fort. Sie wehrte ihn mit einer ängstlichen Handbewegung ab, was die anderen nur zu neuem Gelächter reizte.
    Während ihre Peiniger in Richtung Schule abzogen, nahm Felicity das Buch und wischte den Schmutz ab. Aus der Entfernung schallte Gekicher. Die beiden Brüder klatschten einander triumphierend ab. »Nicht meine Bücher, bloß nicht meine Bücher!«, hörte sie Oscar spotten.
    Felicity kniete sich hin und sammelte ihre im Gras verstreuten Sachen wieder ein. In den Augenwinkeln spürte sie ein leises Brennen, das ihr nur allzu vertraut war. Sie starrte konzentriert auf den Boden, um nicht loszuheulen.
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