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Fauler Zauber

Fauler Zauber

Titel: Fauler Zauber
Autoren: Glen Cook
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auszukosten. Ein Punkt für Amiranda Crest. Vielleicht war sie ja doch ganz liebenswert.
    »Bin in einer Minute wieder da.«
    Ich brachte das Gold dem Toten Mann. Es gab keinen sichereren Ort auf der ganzen Welt. »Hast du mitgehört?«
    Hab ich.
    »Was hältst du davon?«
    Kidnapping ist dein Spezialgebiet.
    Ich ging zu Amiranda Crest zurück. »Dann laß uns mal die Fliege machen, meine feine Feenlady.«
    Sie zuckte nicht mal mit der Wimper.
    Nicht jeder weiß meinen ausgeprägten Sinn für Humor zu schätzen.
     
     

 
3. Kapitel
     
    Wir wirkten wie die Parodie einer Militärparade. Amirandas Begleiter trugen Uniform, womit sich ihre Vertrautheit mit militärischen Gepflogenheiten aber auch zu erschöpfen schien. Vermutlich waren die Jungs nur dafür gut, zu verhindern, daß die Uniformen in sich zusammenfielen und im Dreck landeten.
    Ich nahm mehrmals Anlauf für ein Gespräch. Nur hatte Amiranda alles gesagt, was zu sagen war. Ich war nur noch ein gedungener Helfer.
    Der Tote Mann hatte recht. Kidnapping war meine Spezialität, hauptsächlich durch Zufall. Ich war immer wieder in die Rolle eines Vermittlers geraten. Jedesmal, wenn ich das Lösegeld auslieferte und das Opfer gesund nach Hause brachte, sprach sich das etwas weiter herum. Beide Seiten wußten bei einem Tausch, woran sie mit mir waren. Ich spielte mit offenen Karten, ohne faule Tricks, und wehe den bösen Jungs, wenn sie beschädigte Ware lieferten und meine Auftraggeber ihre Köpfe wollten. Was sie in dem Fall immer tun.
    Ich habe eigentlich nichts übrig für Kidnapping und Kidnapper. Leider sind Entführungen eine bedeutende Untergrundindustrie in TunFaire. Ich würde ja liebend gern alle Kidnapper mit dem Gesicht nach unten flußabwärts treiben sehen, doch die gültigen Geschäftsgepflogenheiten zwangen mich, das Spiel nach der Regel »Leben und leben lassen« zu spielen. Es sei denn, sie betrügen zuerst.
     
    Die Oberstadt ist mehr als einfach nur ein Erdhaufen. Sie schaut direkt auf das ausgedehnte TunFaire hinab, auf dessen Rücken sie wuchert wie ein Parasit auf einem wilden Tier. Sie verkörpert eine ganz bestimmte Haltung, eine, die ich nicht mag. Aber ihr Geld ist genauso gut wie das der Unterstadt, und sie haben da oben eine Menge mehr davon. Ich zeige meine Verachtung, indem ich Jobs ablehne, durch die die Stämme der Oberstadt ihren Würgegriff an unserer Kehle noch verstärken können.
    Gewöhnlich gibt es einen schmutzigen Job zu erledigen, wenn sie mich anheuern wollen. Lehne ich ab, gehen sie zu jemandem, der weniger moralische Skrupel hat. So läuft der Hase.
    Das Haus der Sturmwächterin Raver Styx war eine typische Oberstadtresidenz. Sie war groß, hoch, mit Wällen versehen, wirkte brütend und düster und keinen Deut anheimelnder als der Tod. Es war eine der Residenzen, über deren Portal unsichtbar der Spruch prangte: ›Laßt alle Hoffnung fahren.‹ Vielleicht lag das ja an schützenden Zaubern. Auf den letzten fünfzig Metern wurde ich ziemlich nervös, und eine innere Stimme sagte mir, daß ich besser nicht hineingehen sollte.
    Doch hundert Goldtaler übertönen meine innere Stimme mit Leichtigkeit.
    Drinnen sah es aus wie in einem verwunschenen Schloß. Überall hingen Spinnweben. Amiranda und ich waren die einzigen lebenden Wesen in den schattigen Fluren, nachdem wir uns unserer Begleitmannschaft entledigt hatten. »Nette Hütte. Wo sind die Bewohner?«»Die Sturmwächterin hat die meisten Dienstboten mitgenommen.«
    »Und nur ihre Sekretärin zurückgelassen?«
    »Ja.«
    Was Gerüchte bestätigte, die ich über Ehemann und Sohn der Sturmwächterin gehört hatte. Beide hießen Karl. Und um es milde auszudrücken: Beide brauchten einen Wachhund.
    Auf den ersten Blick wirkte Willa Dount genau wie die Frau, die sie in Schach halten konnte. Ihr Blick hätte Bier kühlen können und war genauso herzlich wie ein Stein. Durch den Klatsch, der in den dunklen Ecken und Hinterhöfen umging, wußte ich einiges über sie. Sie erledigte die Drecksarbeit für Sturmwächterin Styx.
    Sie war ungefähr einsfünfundfünfzig, Anfang Vierzig und unförmig, aber nicht fett. Ihre grauen Augen hatten dieselbe Farbe wie ihr Haar. Sie kleidete sich, höflich ausgedrückt, schlicht. Sie lächelte ungefähr doppelt so häufig wie der Mann im Mond, und wenn, dann nicht besonders aufrichtig.
    »Mr. Garrett, Domina«, verkündete Amiranda.
    Die Frau sah mich an, als hätte ich eine ansteckende Seuche oder wäre eine besonders seltsame Spezies
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