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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1
Autoren: Der Silberfalke
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Erde und Blut getrampelt worden.
Für einen panischen Augenblick erstarrte Kieli, und ihm wurde vor Entsetzen beinahe übel. Er blinzelte die Tränen weg –
er wusste nicht einmal, ob es der Rauch oder sein Zorn gewesen war, der sie bewirkt hatte. Ganz in der Nähe lagen die
Leichen von drei Kindern, die man offenbar hinterrücks erschlagen hatte, als sie versuchten davonzulaufen. Dahinter
konnte er sehen, wie die Männer seines Dorfes verzweifelt
das Rundhaus verteidigten. Kieli wusste, dass sich dort drinnen die überlebenden Frauen und Kinder befanden – die Frauen mit Messern und Dolchen bewaffnet, um die Kinder zu
verteidigen, falls die Männer fallen sollten.
    Männer, die Kieli sein Leben lang gekannt hatte, wurden
niedergemetzelt, obwohl sie sich verzweifelt bemühten, ihre
Familien zu schützen. Die Soldaten hatten eine Schildmauer
gebildet und drängten mit gesenkten Speeren vorwärts, während hinter ihnen Soldaten zu Pferd warteten und in aller Ruhe mit Armbrüsten auf die Dorfbewohner schossen.
    Die Bogenschützen der Orosini erwiderten das Feuer, aber
das Ergebnis der Schlacht war selbst für einen unerfahrenen
Jungen wie Kieli offensichtlich. Er wusste, er würde diesen
Tag nicht überleben, aber er konnte auch nicht einfach hinter
den Eindringlingen stehen bleiben und überhaupt nichts unternehmen.
    Mit zitternden Knien ging er vorwärts, auf einen Mann auf
einem schwarzen Pferd zu, der offenbar der Anführer dieser
Mörder war. Neben ihm saß ein anderer Reiter in einem
schwarzen Waffenrock. Sein Haar war so dunkel wie seine
Kleidung, hinter die Ohren zurückgestrichen und schulterlang.
    Der Mann schien irgendwie zu spüren, dass jemand hinter
ihm war, denn er drehte sich genau in dem Augenblick um,
als Kieli auf ihn zurannte. Kieli sah das Gesicht des Mannes
ganz deutlich: den kurz geschnittenen, dunklen Bart, die lange
Nase, die ihm ein strenges Aussehen verlieh, und die nachdenkliche Miene, als wäre er gerade vollkommen in Gedanken versunken gewesen, als er Kielis Angriff bemerkte. Die
Augen des Mannes wurden ein wenig größer, als er den bewaffneten und bluttriefenden Jungen bemerkte, dann machte
er eine Bemerkung zu dem Offizier, der sich daraufhin ebenfalls umdrehte. Der Mann in Schwarz hob den Arm. Er hatte
eine kleine Armbrust in der Hand, mit der er nun in aller Ruhe
zielte.
    Kieli wusste, er musste zuschlagen, bevor der Mann die
Finger um den Abzug schloss. Aber zwei Schritte von dem
Reiter entfernt gaben seine Knie beinahe nach. Kielis neues
Schwert fühlte sich an, als wäre es aus Blei und Stein, und
sein Arm weigerte sich zu tun, was Kieli wollte, und dem
Eindringling einen tödlichen Schlag zu versetzen.
    Der Junge war nur noch einen Schritt entfernt, als der
Mann in Schwarz die Armbrust abschoss. Dann gaben Kielis
Knie nach. Der Bolzen traf ihn in die Brust, hoch oben in den
Muskel oberhalb der ersten Wunde.
    Die Wucht des Treffers riss ihn herum, und Blut spritzte
aus seiner Wunde und auf die beiden Männer. Das Schwert
fiel ihm aus der Hand, die nicht mehr zupacken konnte. Seine
Knie krachten auf den Boden, und er sackte nach hinten; sein
Blick trübte sich, als Schmerz und Schock ihn überwältigten.
    Stimmen erklangen, aber das Geräusch war gedämpft, und
er konnte nicht verstehen, was sie sagten. Einen kurzen Moment lang sah er etwas hoch am Himmel, einen kreisenden
Silberfalken, und es kam Kieli so vor, als blicke der Vogel
direkt zu ihm herab. Im Kopf hörte er abermals die Stimme: Lebe, kleiner Bruder, denn deine Zeit ist noch nicht gekommen. Sei meine Waffe und zerreiße unsere Feinde, wie ich es
mit meinen Krallen tun würde.
Sein letzter Gedanke galt dem Vogel.
     

Zwei
Kendricks Gasthaus
Die Schmerzen bohrten sich durch die Dunkelheit.
    Er konnte sich nicht dazu zwingen, die Augen zu öffnen,
aber er wusste, dass er noch am Leben war. Er spürte Hände,
die ihn berührten, und hörte wie aus weiter Ferne: »Der hier
lebt noch.«
    Eine andere Stimme sagte: »Schaffen wir ihn auf den Wagen. Er hat viel Blut verloren.«
Mit einem Teil seines Verstandes registrierte Kieli, dass er
Worte in der Händlersprache hörte, die man die Allgemeine
Sprache nannte, nicht in der Sprache der Orosini.
Er spürte ein weiteres Paar Hände. Als sie anfingen, ihn zu
bewegen, stöhnte er und verlor abermals das Bewusstsein.
    Schmerzen durchzuckten seinen ganzen Körper, als er erwachte. Diesmal zwang er sich, die Augen zu öffnen und den
Kopf zu
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