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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn
Autoren: Jim Butcher
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um die Uhr geforscht. Das Labor befand sich im Unterkeller, überall feuchter Stein und keine Fenster. Tagesrhythmus, pah. Der Wechsel von Tag und Nacht hatte mich nicht mehr interessiert. Ich hatte über viel zu viele Dinge nachdenken müssen, um auf solch triviale Einzelzeiten zu achten.
    Etwa neun Monate zuvor war meine Freundin durch mein Verschulden beinahe getötet worden. Vielleicht sogar Schlimmeres.
    Susan Rodriguez hatte damals als Reporterin für das Käseblatt Midwestern Arcane gearbeitet. Sie zählte zu den wenigen Menschen, die bereit waren zu akzeptieren, dass das Übernatürliche Realität war. Sie hatte sich auf jedes Detail und jede Story gestürzt, denn sie wollte möglichst viele Beweise ausgraben, um das Bewusstsein der Öffentlichkeit wachzurütteln. Aus diesem Grund war sie mir zu einer Vampirparty gefolgt.
    Dort hatten die Monster sie erwischt.
    Billy hatte recht mit seiner Einschätzung, dass die Vampire des Roten Hofs sie verändert hatten. Eine genauere Beschreibung wäre vielleicht, dass die Vampire sie infiziert hatten. Äußerlich war sie immer noch ein Mensch, aber sie litt an dem makabren Durst der Vampire. Wenn sie ihn jemals stillte, würde sie sich völlig in einen Vampir verwandeln. Ein Teil von ihr würde sterben, und sie würde mit Leib und Seele zu den Monstern gehören.
    Deshalb die Forschung. Ich suchte nach einem Weg, ihr zu helfen. Ich wollte einen Impfstoff herstellen oder sonst wie ihren Körper reinigen. Irgendetwas musste es doch geben. Ich hatte Susan einen Heiratsantrag gemacht. Sie hatte ihn abgelehnt und die Stadt verlassen. Nach wie vor erschien jedoch ihre Kolumne im Arcane. Anscheinend schickte sie die Beiträge per Post in die Redaktion, daher wusste ich wenigstens, dass sie noch lebte. Sie hatte mich gebeten, sie nicht zu suchen, und ich hatte es nicht getan. Das würde ich auch nicht tun, solange ich nicht einen Weg gefunden hatte, sie aus dem Schlamassel zu befreien, den ich ihr eingebrockt hatte.
    Es ging gar nicht anders, ich musste eine Lösung finden. Ich ließ den Kopf hängen und schnitt eine Grimasse, bei der sich alle Gesichtsmuskeln verkrampften und weh taten. Die Brust wurde mir eng, und in meinem Innern brannte eine nutzlose, ohnmächtige Flamme. Ich bin ein Magier, ich hätte fähig sein sollen, Susan zu beschützen. Ich hätte sie retten müssen, ich hätte ihr helfen müssen. Ich hätte klüger, schneller und besser sein müssen.
    Du hättest ihr sagen müssen, dass du sie liebst, bevor es zu spät war.
    Es fiel mir schwer, nicht zu weinen. Ich musste meine ganze, in vielen Jahren erworbene und antrainierte Selbstdisziplin aufbieten. Das nützte doch alles nichts. Tränen würden mir nicht helfen, eine Möglichkeit der Heilung für Susan zu finden.
    Ich war so verdammt müde.
    Die Hände behielt ich vor dem Gesicht, denn ich wollte nicht, dass jemand mich heulen sah.
    Es dauerte lange, bis ich mich wieder unter Kontrolle hatte. Ich weiß nicht, wie lange, aber die Schatten waren ein ganzes Stück gewandert, und ich briet im Auto, obwohl ich die Scheiben heruntergekurbelt hatte.
    Da fiel mir ein, wie dumm es war, dass ich auf der Straße im Wagen hockte und nur darauf wartete, dass noch weitere Vampirkiller mich am helllichten Tag fanden. Ich war müde und hungrig, hatte jedoch kein Geld, um etwas essen zu gehen, und nach dem Stand der Sonne blieb nicht mehr genug Zeit, in die Wohnung zu fahren und eine Suppe zu löffeln. Nicht, wenn ich den Termin mit Ms. Sommerset einhalten wollte.
    Ich brauchte diesen Auftrag. Billy hatte völlig recht. Wenn ich nicht bald wieder meinen Lebensunterhalt verdiente, würde ich das Büro und die Wohnung verlieren. In einem Pappkarton in einer Gasse konnte ich nicht viel Forschung betreiben.
    Also war es an der Zeit, mich in Bewegung zu setzen. Auch wenn es nichts nützte, kämmte ich mir mit gespreizten Fingern die Haare, ehe ich ins Büro fuhr. Unterwegs verriet mir eine Uhr, dass ich schon ein paar Minuten zu spät dran war. Dies und meine äußere Erscheinung würden die Klientin sicherlich völlig für mich einnehmen. Na, wundervoll. Mein Büro befindet sich in der Innenstadt. Eigentlich ist es kein besonders vornehmes Gebäude, aber an diesem Tag sah ich so aus, als hätte ich nicht einmal dort etwas zu suchen. Der ältere Wachmann am Eingang funkelte mich böse an. Ein Glück, dass er mich von früher kannte. Ein neuer Wächter hätte mich wahrscheinlich ohne Zögern achtkantig hinausgeworfen. Ich nickte ihm
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