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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn
Autoren: Jim Butcher
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auf jetzt!«
    Der Wolf schoss seitlich davon, und die Frau drehte sich sofort zu mir um. Ihr Gesicht war vor Wut verzerrt, zwischen den Reißzähnen lief Speichel aus dem Mund.
    Ich zielte auf ihren Bauch und drückte ab.
    Die Schrotflinte knallte und prallte heftig gegen meine Schulter. Kaliber 10 vielleicht oder Hohlspitzmunition. Die Frau krümmte sich, stieß ein Kreischen aus und fiel auf den Rücken. Allerdings blieb sie nicht lange liegen, gleich darauf war sie wieder auf den Beinen. Ihre zerlumpten Kleider waren völlig blutig, und ihr Gesicht war nicht im Entferntesten menschlich. Sie rannte an mir vorbei zum Truck und sprang hinten auf. Der Schütze zog seinen Partner wieder herein, und der Fahrer gab Gas. Grasbrocken flogen auf, ehe die Reifen griffen, dann raste der Wagen zurück auf die Straße und fädelte sich in den fließenden Verkehr ein.
    Ich starrte ihm einen Augenblick keuchend hinterher. Endlich ließ ich auch die Flinte sinken, und dabei wurde mir klar, dass ich es irgendwie geschafft hatte, die Kröte festzuhalten, die ich mit der linken Hand aufgehoben hatte. Sie wand und wehrte sich, was mir zu verstehen gab, dass ich sie fast zerquetscht hätte. Also lockerte ich meinen Griff, ohne sie ganz loszulassen.
    Dann sah ich mich nach Billy um. Der Wolf eilte zu seiner abgelegten Trainingshose zurück, flimmerte einen Augenblick und verwandelte sich wieder in einen nackten jungen Mann. Er hatte zwei lange Kratzer auf der Wange, Blut rann in dünnen Fäden am Hals hinab. Seine Anspannung war der einzige Hinweis darauf, dass er Schmerzen hatte.
    »Alles klar?«, fragte ich ihn.
    Er nickte und zog eilig die Hosen und das T-Shirt an. »Ja. Was zum Teufel war das?«
    »Ein Ghul«, erklärte ich. »Wahrscheinlich vom LaChaise-Clan. Sie arbeiten mit dem Roten Hof zusammen und können mich nicht sonderlich gut leiden.«
    »Warum nicht?«
    »Ich habe ihnen einige Male Schwierigkeiten bereitet.«
    Billy zog eine Ecke seines T-Shirts hoch und tupfte die Risse im Gesicht ab. »Mit den Krallen hatte ich nicht gerechnet.«
    »Sie verstehen sich zu tarnen.«
    »Ein Ghul, ja? Ist das ein Untoter?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie sind wie Küchenschaben, sie überleben fast alles. Kannst du gehen?«
    »Ja.«
    »Gut, dann lass uns hier verschwinden.« Wir kehrten zum Käfer zurück. Unterwegs hob ich die Beutel mit den Kröten auf und schüttelte die Tiere wieder heraus. Die Kröte, die ich beinahe zerquetscht hätte, setzte ich zu den anderen, dann wischte ich meine Hand im Gras ab.
    Billy beobachtete mich neugierig. »Warum lässt du die Kröten wieder frei?«
    »Weil sie echt sind.«
    »Woher weißt du das?«
    »Die letzte hat mir in die Hand gekackt.«
    Ich ließ Billy zuerst einsteigen, ging um den Wagen herum und zog unter dem Beifahrersitz den Erste-Hilfe-Kasten hervor. Billy presste sich Mull aufs Gesicht und betrachtete die Kröten im Park. »Das heißt dann wohl, dass etwas Schlimmes im Gange ist?«
    »Und ob«, bestätigte ich. »Wirklich übel.« Ich schwieg einen Moment, dann fuhr ich fort: »Du hast mir das Leben gerettet.«
    Darauf zuckte er nur mit den Achseln, ohne mich anzusehen.
    »Du hast also für drei Uhr einen Termin gemacht?«, fuhr ich fort. »Wie war noch gleich der Name? Sommerset?«
    Jetzt sah er mich an und verkniff sich ein Lächeln, auch wenn er das Funkeln nicht aus den Augen verbannen konnte. »Ja.« Ich kratzte mich am Bart und nickte. »Ich war in der letzten Zeit etwas abgelenkt. Vielleicht sollte ich vorher noch aufräumen.«
    »Das ist sicher eine gute Idee«, stimmte er zu.
    Ich seufzte. »Manchmal kann ich ziemlich eklig sein.«
    Billy lachte. »Manchmal schon. Du bist eben ein Mensch wie jeder andere.«
    Der Motor des Käfers hustete und spuckte, ließ sich dann aber zum Leben erwecken.
    Genau in diesem Augenblick prallte etwas mit einem lauten Knall auf die Motorhaube. Dann noch einmal. Ein weiterer schwerer Schlag aufs Dach folgte.
    Mir wurde schwindlig, und die Übelkeit überkam mich so heftig und unvermittelt, dass ich mich am Lenkrad festhalten musste, um nicht zusammenzubrechen. Wie aus weiter Ferne hörte ich Billy fragen, was mir fehlte. Anscheinend eine ganze Menge. Draußen in der Luft regte und rührte sich eine mächtige Kraft – hektische Bewegungen der magischen Energie, die gewöhnlich sanft und still dahinströmte. Jetzt aber war die Atmosphäre in Aufruhr, chaotisch und gefährlich.
    Mühsam verdrängte ich die Eindrücke und öffnete die Augen. Erneut
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