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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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harten Schaden.
      ERZBISCHOF:
  Verzeih, o Herr! Es ward dem sehr verrufnen Mann
  Des Reiches Strand verliehn; doch diesen trifft der Bann,
  Verleihst du reuig nicht der hohen Kirchenstelle
  Auch dort den Zehnten, Zins und Gaben und Gefälle.
      KAISER:
  Das Land ist noch nicht da, im Meer liegt es breit.
      ERZBISCHOF:
  Wer 's Recht hat und Geduld, für den kommt auch die Zeit.
  Für uns mög' Euer Wort in seinen Kräften bleiben!
      KAISER:
  So könnt' ich wohl zunächst das ganze Reich verschreiben.
    5. Akt—Offene Gegend
      WANDRER:
  Ja! sie sind's, die dunkeln Linden,
  Dort, in ihres Alters Kraft.
  Und ich soll sie wiederfinden,
  Nach so langer Wanderschaft!
  Ist es doch die alte Stelle,
  Jene Hütte, die mich barg,
  Als die sturmerregte Welle
  Mich an jene Dünen warf!
  Meine Wirte möcht' ich segnen,
  Hilfsbereit, ein wackres Paar,
  Das, um heut mir zu begegnen,
  Alt schon jener Tage war.
  Ach! das waren fromme Leute!
  Poch' ich? ruf' ich?—Seid gegrüßt,
  Wenn gastfreundlich auch noch heute
  Ihr des Wohltuns Glück genießt!
      BAUCIS:
  Lieber Kömmling! Leise! Leise!
  Ruhe! laß den Gatten ruhn!
  Langer Schlaf verleiht dem Greise
  Kurzen Wachens rasches Tun.
      WANDRER:
  Sage, Mutter: bist du's eben,
  Meinen Dank noch zu empfahn,
  Was du für des Jünglings Leben
  Mit dem Gatten einst getan?
  Bist du Baucis, die geschäftig
  Halberstorbnen Mund erquickt?
  Du Philemon, der so kräftig
  Meinen Schatz der Flut entrückt?
  Eure Flammen raschen Feuers,
  Eures Glöckchens Silberlaut,
  Jenes grausen Abenteuers
  Lösung war euch anvertraut.
  Und nun laßt hervor mich treten,
  Schaun das grenzenlose Meer;
  Laßt mich knieen, laßt mich beten,
  Mich bedrängt die Brust so sehr.
      PHILEMON:
  Eile nur, den Tisch zu decken,
  Wo's im Gärtchen munter blüht.
  Laß ihn rennen, ihn erschrecken,
  Denn er glaubt nicht, was er sieht.
  Das Euch grimmig mißgehandelt,
  Wog' auf Woge, schäumend wild,
  Seht als Garten Ihr behandelt,
  Seht ein paradiesisch Bild.
  älter, war ich nicht zuhanden,
  Hülfreich nicht wie sonst bereit;
  Und wie meine Kräfte schwanden,
  War auch schon die Woge weit.
  Kluger Herren kühne Knechte
  Gruben Gräben, dämmten ein,
  Schmälerten des Meeres Rechte,
  Herrn an seiner Statt zu sein.
  Schaue grünend Wies' an Wiese,
  Anger, Garten, Dorf und Wald.—
  Komm nun aber und genieße,
  Denn die Sonne scheidet bald.—
  Dort im Fernsten ziehen Segel,
  Suchen nächtlich sichern Port.
  Kennen doch ihr Nest die Vögel;
  Denn jetzt ist der Hafen dort.
  So erblickst du in der Weite
  Erst des Meeres blauen Saum,
  Rechts und links, in aller Breite,
  Dichtgedrängt bewohnten Raum.
      BAUCIS:
  Bleibst du stumm? und keinen Bissen
  Bringst du zum verlechzten Mund?
      PHILEMON:
  Möcht' er doch vom Wunder wissen;
  Sprichst so gerne, tu's ihm kund.
      BAUCIS:
  Wohl! ein Wunder ist's gewesen!
  Läßt mich heut noch nicht in Ruh;
  Denn es ging das ganze Wesen
  Nicht mit rechten Dingen zu.
      PHILEMON:
  Kann der Kaiser sich versünd'gen,
  Der das Ufer ihm verliehn?
  Tät's ein Herold nicht verkünd'gen
  Schmetternd im Vorüberziehn?
  Nicht entfernt von unsern Dünen
  Ward der erste Fuß gefaßt,
  Zelte, Hütten!—Doch im Grünen
  Richtet bald sich ein Palast.
      BAUCIS:
  Tags umsonst die Knechte lärmten,
  Hack' und Schaufel, Schlag um Schlag;
  Wo die Flämmchen nächtig schwärmten,
  Stand ein Damm den andern Tag.
  Menschenopfer mußten bluten,
  Nachts erscholl des Jammers Qual;
  Meerab flossen Feuergluten,
  Morgens war es ein Kanal.
  Gottlos ist er, ihn gelüstet
  Unsre Hütte, unser Hain;
  Wie er sich als Nachbar brüstet,
  Soll man untertänig sein.
      PHILEMON:
  Hat er uns doch angeboten
  Schönes Gut im neuen Land!
      BAUCIS:
  Traue nicht dem Wasserboden,
  Halt auf deiner Höhe stand!
      PHILEMON:
  Laßt uns zur Kapelle treten,
  Letzten Sonnenblick zu schaun!
  Laßt uns läuten, knieen, beten
  Und dem alten Gott vertraun!
    Palast
      LYNKEUS DER TÜRMER:
  Die Sonne sinkt, die letzten Schiffe,
  Sie ziehen munter hafenein.
  Ein großer Kahn ist im Begriffe,
  Auf dem Kanale hier zu sein.
  Die bunten Wimpel wehen fröhlich,
  Die starren Masten
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