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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5
Autoren: Ins Reich der Finsternis
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Talnoy am nächsten
gelegene Siedlung war Malabra, und von dort aus
war die Straße nach Süden stärker bereist. Er ritt seine Pferde beinahe bis zur Erschöpfung und tauschte
zweimal in Städten am Weg Reittiere ein. Zweimal
musste er Banditen entkommen, und dreimal hatte er
die kritischen Blicke örtlicher Soldaten ertragen.
Zwei der Begegnungen hatten in Bestechung geendet.
    Nun empfand er ein Gefühl von Vergeblichkeit. Er
hatte gehofft, Jojanna und Jörgen zu finden, obwohl
er selbst nicht so recht wusste, was er eigentlich tun
wollte, sobald er sie gefunden hatte. Man hatte ihn
zur Strafe wegen seines Anteils an der Vernichtung
des Volks der Orosini und seiner Intrigen gegen die
Nachbarländer nach Novindus geschickt.
    Er hatte in den Augen seiner ehemaligen Feinde
einiges wiedergutgemacht, indem er dem Konklave
Nachricht von dem Talnoy brachte, und schließlich
hatten sie ihm vollkommen verziehen, nachdem er
eine wichtige Rolle bei der Vereitelung der Pläne der
Nachtgreifer gegen den Thron des Kaiserreichs von
Groß-Kesh gespielt hatte. Aber er fühlte immer noch
eine Verpflichtung gegenüber Jojanna und Jörgen,
und für Kaspar war eine nicht bezahlte Schuld wie
ein Geschwür, das sich immer mehr entzündete. Er
wollte dafür sorgen, dass die beiden in Sicherheit
waren, und ihnen genug Geld hinterlassen, um den
Rest ihres Lebens in Wohlstand zu verbringen.
    Die kleine Börse, die er bei sich trug, machte ihn
in diesem Land zu einem wohlhabenden Mann. Er
war schon zuvor im Osten unterwegs gewesen, zu
Fuß und mit dem Wagen, und er hatte gesehen, wie
es hier nach dem großen Krieg gegen die Smaragdkönigin aussah. Das Land hatte selbst dreißig Jahre
nach dem Krieg noch Mühe, sich zu erholen. Kupfermünzen waren selten, Silber sah man so gut wie
nie, und eine einzelne Goldmünze war das Leben
eines Mannes wert. Kaspar trug genug Gold bei sich,
um eine kleine Armee anzuwerben und sich als örtlicher Adliger niederzulassen.
    Er verließ die Hütte und dachte darüber nach, was
er als Nächstes tun würde. Er war direkt durch das
Dorf Heslagnam geritten, als er zum Hof gekommen
war, und es lag auf seinem Weg zurück zur TalnoyHöhle. Er würde es nach Sonnenuntergang erreichen –
bei seinem ersten Weg vom Hof dorthin hatten sie
zwei Tage und einen halben Morgen gebraucht –, und
das örtliche Gasthaus war zwar nicht bemerkenswert,
aber brauchbar, und er hatte in den letzten drei Jahren
an erheblich schlimmeren Orten geschlafen.
    Er holte so viel wie möglich aus seinem Pferd heraus und traf kurz nach Einbruch der Dunkelheit in
Heslagnam ein. Das halb verfallene Gasthaus war,
wie er es in Erinnerung hatte, obwohl es wirkte, als
wäre es neu gekalkt worden; im Dunkeln ließ sich
das schwer sagen.
    Als niemand erschien, nachdem er in den Stallhof
geritten war, nahm er seinem Pferd selbst Zaumzeug
und Sattel ab und rieb es trocken. Als er damit fertig
war, war er müde, gereizt und brauchte unbedingt,
was in diesem Teil der Welt als etwas zu trinken
durchging.
    Er marschierte um das Gasthaus herum zur Vordertür und schob sie auf. Im Schankraum saßen nur
zwei Dorfbewohner an einem Tisch vor der Feuerstelle, und der Besitzer des Gasthauses, ein stiernackiger Mann namens Sagrin, stand hinter der Theke.
Kaspar ging auf den Mann zu, der ihn genau beobachtete.
    »Ich vergesse nie ein Gesicht«, sagte Sagrin,
»auch wenn ich mich nicht an einen Namen erinnern
kann, und ich habe Euch schon einmal gesehen.«
    »Kaspar«, sagte der ehemalige Herzog und zog die
Handschuhe aus. »Ich habe ein Pferd hinten. Wo ist
Euer Diener?«
    »Hab keinen«, antwortete Sagrin. »Keine Jungen
mehr in der Stadt. Alle abgeholt, um im Krieg zu
dienen.«
    »Welchem Krieg?«
»Wer weiß? Es gibt doch immer einen, oder
nicht?« Er zeigte mit dem Daumen über die Schulter
in die Richtung des Stallhofs. »Ihr könnt das Pferd
umsonst in den Stall bringen, da ich niemanden habe,
der sich darum kümmert, aber Ihr müsst morgen früh
selbst das Futter in Kelpitas Laden gegenüber kaufen.«
»Ich habe Hafer dabei. Ich kümmere mich um das
Tier, bevor ich mich hinlege. Was habt Ihr zu trinken?«
»Bier und Wein. Wer den Wein kennt, nimmt das
Bier«, sagte der Wirt.
»Also Bier.«
Das Bier wurde vor ihn hingestellt, und Sagrin
musterte Kaspar noch einmal mit zusammengekniffenen Augen. »Ihr wart hier, nicht wahr? Vor etwa
zwei Jahren?«
»Eher drei.«
»Ich kann es nicht genau sagen
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