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Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Autoren: Die Traenen der Götter
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versammelt.
    »Warum?«, wiederholte Knute. »Ich werde dir sagen, warum, du Narr. Das Schiff, das wir gerade geentert haben, war Eigentum des Ishap-Tempels. Schon in wenigen Tagen wird die ganze Welt nach den Männern suchen, die es versenkt haben. Bär hat dieses Amulett, das ihn vor den Priestern schützt, aber wir haben so etwas nicht. Wir werden die Beute teilen und noch heute Nacht getrennte Wege gehen.«
    »Klingt gut«, sagte einer der Seeleute.
    »Dann macht, dass ihr an die Ruder kommt! Die Sklaven sind halb tot, und ich will, dass wir uns noch vor Sonnenuntergang trennen!«, schrie Knute.
    Genau in diesem Augenblick war durch den Sturm Bärs Stimme zu hören. »Es gehört mir! Ich hatte es schon in den Händen!«
    Alle Augen richteten sich auf das sinkende Schiff, und im zuckenden Licht eines Blitzes konnten sie Bär erkennen. Er stand an der Reling, kletterte langsam hinauf und schüttelte die Faust hinter der sich entfernenden Galeere her. Dann sprang er ins Wasser.
    Der Anblick von Bär, wie er ins Wasser sprang, als ob er hinter ihnen herschwimmen wollte, brachte die Seeleute dazu, sich zu beeilen – wie Pferde, denen man die Sporen gibt. Unter ihnen begann die Trommel des Hortators zu dröhnen, während die Sklaven von den Ketten losgemacht und von übereifrigen Piraten beiseite gestoßen wurden.
    Knute verharrte einen Moment, um noch einmal dorthin zu blicken, wo Bär gestanden hatte, wo seine Silhouette sich vor dem Hintergrund des zuckenden Blitzes deutlich abgezeichnet hatte. Einen Augenblick lang hätte Knute schwören können, dass Bärs Auge rot geglüht hatte.

    Knute erschauderte und riss seine Gedanken von Bär los. Der Mann war schrecklich, wenn er wütend war, und er besaß übermenschliche Kräfte, doch selbst Bär würde nicht in der Lage sein, einfach so in die Stadt des Prinzen zu stürmen und nach Knute zu suchen.
    Knute lächelte. Die Männer, die auf ihn warteten, rechneten mit einem Schiff voller Reichtümer und einer toten Mannschaft. Unter Deck standen vergifteter Wein und vergiftetes Bier bereit; Knute würde es wenige Minuten, bevor sie den Treffpunkt erreichten, verteilen. Zu dem Zeitpunkt, da die Fracht gelöscht und auf Wagen verstaut sein würde, würden alle Piraten und Sklaven nur noch Leichen sein. Auch seine eigenen Leute würden dran glauben müssen; das war ein unglücklicher Umstand, der sich leider nicht vermeiden ließ. Außerdem bedeutete es, dass mehr für ihn und die Männer mit den Wagen übrig blieb.
    Sein ganzes Leben lang hatte er auf eine solche Gelegenheit gewartet, und er würde mit aller Skrupellosigkeit vorgehen, um für sich das Beste herauszuholen. Keiner dieser Männer würde auch nur einen Finger rühren, um ihm zu helfen, wenn sein Leben in Gefahr wäre, das wusste Knute – was schuldete er ihnen dann also?
    So etwas wie Ehre unter Dieben mochte es bei den Spöttern geben, wo die Schläger des Aufrechten für ein ehrenvolles Verhalten sorgten, doch auf einem Schiff wie dem von Bär galt die schlichte Regel, dass nur die Stärksten – oder die Klügsten – überlebten.

    Knute rief seine Befehle, und das Schiff neigte sich zur Seite, als es den Bug gegen die Wellen richtete und auf einen sicheren Kurs in größerer Entfernung von den Riffen der Witwenspitze ging. Kurz darauf hatte das Schiff die letzten unter der Wasseroberfläche gelegenen Felsen hinter sich gelassen, und die Ruderer ließen es mit gleichmäßiger Geschwindigkeit dahingleiten. Der kleine Lotse begab sich nach achtern und schaute über das sich wie ein Fächer verbreiternde Heck der Galeere. Für einen kurzen Augenblick glaubte er, etwas im Wasser zu sehen – einen Schwimmer, der dem Schiff mit gewaltigen Schwimm-zügen folgte.
    Knute strengte seine Augen an und spähte durch die Dunkelheit, aber er konnte nichts mehr von dem Schwimmer erkennen. Er rieb sich die Augen. Es musste die Aufregung sein, dachte er, die Chance, endlich reich zu sein und nicht mehr unter der Fuchtel von Männern wie Bär zu stehen.
    Als er seine Gedanken auf die Zukunft richtete, grinste er erneut. Er hatte einige Abmachungen getroffen. Er würde die Fuhrleute bezahlen, sie töten lassen, falls es notwendig werden würde, und zu dem Zeitpunkt, da er Krondor erreichte, würden all die silbernen Münzen, goldenen Ketten und funkelnden Edelsteine nur noch ihm allein gehören.
    »Wohin fahren wir?«, fragte einer der Piraten.
    »Kapitän«, sagte Knute.
    »Was?«

    »Wohin fahren wir, Kapitän«,
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