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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4
Autoren: Der Flug der Nachtfalken
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und diese Schläge waren ebenso aufrichtig wie wirkungslos, als beide Jungen versuchten, sich weit genug voneinander loszureißen, um einen entscheidenden Hieb anbringen zu können, während sie gleichzeitig verhindern
wollten, dass ihr Gegner wirkungsvoller zurückschlug.
Das Ergebnis sah eher aus wie sinnloses Ringen als wie
eine ernsthafte Prügelei.
    Die Jungen schienen etwa gleich groß und gleich alt
zu sein – etwa sechzehn Sommer. Der Dunkelhaarige
trug ein kastanienbraunes Hemd und eine Lederhose. Er
war ein wenig kleiner, hatte aber breitere Schultern und
war vermutlich der Stärkere von beiden. Der Junge mit
dem dunkelblonden Haar trug ein blaues Hemd und eine
Lederhose. Er hatte die größere Reichweite und war ein
wenig schneller.
    Sie waren beinahe ihr Leben lang wie Brüder aufgewachsen, und wie es bei Brüdern nun einmal war, neigten sie dazu, sich selbst wegen Kleinigkeiten zu streiten.
Beide sahen auf eine raue Art gut aus: Sie waren sonnenverbrannt und verfügten über die zähe Kraft, die man
durch lange Stunden schwerer Arbeit und kaum ausreichende Ernährung erhält. Sie waren beide nicht dumm,
aber im Augenblick verhielten sie sich nicht besonders
intelligent.
    Der Grund ihres derzeitigen Konflikts kam hinter ihnen zur Tür hinausgeeilt und schrie zornig: »Tad! Zane!
Hört sofort auf, oder ich gehe mit keinem von euch zum
Fest!«
    Die wild Kämpfenden schienen diese Warnung nicht
zu hören, während sie sich im Staub rollten. »Er hat angefangen!«, rief der Dunkelhaarige.
»Nein, hab ich nicht!«, erwiderte der andere.
    Das Mädchen war im gleichen Alter wie die Rivalen.
Sie hatte braunes Haar wie Zane und grüne Augen wie
Tad, und sie war klüger als beide zusammen und wahrscheinlich das hübscheste Mädchen in Stardockstedt.
    Eine Frau war Ellie aus dem Haus gefolgt, und nun
goss sie den Eimer Brunnenwasser, den sie mitgebracht
hatte, kurz entschlossen über den Jungen aus.
    Beide schrien erschrocken auf, und sie ließen einander
los und setzten sich hin. »Ma!«, rief der Blonde. »Warum
hast du das getan? Jetzt bin ich überall schlammig.«
    »Dann geh und wasch den Schlamm ab, Tad.« Die
Frau war hoch gewachsen und sah selbst in ihrem
schlichten Kleid aus grob gesponnener Wolle königlich
aus. In ihrem hellbraunen Haar gab es schon ein wenig
Grau, und ihr Gesicht war sonnenverbrannt und nicht
ohne Falten, aber ihre Haltung war die einer viel jüngeren Frau. Nach einem Blick auf den dunkelhaarigen Jungen fügte sie hinzu: »Du auch, Zane.« Ihre braunen Augen blitzten trotz ihrer strengen Miene vergnügt. »Caleb
wird bald hier sein, und dann werden wir aufbrechen, ob
mit euch beiden Rowdys oder ohne euch.«
    Die beiden Jungen standen auf und wischten sich den
Staub ab, so gut sie konnten. Die Frau warf ihnen ein
großes Tuch zu. »Reibt euch damit den Schlamm ab, und
dann geht zum Brunnen, und wascht es aus!«, wies sie
sie an. »Es ist eins von meinen guten Küchentüchern.«
    Ellie betrachtete die zögernden Streithähne. »Ihr seid
wirklich Idioten. Ich habe doch gesagt, ich werde mit
euch beiden gehen.«
    »Aber du hast es zuerst zu mir gesagt«, maulte Tad.
»Das bedeutet, dass du zuerst mit mir tanzen wirst.«
»Nein, tut es nicht«, erwiderte Zane, bereit, erneut die
Fäuste einzusetzen.
»Hört auf, bevor alles wieder von vorn anfängt!«, rief
die ältere Frau. »Und jetzt geht, und säubert euch!« Murrend gehorchten die beiden.
»Marie, warum streiten sie sich dauernd?«, fragte Ellie.
»Sie langweilen sich nur.« Dann sah sie das Mädchen
an. »Wann wirst du es ihnen sagen?«
Ellie stellte sich unwissend. »Was sagen?«
Marie lachte. »Du solltest es ihnen lieber bald erzählen, Mädchen. Es ist ein ziemlich schlecht gehütetes Geheimnis, und wahrscheinlich werden sie schon auf dem
Fest davon erfahren.«
Das Mädchen runzelte die Stirn und setzte eine gereizte Miene auf. »Wir waren einmal wie eine Familie.«
»Dinge ändern sich.« Die ältere Frau sah sich um.
»Als ich mit meinen Eltern hierher kam, war Stardockstedt ein kleines Dorf. Jetzt ist es doppelt so groß. Die
Akademie war erst halb fertig, und schau sie dir jetzt
an!«
Ellie nickte, und beide spähten zu der Insel, die in einiger Entfernung aus dem See aufragte. »Ich sehe es jeden Tag, Marie. Genau wie du.«
Das massive Gebäude dominierte die Insel in der Mitte des Großen Sternensees, wo es sich erhob wie ein
dunkler Berg. Das Dorf am Rand der Akademie bedeckte
nun den
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