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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition)
Autoren: Linda Robertson
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ihrer Schulter landete.
    »Dir auch, Eldrenne.«
    Xerxadreas Haut war blass, fast so bleich wie der lange Zopf, der sich um ihre Schulter wand. Nur die rosigen Flecken über ihren eingefallenen Wangen gaben ihr ein wenig Farbe. Besonders auffällig waren ihre blinden, mit einem dünnen bläulichen Film überzogenen Augen. »Du erinnerst dich an Ludovika, Jeanine, Celeste, Silvana und Vilna-Daluca?« Vilna-Daluca war auch eine Älteste, doch Xerxadrea war die Eldrenne. Die Übrigen waren hochrangige Hohepriesterinnen.
    »Ja.« Stumm wiederholte ich im Kopf ihre Namen.
    »Ich habe Neuigkeiten«, sagte Xerxadrea. Ihre Stimme war dünn und ein bisschen belegt. »Der Hexenältestenrat trat gestern, nachdem er erfahren hatte, dass die Feen mit Krieg drohen, zu einer Krisensitzung zusammen. Der Rat begreift das Ableben der Luftfee an Halloween als Zeichen für die Rückkehr der Lustrata.«
    Ich nickte. Irgendwann hatte es dazu kommen müssen.
    »Der Rat bemüht sich seither um Kontakt mit den Feen, um Friedensverhandlungen mit ihnen aufzunehmen. Vielleicht gewinnen wir so Zeit. Ich werde dich auf dem Laufenden halten, aber … « Xerxadrea streckte die Hand aus, worauf Celeste ihr ein Bündel reichte. »… kommen wir nun zum Grund unseres Besuchs.« Xerxadrea entnahm dem Segeltuchbündel vier Eisensporne, die in mächtigen, dunklen Steinen endeten. Ich dachte zuerst an Onyx, doch dafür glänzte die Substanz zu sehr. Dunkler Bernstein. Besser bekannt als Pech. Xerxadrea verteilte die Dornen an die vier Priesterinnen. »Los«, befahl sie.
    »Was soll das werden?«, fragte ich.
    »Ein Gitter.«
    »Ich habe Schutzbanne.«
    »Solche nicht«, sagte Vilna-Daluca.
    Xerxadrea griff abermals in ihr Bündel und brachte einen handtellergroßen eisernen Kerzenhalter zum Vorschein; zumindest hielt ich das Ding dafür, als sie es mir hinstreckte. Als ich es nahm, sah ich, dass es rund war und einen kunstvoll verschnörkelten Rand mit vier kleinen Spornen besaß. Als Nächstes bot sie mir ein Stück Pech in der Form eines Obelisken an, das genau in die viereckige Aussparung im Fuß des »Kerzenhalters« passte. Nachdem sie Vilna-Daluca das Bündel zurückgegeben hatte, sagte sie zu Johnny: »Sie verziehen sich jetzt besser, und du«, wandte sie sich an mich, »kommst mit uns!«
    Johnny trollte sich über den Rasen und kam auf dem Weg zum Frontbereich meines Anwesens an zwei Hexen vorbei. Hexenzauber und Zauberei setzten Energien frei, die dazu führen konnten, dass Wærwölfe sich teilweise wandelten. Daher hatte Xerxadrea Johnny höflicherweise ermahnt, einen Sicherheitsabstand zu wahren, bis die Hexerei vorbei war und keine Gefahr mehr darstellte.
    »Hier«, sagte Vilna-Daluca und reihte uns etwa sechzig Meter von der Haustür auf.
    Schulter an Schulter standen wir der Straße zugekehrt. Xerxadrea roch nach Herbst. Als sie sprach, erfüllte das Aroma von Anis und Muskatnuss die Luft.
    »Feuergeschmiedeter Eisensporn,
    Verschlungen und dann neu gebor’n,
    Möge schützen und steh’n,
    Gegen den Angriff der Feen.«
    Damit zapfte sie die Leylinie an, bei deren Reaktion sich mir sofort die Nackenhaare sträubten. Die beiden anderen Hexen hatten sich in die hintersten Winkel meines Grundstücks zurückgezogen. Eine von ihnen ließ hinter dem Haus einen wortlosen Verteidigungsschrei ertönen, den die Hexe vor mir in der Nordwestecke aufnahm, als sie den Eisensporn in die Erde rammte. Dann ließ sich die Frau im Nordosten vernehmen, gefolgt von der zweiten Hexe hinter dem Haus. Schließlich wiederholte die Hexe, die den Anfang gemacht hatte, ihren Schrei, und ich wusste, dass die Energie der Leylinie meinen Besitz oder doch wenigstens den Teil, auf dem kein Mais wuchs, nun komplett einschloss. Insgesamt gehörten mir immerhin zwanzig Morgen Land.
    Der Obelisk brummte, eine leichte, beständige Vibration, die ich problemlos wahrnehmen konnte. Darauf schrien die beiden Hexen in meiner Nähe auf und warfen die Arme in die Luft. Als der Schutzbann wie eine Welle anstieg und auf der anderen Seite zur Erde stürzte, sich in sie wühlte und einen unsichtbaren schützenden Zylinder bildete, überlief mich eine Gänsehaut.
    Die Eldrenne ließ ihn rotieren, und ihre Gebärden schienen anzudeuten, dass sie ihm geringe Mengen Energie aus der Linie zuführte. Als sie zufrieden war, schlug sie, um ihre Magie zu besiegeln, ein gleichschenkliges Kreuz in der Luft.
    »Es ist vollbracht«, sagte Xerxadrea fröhlich. »Hiermit kannst du das Energieniveau
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