Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Autoren: Die Traenen der Götter
Vom Netzwerk:
wiederholte Knute kalt.
    Der Pirat zuckte die Schultern, als ob das keine Rolle spielen würde. »Wohin fahren wir, Kapitän? Wie weit die Küste runter sind deine Männer?«
    Knute grinste. Er wusste, dass dieser Mann – wie auch alle anderen in der Mannschaft – ihn fröhlich den Kapitän spielen lassen würde – bis zu dem Augenblick, da sie ihm die Kehle durchschneiden würden, weil sie glaubten, es würde sie reich machen. Er spielte das Spiel mit. »Wir werden uns am Strand nördlich von Fischstadt – ein Stück außerhalb von Krondor – mit einer Bande treffen.«
    »In Fischstadt also«, sagte der Mann und fügte dann schnell hinzu: »Kapitän.«

    Die Mannschaft ruderte die ganze Nacht. Als es nicht einmal mehr zwei Stunden bis zur Dämmerung waren, rief Knute einen der Seeleute zu sich, denen er am meisten vertraute. »Wie sieht’s aus?«
    »Bärs Männer sind nervös, aber sie sind nicht klug genug, um irgendwas zu planen, solange sie Angst haben, dass ihnen dann die Beute durch die Lappen geht. Sie sind jedoch fürchterlich nervös. Man kann eben nicht jemanden wie Bär aufs Kreuz legen und danach ruhig schlafen.«
    Knute nickte. »Wenn also alles in Ordnung ist – unten sind ein bisschen Wein und Bier. Nehmt euch was davon«, sagte er.

    »Geht klar, Kapitän«, sagte der Mann, und sein Grinsen wurde breiter. »Eine Feier, was? Das wird der Sache die Krone aufsetzen.«
    Knute erwiderte das Grinsen, sagte jedoch nichts.
    Schon wenige Minuten später drang der Lärm der Feiernden vom Unterdeck herauf. Stundenlang hatte Knute nichts anderes gehört als eine unheilvolle Stille, nur von den Geräuschen rhythmischen Ruderns, dem Quietschen der Ruder in ihren Dollen, dem Knirschen und Ächzen des Rumpfs und dem Rasseln von Flaschenzügen in der Takelage unterbrochen. Jetzt erklang Stimmengemurmel; einige Männer machten Witze, andere wirkten überrascht, als ein paar ihrer Kameraden mit Fässern und Bechern die Runde entlang der Ruderbänke machten.
    Einer der Piraten warf Knute quer über das Deck einen Blick zu, was der zum Anlass nahm, dem Mann zuzurufen:
    »Sag den Männern oben in der Takelage, dass sie kurz runtergehen und was trinken sollen! Ich werde das Ruder übernehmen!«
    Der Pirat nickte und rief nach oben, während Knute zum Heck ging. »Geh und hol dir was zu trinken. Ich werde unsere Hübsche an Land steuern«, sagte er zu dem Steuermann.
    »Wirst du sie auf den Strand setzen, Kapitän?«
    Knute nickte. »Wir kommen kurz nach der Ebbe an. Mit all der Beute liegt sie so schwer im Wasser wie eine trächtige Sau. Wenn wir die Ladung gelöscht haben und die Flut kommt, wird sie leicht wieder freikommen, und wir können sie zurück aufs offene Meer steuern.«
    Der Mann nickte. Er kannte die Gegend um Fischstadt.
    Die Strände waren sanft, und Knutes Plan erschien ihm überaus sinnvoll.
    Knute hatte sich für ein langsam wirkendes Gift entschieden. Als er das Ruder übernahm, schätzte er, dass die ersten Männer umkippen würden, wenn sie den Strand erreichten. Mit ein bisschen Glück würden die Männer, die noch am Leben sein würden, glauben, dass ihre Kumpane vom Trinken bewusstlos geworden waren. Mit noch ein bisschen mehr Glück würden die Männer mit den Wagen, die er in Krondor angeheuert hatte, keine Kehlen durchschneiden müssen. Es waren Fuhrleute, die gegen ein festes Entgelt arbeiteten, und keine Schläger.
    Knute hatte eine Lüge auf die andere gesetzt. Die Fuhrleute glaubten, dass er für den Aufrechten arbeitete, den Anführer der Diebesgilde von Krondor. Knute wusste, dass es ihm ohne diese Lüge nicht möglich sein würde, sie zu kontrollieren, wenn sie erst einmal die Reichtümer sehen würden, die er in die Stadt bringen wollte. Wenn die Fuhrleute nicht glaubten, dass eine umbarmherzige Macht hinter Knute stand, würde er am nächsten Morgen so tot sein wie der Rest seiner Mannschaft.
    Das Geräusch der Wellen veränderte sich. Knute konnte hören, wie in einiger Entfernung Brecher an den Strand rollten. Er brauchte sich noch nicht einmal genauer umzuschauen, um zu wissen, wo er sich befand.

    Einer der Piraten kam die Treppe heraufgestolpert und sprach ihn an. Seine Stimme klang undeutlich. »Kapitän, was ist in dem Bier? Die Jungs kippen um wie …« Knute lächelte den Seemann an, einen jungen Schläger von vielleicht achtzehn Jahren. Der Bursche stürzte vornüber auf die Planken. Von unten riefen ein paar Stimmen herauf, doch sie klangen gedämpft und erstarben schon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher