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Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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wirklich wieder bei ihnen war. Ja, alles war wieder in Ordnung. Will war wieder zu Hause.
    Zum ersten Mal, seitdem sie den Flyer in der Post entdeckt hatte, war Ellen wieder glücklich. Sie hatte ihren Seelenfrieden wiedergefunden. Als sie Will auf den Boden stellte, verzog er das Gesicht. Alle zeigten ihm ihre Liebe, und er verzog das Gesicht? Er sah sich im Zimmer um. Die grünen Luftschlangen, Girlanden und Luftballons an der Decke übersah er. Selbst der Berg von Geschenken interessierte ihn nicht.
    »Was ist denn los, mein Schatz?«, fragte Ellen verwundert und strich ihm durchs Haar. Wie sehr hatte ihr das gefehlt!
    »Mama, wo ist Oreo Figaro?«
    »Oh. Vor einer Minute war er noch hier.« Sie entdeckten ihn schließlich unter dem Esszimmertisch, wohin er sich vor all dem Aufruhr geflüchtet hatte. Sein Schwanz stand wie ein Ausrufezeichen in der Luft.
    »Da ist er ja!«, rief Will und lief zu ihm. Der Kater fegte in die Küche, Will hinterher.
    Die Erwachsenen hielten den Atem an. Alle hatten sich gefragt, wie Will wohl reagieren würde, wenn er die Küche wiedersah. Ein Kinderpsychologe hatte Ellen geraten
zu warten, bis er von sich aus Fragen stellte. Von dem Therapeuten stammte auch die Idee, die Küche komplett zu renovieren. Hoffentlich funktionierte sein Vorschlag.
    »Mama, schau mal!«
    »Ich weiß. Eine kleine Überraschung.« Ellen legte die Hand auf seinen Kopf. Mit Marcelo zusammen hatte sie das Wochenende damit verbracht, Laminatboden zu verlegen und die Wände neu zu streichen, bis alle Blutspuren beseitigt waren. Die Wahl der Wandfarbe war ihr leicht gefallen; aber jetzt fragte sie sich, ob sie sich jemals an eine grüne Küche gewöhnen würde.
    »Meine Lieblingsfarbe!«, rief Will aus. Er hatte den Kater im Arm und gab ihm einen dicken Kuss. »Ich hab dich lieb, Oreo Figaro.«
    »Ich dich auch«, antwortete Ellen mit verstellter Stimme.
    Will kicherte und ließ den Kater wieder laufen. »Kann ich jetzt die Geschenke aufmachen?«
    »Ja. Aber zuerst gibst du mir einen Kuss.« Sie bückte sich erwartungsvoll. Doch er enttäuschte sie. Ihren Kuss würde sie erst bekommen, wenn alle Geschenke ausgepackt waren. »Ich hab dich lieb!«, rief sie ihm nach, als er aus der Küche stürmte.
    »Ich dich auch.«
    Sie ging zum Schrank und holte eine Mülltüte für das Geschenkpapier heraus. An dieser Stelle hatte sie Moore mit dem Rost erschlagen. Hier war er zusammengesunken. Sie sah zur Wand, die plötzlich wieder voller Blutflecken war, und erlebte noch einmal, wie das Blut aus seiner Stirn spritzte, seine Augen sich verdrehten und ein letztes schiefes Lächeln über sein Gesicht huschte.

    Ein schiefes Lächeln? Will hatte auch ein schiefes Lächeln.
    Jetzt, da sie wusste, dass Bill Braverman nicht Wills Vater war, bekam Moores Lächeln eine neue Bedeutung. Was hatte Moore hier in der Küche zu Carol gesagt?
    Du hättest ihm die Wahrheit sagen sollen. Du hättest ihm sagen sollen: »Schatz, deine Frau ist nicht das brave Mütterchen, für das du sie hältst.«
    Doch sie wollte nicht länger daran denken.

Epilog
    Ungefähr ein Jahr später lag wieder Schnee, und wieder wurde etwas gefeiert. Diesmal tobten Kinder aus Wills Kindergarten durch Ellens Wohnzimmer. Sie stopften sich mit Süßigkeiten voll und spielten mit den neuen Spielsachen, die Will zu seinem vierten Geburtstag bekommen hatte.
    »Achtung!«, schrie Will und stürmte mit seinem neuen Laserschwert los. Ellen riss es ihm aus der Hand.
    »Damit rennt man nicht herum.«
    »Bitte!«
    »Nein. Du könntest jemanden verletzen.«
    »Ach, Mama!« Will ging enttäuscht zu seinem Freund Brett. Ellens Vater, der nicht nur auf Kindergeburtstagen gern Unfug trieb, wandte sich an seine besorgte Tochter.
    »Geben Sie mir die Waffe, gnädige Frau.«
    »Und warum?«
    »Das werden Sie sehen. Ich habe eine Idee.« Ellen gab ihm das Schwert, und er untersuchte es eingehend. Barbara, die einen bunten Partyhut auf dem Kopf trug, mischte sich ein.
    »Ellen, du hättest ihm das Schwert nicht schenken dürfen. Du kennst ihn doch.«
    »Jetzt ist es zu spät«, sagte Ellen mit einem Lächeln. Sie hatte Barbara inzwischen schätzen gelernt. Die neue
Frau ihres Vaters hatte klugerweise nicht versucht, ihr die Mutter zu ersetzen. Sie waren Freundinnen geworden. So, wie man ein Kind lieben konnte, das nicht das eigene war, konnte man auch eine Mutter lieben, die nicht die eigene war.
    »Ich habe hier etwas für unsere Golfstunde«, rief Ron Bill Braverman zu.
    Bill hatte
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