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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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Wälzen
  Sich den steilen Weg verkürzt.
      SELIGE KNABEN:
  Das ist mächtig anzuschauen,
  Doch zu düster ist der Ort,
  Schüttelt uns mit Schreck und Grauen.
  Edler, Guter, laß uns fort!
      PATER SERAPHICUS:
  Steigt hinan zu höherm Kreise,
  Wachset immer unvermerkt,
  Wie, nach ewig reiner Weise,
  Gottes Gegenwart verstärkt.
  Denn das ist der Geister Nahrung,
  Die im freisten äther waltet:
  Ewigen Liebens Offenbarung,
  Die zur Seligkeit entfaltet.
      CHOR SELIGER KNABEN:
  Hände verschlinget
  Freudig zum Ringverein,
  Regt euch und singet
  Heil'ge Gefühle drein!
  Göttlich belehret,
  Dürft ihr vertrauen;
  Den ihr verehret,
  Werdet ihr schauen.
      ENGEL:
  Gerettet ist das edle Glied
  Der Geisterwelt vom Bösen,
  Wer immer strebend sich bemüht,
  Den können wir erlösen.
  Und hat an ihm die Liebe gar
  Von oben teilgenommen,
  Begegnet ihm die selige Schar
  Mit herzlichem Willkommen.
      DIE JÜNGEREN ENGEL:
  Jene Rosen aus den Händen
  Liebend-heiliger Büßerinnen
  Halfen uns den Sieg gewinnen,
  Uns das hohe Werk vollenden,
  Diesen Seelenschatz erbeuten.
  Böse wichen, als wir streuten,
  Teufel flohen, als wir trafen.
  Statt gewohnter Höllenstrafen
  Fühlten Liebesqual die Geister;
  Selbst der alte Satansmeister
  War von spitzer Pein durchdrungen.
  Jauchzet auf! es ist gelungen.
      DIE VOLLENDETEREN ENGEL:
  Uns bleibt ein Erdenrest
  Zu tragen peinlich,
  Und wär' er von Asbest,
  Er ist nicht reinlich.
  Wenn starke Geisteskraft
  Die Elemente
  An sich herangerafft,
  Kein Engel trennte
  Geeinte Zwienatur
  Der innigen beiden,
  Die ewige Liebe nur
  Vermag's zu scheiden.
      DIE JÜNGEREN ENGEL:
  Nebelnd um Felsenhöh'
  Spür' ich soeben,
  Regend sich in der Näh',
  Ein Geisterleben.
  Die Wölkchen werden klar,
  Ich seh' bewegte Schar
  Seliger Knaben,
  Los von der Erde Druck,
  Im Kreis gesellt,
  Die sich erlaben
  Am neuen Lenz und Schmuck
  Der obern Welt.
  Sei er zum Anbeginn,
  Steigendem Vollgewinn
  Diesen gesellt!
      DIE SELIGEN KNABEN:
  Freudig empfangen wir
  Diesen im Puppenstand;
  Also erlangen wir
  Englisches Unterpfand.
  Löset die Flocken los,
  Die ihn umgeben!
  Schon ist er schön und groß
  Von heiligem Leben.
      DOCTOR MARIANUS:
  Hier ist die Aussicht frei,
  Der Geist erhoben.
  Dort ziehen Fraun vorbei,
  Schwebend nach oben.
  Die Herrliche mitteninn
  Im Sternenkranze,
  Die Himmelskönigin,
  Ich seh's am Glanze.
  Höchste Herrscherin der Welt!
  Lasse mich im blauen,
  Ausgespannten Himmelszelt
  Dein Geheimnis schauen.
  Billige, was des Mannes Brust
  Ernst und zart beweget
  Und mit heiliger Liebeslust
  Dir entgegenträget.
  Unbezwinglich unser Mut,
  Wenn du hehr gebietest;
  Plötzlich mildert sich die Glut,
  Wie du uns befriedest.
  Jungfrau, rein im schönsten Sinn,
  Mutter, Ehren würdig,
  Uns erwählte Königin,
  Göttern ebenbürtig.
  Um sie verschlingen
  Sich leichte Wölkchen,
  Sind Büßerinnen,
  Ein zartes Völkchen,
  Um ihre Kniee
  Den äther schlürfend,
  Gnade bedürfend.
  Dir, der Unberührbaren,
  Ist es nicht benommen,
  Daß die leicht Verführbaren
  Traulich zu dir kommen.
  In die Schwachheit hingerafft,
  Sind sie schwer zu retten;
  Wer zerreißt aus eigner Kraft
  Der Gelüste Ketten?
  Wie entgleitet schnell der Fuß
  Schiefem, glattem Boden?
  Wen betört nicht Blick und Gruß,
  Schmeichelhafter Odem?
      CHOR DER BÜSSERINNEN:
  Du schwebst zu Höhen
  Der ewigen Reiche,
  Vernimm das Flehen,
  Du Ohnegleiche,
  Du Gnadenreiche!
      MAGNA PECCATRIX:
  Bei der Liebe, die den Füßen
  Deines gottverklärten Sohnes
  Tränen ließ zum Balsam fließen,
  Trotz des Pharisäerhohnes;
  Beim Gefäße, das so reichlich
  Tropfte Wohlgeruch hernieder,
  Bei den Locken, die so weichlich
  Trockneten die heil'gen Glieder—
      MULIER SAMARITANA:
  Bei dem Bronn, zu dem schon weiland
  Abram ließ die Herde führen,
  Bei dem Eimer, der dem Heiland
  Kühl die Lippe durft' berühren;
  Bei der reinen, reichen Quelle,
  Die nun dorther sich ergießet,
  überflüssig, ewig helle
  Rings durch alle Welten fließet—
      MARIA AEGYPTIACA:
  Bei dem hochgeweihten Orte,
  Wo den Herrn man
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