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Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Autoren: Die Traenen der Götter
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unerwarteten Schmerzes auf. Er war vom Knauf des Messers getroffen worden, daher war auch kein Blut zu sehen – noch nicht einmal seine Tunika war zerfetzt –, aber es tut verflucht weh!, dachte er.
    Allmählich kamen jedoch James’ Übung und seine kampferprobten Reflexe zum Tragen, und er drehte sich mit dem Angreifer; sein Rapier zuckte vor, als der Mann an ihm vorbeiglitt, und dann, als auch dieser Angreifer auf die Knie sank und vornüberfiel, stand er hinter ihm. James brauchte nicht einmal nachzusehen; er wusste auch so, dass er Rotwams mit einer einzigen Bewegung die Kehle durchgeschnitten hatte.
    James wischte sein Rapier am Hemd des Mannes ab, den er zuerst getötet hatte, und steckte es zurück in die Scheide. Anschließend rieb er sich die schmerzende linke Schulter, schüttelte den Kopf und murmelte fast unhörbar:
    »Idioten.« Während er weiterging, wunderte er sich einmal mehr darüber, wie dumm die Menschen sein konnten. Für einen jeden begabten, hervorragenden Mann wie Prinz Arutha schien es hunderte – nein, tausende – von dummen Männern zu geben.
    James verstand die kleinlichen Motive und beschränkten Gelüste, die einen Großteil der Bürger antrieben, vermutlich besser als die meisten anderen Männer am Hofe des Prinzen. Während er die beiden toten Männer hinter sich zurückließ, gestand er sich ein, dass die meisten Einwohner von Krondor anständige Leute waren – Leute, die sich vielleicht mit kleinen Diebstählen befleckten, die bei den Angaben der Maße und Gewichte mogelten oder zu kleinen Lügen griffen, was ihre Steuern betraf. Im Großen und Ganzen waren es jedoch gute Menschen.
    Was die Übrigen betraf, so hatte er Bekanntschaft mit den Schlimmsten und den Besten von ihnen gemacht. Er war Mitglied einer Bruderschaft gewesen, die unter Einsatz aller Mittel – bis hin zu Mord – oberflächliche Ziele verfolgte, und war danach zu einer Gefolgschaft von Männern gestoßen, die eines höheren Zieles wegen bereit waren, ihr eigenes Leben zu opfern.
    Er hatte den Ehrgeiz, so edel zu werden wie sie, aber nicht durch den bloßen Zufall der Geburt, sondern durch die Kraft des eigenen Willens und die Klarheit der Erkenntnis. Er wollte, dass man sich eines Tages an ihn als einen großen Verteidiger des Königreichs erinnerte.
    Es kam ihm geradezu wie Ironie vor, als ihm einfiel, dass dies in Anbetracht der gegenwärtigen Umstände ziemlich unwahrscheinlich war. Er hatte den Auftrag, ein Netzwerk von Spionen zu erschaffen, die im Dienste der Krone agieren sollten. Er bezweifelte jedoch, dass Prinz Arutha es gutheißen würde, wenn er den Damen und Herren am Hofe davon erzählen würde.
    Als er dann aber um eine weitere Ecke bog – und dabei reflexartig in die Schatten starrte, um festzustellen, ob dort nicht noch jemand lauerte –, rief er sich in Erinnerung, dass das Entscheidende die Tat war und nicht der Ruhm, den man dafür erntete.
    Während er sich gedankenverloren die rechte Schulter rieb, merkte er plötzlich, wie sehr sie durch das Handgemenge in Mitleidenschaft geraten war. Die kleine Rangelei mit den beiden Straßenräubern machte ihm einmal mehr klar, dass er immer noch unter den Nachwirkungen der Geschehnisse in der Wüste litt, als er sich in der Hand der Nachtgreifer – einer Bande fanatischer Assassinen –
    befunden hatte. Er war bereits wenige Tage, nachdem er nach Krondor zurückgekehrt war, wieder auf den Beinen gewesen, doch selbst jetzt, nach drei Wochen, fühlte er sich noch immer nicht ganz in Ordnung. Und seine schmerzenden Schultern würden ihn auch weiterhin daran erinnern – zumindest noch ein paar Tage lang.
    James seufzte laut. »Ich fürchte, ich bin im Augenblick nicht so schnell wie früher«, murmelte er vor sich hin.
    Er folgte einem weiteren Gässchen, bog um eine Ecke und erreichte die Straße, die zum Nordtor führte. Er kam an einem neuen Waisenhaus vorbei, das vor kurzem von jenem Orden eröffnet worden war, der der Göttin Dala diente, die auch als »Schild der Schwachen« bekannt war.

    Das Zeichen über der Tür zeigte einen gelben Schild mit dem Symbol des Ordens darin. Es war vor allem Prinzessin Anitas Unterstützung zu verdanken, dass der Orden dieses Gebäude als Eigentum erhalten hatte. James fragte sich geistesabwesend, wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wenn er nicht in der Diebesgilde, sondern an einem solchen Ort gelandet wäre, nachdem seine Mutter gestorben war.
    In einiger Entfernung konnte er zwei Wachen erkennen, die mit
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