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Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Autoren: Die Traenen der Götter
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bald danach.
    Die Rudergeräusche waren verstummt. Jetzt kam der gefährlichste Teil von Knutes Plan. Er ließ die Ruderpinne los, sprang zu den Webeleinen und kletterte nach oben.
    Allein ließ er ein kleines Segel herunter und zurrte es fest.
    Dieses kleine Segel war alles, was er hatte, um zu verhindern, dass das Schiff sich quer zu den Wogen stellte und am Strand zerschellte.
    Als er wieder an der Ruderpinne stand, legte sich eine Hand auf seine Schulter und wirbelte ihn herum. Er sah sich einem gehässigen Grinsen spitz zugefeilter Zähne gegenüber, und dunkle Augen musterten ihn. »Shaskahan trinken kein Bier, kleiner Mann.«
    Knute erstarrte. Er schob verstohlen eine Hand an den Gürtel, in dem ein Dolch versteckt war, wartete jedoch erst mal ab, was der Kannibale als Nächstes tun würde. Der Mann stand völlig reglos da. »Trinken kein Bier«, wiederholte er.
    »Ich gebe dir die Hälfte von dem Gold«, flüsterte Knute.

    »Ich werde mir alles nehmen«, sagte der Kannibale, während er sein großes Gürtelmesser zog. »Und dann werde ich dich essen.«
    Knute sprang zurück und zog sein eigenes Messer. Er wusste, dass er gegen den erfahrenen Kämpfer keine Chance hatte, aber er kämpfte um sein Leben und den größten Schatz, den er jemals gesehen hatte. Er wartete, betete darum, ein paar Augenblicke mehr Zeit zu bekommen.
    »Shaskahan trinken kein Bier«, sagte der Kannibale noch einmal. Knute sah, dass die Beine des Mannes zu zittern begannen, als er einen Schritt nach vorn machte.
    Plötzlich sank er auf die Knie, seine Augen wurden leer.
    Dann fiel er vornüber aufs Gesicht.
    Knute kniete sich vorsichtig neben dem Mann hin und untersuchte ihn. Nachdem er sich zum Gesicht des Kannibalen hinuntergebeugt und einmal geschnüffelt hatte, stand er wieder auf und steckte sein Messer zurück in die Scheide.
    »Du trinkst zwar kein Bier, du mordender Sohn einer elenden Hure, aber dafür trinkst du Brandy.«
    Mit einem Lachen ließ Knute die Ruderpinne los, als das Schiff vorwärts in die Brecher glitt. Er richtete es wie einen Pfeil auf eine lange, flache Stelle des Strandes, und als sich das Schiff mit dem Bug voran in den Sand bohrte, sah er die drei großen Wagen, die oben auf den Klippen standen. Sechs Männer, die am Ufer gesessen hatten, sprangen auf, als das Schiff im Sand zum Stillstand kam.

    Knute hatte angeordnet, dass die Wagen nicht herunter in die Bucht kommen sollten, denn wenn sie erst einmal beladen wären, würden ihre Räder bis zu den Naben im Sand versinken. Die Fuhrleute würden das ganze Gold die kleine Klippe hinauf zu den Wagen schaffen müssen. Das würde harte, schweißtreibende Arbeit werden.
    Kaum war das Schiff richtig zum Stillstand gekommen, rief Knute den Männer bereits seine Anweisungen zu. Die sechs Fuhrleute eilten herbei, während Knute sein Messer zog. Zunächst würde er sich darum kümmern, dass niemand sich von einer zu kleinen Dosis Gift erholen konnte, dann wollte er dafür sorgen, dass der Schatz nach Krondor kam.
    Es gab einen einzigen Mann auf der ganzen Welt, von dem er wusste, dass er ihm trauen konnte, und dieser Mann würde ihm helfen, die Reichtümer zu verstecken. Dann würde Knute feiern, sich betrinken, eine Schlägerei anzetteln und ins Gefängnis geworfen werden.
    Sollte Bär doch versuchen, ihn zu erwischen, dachte Knute, falls er durch irgendein Wunder tatsächlich überlebt hatte. Sollte dieses verrückte Vieh von einem Piraten doch versuchen, ihn in den Eingeweiden des stärksten Gefängnisses der Stadt zu erwischen, umgeben von der Stadtwache. Das war völlig unmöglich. Die Stadtwachen würden Bär gefangen nehmen, das war das Mindeste; viel wahrscheinlicher war, dass sie ihn töten würden. Wenn Knute erst einmal genau über Bärs Schicksal Bescheid wusste, konnte er um sein eigenes Leben handeln. Denn er war der einzige Mensch, der wusste, wo das ishapianische Schiff gesunken war. Er könnte die Männer des Prinzen und einen Repräsentanten der Wrackberger-Gilde an den Ort führen, und der Magier der Wrackberger-Gilde würde das Schiff heben, und sie würden sich das Schmuckstück holen können, hinter dem Bär hergewesen war. Und dann würde er ein freier Mann sein, während Bär in den Verliesen des Prinzen verrotten, am Galgen hängen oder für immer auf dem Grund des Meeres ruhen würde. Und jeder würde denken, der Rest des Schatzes wäre mit dem Piratenschiff gesunken und in den tiefen Meeresgraben eine Meile vor der Küste abgerutscht.
    Knute
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