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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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rüsten dir das Mahl.
  Blank trag' ich's dir dann vor, blank halt' ich dir's zur Seite,
  Der höchsten Majestät zu ewigem Geleite.
      KAISER:
  Der sich als tapfrer Mann auch zart gefällig zeigt,
  Du! sei Erzkämmerer; der Auftrag ist nicht leicht.
  Du bist der Oberste von allem Hausgesinde,
  Bei deren innerm Streit ich schlechte Diener finde;
  Dein Beispiel sei fortan in Ehren aufgestellt,
  Wie man dem Herrn, dem Hof und allen wohlgefällt.
      ERZKÄMMERER:
  Des Herren großen Sinn zu fördern, bringt zu Gnaden:
  Den Besten hülfreich sein, den Schlechten selbst nicht schaden,
  Dann klar sein ohne List und ruhig ohne Trug!
  Wenn du mich, Herr, durchschaust, geschieht mir schon genug.
  Darf sich die Phantasie auf jenes Fest erstrecken?
  Wenn du zur Tafel gehst, reich' ich das goldne Becken,
  Die Ringe halt' ich dir, damit zur Wonnezeit
  Sich deine Hand erfrischt, wie mich dein Blick erfreut.
      KAISER:
  Zwar fühl' ich mich zu ernst, auf Festlichkeit zu sinnen,
  Doch sei's! Es fördert auch frohmütiges Beginnen.
  Dich wähl' ich zum Erztruchseß! Also sei fortan
  Dir Jagd, Geflügelhof und Vorwerk untertan;
  Der Lieblingsspeisen Wahl laß mir zu allen Zeiten,
  Wie sie der Monat bringt, und sorgsam zubereiten.
      ERZTRUCHSESS:
  Streng Fasten sei für mich die angenehmste Pflicht,
  Bis, vor dich hingestellt, dich freut ein Wohlgericht.
  Der Küche Dienerschaft soll sich mit mir vereinigen,
  Das Ferne beizuziehn, die Jahrszeit zu beschleunigen.
  Dich reizt nicht Fern und Früh, womit die Tafel prangt,
  Einfach und kräftig ist's, wornach dein Sinn verlangt.
      KAISER:
  Weil unausweichlich hier sich's nur von Festen handelt,
  So sei mir, junger Held, zum Schenken umgewandelt.
  Erzschenke, sorge nun, daß unsre Kellerei
  Aufs reichlichste versorgt mit gutem Weine sei.
  Du selbst sei mäßig, laß nicht über Heiterkeiten
  Durch der Gelegenheit Verlocken dich verleiten!
      ERZSCHENK:
  Mein Fürst, die Jugend selbst, wenn man ihr nur vertraut,
  Steht, eh' man sich's versieht, zu Männern auferbaut.
  Auch ich versetze mich zu jenem großen Feste;
  Ein kaiserlich Büfett schmück' ich aufs allerbeste
  Mit Prachtgefäßen, gülden, silbern allzumal,
  Doch wähl' ich dir voraus den lieblichsten Pokal:
  Ein blank venedisch Glas, worin Behagen lauschet,
  Des Weins Geschmack sich stärkt und nimmermehr berauschet.
  Auf solchen Wunderschatz vertraut man oft zu sehr;
  Doch deine Mäßigkeit, du Höchster, schützt noch mehr.
      KAISER:
  Was ich euch zugedacht in dieser ernsten Stunde,
  Vernahmt ihr mit Vertraun aus zuverlässigem Munde.
  Des Kaisers Wort ist groß und sichert jede Gift,
  Doch zur Bekräftigung bedarf's der edlen Schrift,
  Bedarf's der Signatur. Die förmlich zu bereiten,
  Seh' ich den rechten Mann zu rechter Stunde schreiten.
      KAISER:
  Wenn ein Gewölbe sich dem Schlußstein anvertraut,
  Dann ist's mit Sicherheit für ewige Zeit erbaut.
  Du siehst vier Fürsten da! Wir haben erst erörtert,
  Was den Bestand zunächst von Haus und Hof befördert.
  Nun aber, was das Reich in seinem Ganzen hegt,
  Sei, mit Gewicht und Kraft, der Fünfzahl auferlegt.
  An Ländern sollen sie vor allen andern glänzen;
  Deshalb erweitr' ich gleich jetzt des Besitztums Grenzen
  Vom Erbteil jener, die sich von uns abgewandt.
  Euch Treuen sprech' ich zu so manches schöne Land,
  Zugleich das hohe Recht, euch nach Gelegenheiten
  Durch Anfall, Kauf und Tausch ins Weitre zu verbreiten;
  Dann sei bestimmt—vergönnt, zu üben ungestört—,
  Was von Gerechtsamen euch Landesherrn gehört.
  Als Richter werdet ihr die Endurteile fällen,
  Berufung gelte nicht von euern höchsten Stellen.
  Dann Steuer, Zins und Beth', Lehn und Geleit und Zoll,
  Berg-, Salz- und Münzregal euch angehören soll.
  Denn meine Dankbarkeit vollgültig zu erproben,
  Hab ich euch ganz zunächst der Majestät erhoben.
      ERZBISCHOF:
  Im Namen aller sei dir tiefster Dank gebracht!
  Du machst uns stark und fest und stärkest deine Macht.
      KAISER:
  Euch fünfen will ich noch erhöhtere Würde geben.
  Noch leb' ich meinem Reich und habe Lust, zu leben;
  Doch hoher Ahnen Kette zieht bedächtigen Blick
  Aus rascher Strebsamkeit ins Drohende zurück.
  Auch werd' ich seinerzeit mich von den Teuren trennen,
  Dann sei es eure
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