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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
Autoren: Tim Weiner
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Task Force im Restaurant Windows of the World stattgefunden hatte: »Die Feier wurde, sehr passend, im World Trade Center abgehalten.«
    Sie erklärte, für das FBI und das Justizministerium sei es höchstes Gebot, bei Ermittlungen, Anklagen und Prozessen gegen Terroristen die Rechtsstaatlichkeit zu wahren. »Jeder kleine Fisch, bei dem die Beweislage dünn ist, kann aus dem Gerichtssaal marschieren und erneut einen Terrorakt begehen«, sagte sie. »Diese Leute sind dann noch eifriger und skrupelloser bei der Sache und genießen in der Welt des Terrors einen höheren Status, weil sie das amerikanische Rechtssystem besiegt haben.«
    Die Vereinigten Staaten müssten sich auf die Arbeit des FBI verlassen können, fuhr sie fort. Aber sie fürchte, dass der nächste Anschlag auf Amerika womöglich nicht aufzuhalten sei. Ihre Warnung lautete: »Wir rechnen in Zukunft mit ähnlichen Anschlägen, wir müssen damit rechnen.« [635]  

44
    »All unsere Waffen«
    Nach dem Schock der Anschläge vom 11. September 2001 erschütterte ein anhaltendes Beben des Zorns das FBI. Es gipfelte in einer Debatte auf höchster Regierungsebene darüber, ob man das Bureau abschaffen und an seiner Stelle einen neuen Geheimdienst aufbauen solle.
    »Wir können in diesem Land nicht mit einer Geheimdienstbehörde weitermachen, die eine Bilanz wie das FBI vorzuweisen hat«, sagte Thomas Kean, der republikanische Vorsitzende der Untersuchungskommission zum 11. September. »Die Bilanz sieht so aus, dass das FBI versagt hat, es hat versagt und immer wieder und wieder versagt.« [636]  
    Der Kollaps der Terror- und Spionageabwehr des FBI war schon seit langem abzusehen gewesen. In den letzten Monaten von Louis Freehs Amtszeit hatten sich Frustration und Verzweiflung bei den besten Agenten des Bureau bis ins Unerträgliche gesteigert. Computer und Informationssysteme funktionierten nicht, wie sie sollten. Die Führung in Washington hatte sich unfähig gezeigt. Die Kommunikation zwischen Freeh, zwei Justizministern und zwei Präsidenten hatte so gut wie überhaupt nicht geklappt. Für die nationale Sicherheit tätige FBI-Agenten hatten gegen ihre Vorgesetzten und das System, dem sie dienten, ankämpfen müssen. Fast hätten sie gewonnen.
    »Manche stellten Zusammenhänge her«, sagte Gabrielle Burger vom FBI, die ein Jahrzehnt lang bei der Terror- und Spionageabwehr gearbeitet hatte. »Ihre Stimmen waren nur ein Flüstern.« [637]  
    Eine dieser Stimmen gehörte Catherine Kiser, einem Urgestein der Geheimdienstarbeit, die dem FBI 25 Jahre ihres Lebens gewidmet hatte. Sie war eine der großen Erfolgsgeschichten des Bureau, und sie wurde Zeugin von zwei seiner großen Katastrophen. Geboren 1950, wuchs sie als Tochter eines New Yorker Polizisten in der Bronx auf, wurde Lehrerin an einer öffentlichen Sekundarschule und entlassen, als die Stadt 1975 fast pleite war. Unschlüssig über ihren weiteren Weg, traf sie auf einer Beerdigung einen Cousin zweiten Grades. Er war Drogenfahnder beim FBI und sagte ihr, das FBI würde auch Frauen anwerben. Es dauerte zwei Jahre, aber 1978 wurde sie der 78. weibliche Special Agent in der Geschichte des Bureau.
    Nach sechs Jahren beim FBI, in denen sie sich mit skeptischen und sexistischen Vorgesetzten herumschlagen musste, fing sie 1984 an, Spionagefälle zu bearbeiten. Das FBI war bislang eine Männerwelt gewesen – hauptsächlich waren es Männer irischer oder italienischer Herkunft, die auf die Jesuitenschule gegangen und in einer geschlossenen Gesellschaft aus Polizisten und Priestern groß geworden waren. Kiser hatte den gleichen Hintergrund, aber größeren Weitblick und ging unvoreingenommen an die Dinge heran. Sie wurde zu einer der einflussreichsten Frauen beim FBI.
    1996 gehörte sie zu den ersten FBI-Agenten, die für das neugeschaffene National Counterintelligence Center (Nationales Zentrum für Spionageabwehr) bei der CIA arbeiteten. Im Laufe der folgenden vier Jahre hielt sie dort zahlreiche Seminare über Spionage; sie war auch in der Ausbildungsakademie des FBI sehr gefragt, wo sie die frischgebackenen Agenten in die Regeln von Spionage- und Terrorabwehr einweihte.
    Kiser war zwischen 1999 und 2002 der einzige Verbindungsagent des FBI zur Nationalen Sicherheitsbehörde. Im Hauptquartier der NSA in Fort Meade, Maryland, befand sich das landesweite Zentrum für elektronische Überwachung und Data-Mining. Von dort aus wurden Telefone und Computer auf der ganzen Welt angezapft, Spionagesatelliten ins
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