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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4
Autoren: Der Flug der Nachtfalken
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sich
reine Böswilligkeit, ein Miasma der Finsternis, so gewaltig, dass der Junge hintenüberfiel und hilflos sitzen blieb.
    Pug sah die dunkle Armee der Dasati, die auf ihn zumarschierte, direkt aus den Wellen, die das hassenswerte
Ding am Himmel schwarz gefärbt hatte. Er kam langsam
auf die Beine, ballte die Fäuste und blieb trotzig stehen,
aber er wusste, er war machtlos. Er sollte imstande sein,
etwas zu tun, aber er war nur ein Junge, nicht einmal
vierzehn Sommer alt, nicht einmal ausgewählt, Lehrling
eines Handwerksmeisters zu werden, ein Junge ohne Familie und Namen, der in der Burg wohnte.
    Dann hob der Dasati-Krieger, der Pug am nächsten
stand, sein Schwert, und ein böswilliger Triumphschrei
erklang, wie ein Glockenschlag, der den Jungen in die
Knie zwang. Pug erwartete, dass die Klinge heruntergerissen würde, aber er sah, dass der Dasati zögerte. Hinter
ihm schien auch die Welle – die nun höher war als der
höchste Turm in der Burg in Crydee – einen Augenblick
innezuhalten, dann raste sie auf ihn zu und riss den Dasati mit, bevor er das Schwert auf den Jungen hinabsausen
lassen konnte.
    »Ah!«, sagte Pug und setzte sich im Bett auf. Er war
vollkommen nass geschwitzt.
»Was ist denn?«, fragte die Frau neben ihm.
Pug drehte sich zu seiner Frau um, die er in der Dunkelheit ihres Schlafzimmers eher spürte als sah. Er nahm
sich zusammen und sagte: »Ein Traum. Nichts weiter.«
Miranda setzte sich aufrecht hin und legte ihm die
Hand auf die Schulter. Mit einer beiläufigen Geste ließ
sie alle Kerzen im Schlafzimmer aufflackern. In diesem
sanften Licht sah sie, dass seine Haut vor Schweiß glänzte. »Es muss ein ziemlich schlimmer Traum gewesen
sein«, sagte sie leise. »Du bist völlig verschwitzt.«
Pug sah sie in dem warmen Licht an. Er war nun mehr
als sein halbes Leben mit Miranda verheiratet, und sie
war immer noch ein Rätsel für ihn, und manchmal eine
Herausforderung. Aber in Augenblicken wie diesem war
er dankbar, sie in seiner Nähe zu wissen.
Ihre Verbindung war von seltsamer Art, denn sie gehörten zu den mächtigsten Magiern auf Midkemia, und
das allein schon machte sie füreinander einzigartig. Darüber hinaus hatten ihre Geschichten sich schon überschnitten, bevor sie einander begegnet waren. Pugs Leben war von Mirandas Vater, Macros dem Schwarzen,
manipuliert worden, und selbst jetzt fragten sie sich noch
hin und wieder, ob ihre Ehe nicht einer von Macros’
schlauen Plänen gewesen war. Aber wie auch immer, sie
hatten im jeweils anderen eine Person gefunden, die die
Lasten und Herausforderungen ihres Lebens verstand,
wie es sonst niemand konnte.
Pug stand auf. Als er zum Waschbecken ging und ein
Tuch ins Wasser tunkte, sagte sie: »Erzähl mir von dem
Traum, Pug.«
Pug begann sich zu waschen. »Ich war wieder ein
Junge. Ich habe dir doch erzählt, wie ich am Strand einmal beinahe ertrunken wäre, am selben Tag, als Kulgans
Helfer Meecham mich vor dem Eber rettete. Diesmal
konnte ich den Strand nicht verlassen, und die Dasati
kamen aus dem Unwetter.«
Miranda lehnte sich an das kunstvolle Kopfteil des
Bettes, das Pug ihr vor vielen Jahren geschenkt hatte. »Es
ist verständlich, dass du so etwas träumst. Du fühlst dich
einfach überfordert.«
Er nickte, und einen Augenblick erkannte sie im weichen Licht der Kerzen den Jungen, der er einmal gewesen sein musste. Solche Augenblicke waren selten. Miranda war älter als ihr Mann – mehr als fünfzig Jahre älter –, aber Pug trug eine größere Verantwortung als jeder
andere im Konklave der Schatten. Er sprach selten darüber, aber sie wusste, dass ihm während des Krieges gegen die Smaragdkönigin vor vielen Jahren etwas zugestoßen war, als er von einem mächtigen Dämon so
schwer verbrannt worden war, dass er bereits im Sterben
gelegen hatte. Seitdem hatte er sich verändert, war demütiger und weniger selbstsicher. Die Veränderung fiel lediglich denen auf, die Pug sehr nahe standen, und auch
das nur selten, aber sie war vorhanden.
Pug sagte: »Ja, ich fühle mich überfordert. Das Ausmaß dieser Dinge … Es bewirkt, dass ich mich manchmal … nun ja, unbedeutend fühle.« Sie lächelte, stand
auf und stellte sich hinter ihren Mann. Pug war über hundert Jahre alt, aber er sah nicht älter aus als vierzig – sein
Körper war immer noch fest und muskulös, obwohl sich
in seinem Haar nun eine erste Spur von Grau zeigte. Er
hatte bereits die Spanne zweier normaler Menschenleben
hinter
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