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Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Manning ein, aber niemand lachte.
    Ellens Augen wanderten zu Bill hinüber, der wie erstarrt dastand. Dass das FBI Will vorläufig in Gewahrsam nehmen sollte, war Rons Idee gewesen. Aber sie wollte nicht, dass Will die Wartezeit mit Polizisten verbrachte. Ihre Entscheidung war schnell gefallen.
    »Ich vertraue Bill Braverman. Er wird sich gut um den Jungen kümmern. Und für Will ist es auch das Beste.«
    »Danke«, sagte Cusack. Ron nickte.
    Nur Bill reagierte nicht. Er drehte sich um und sah in die dunkle, kalte Nacht hinaus. Er war dabei, sein Kind zu verlieren.
    Ellen wusste genau, wie er sich fühlte.

96
    Wieder war Schnee gefallen und hatte Schaukeln und Gartenmöbel in makelloses Weiß gehüllt. Der Nachmittagshimmmel war sonnig und klar, der Wind eisig und frisch, die Luft sauber. Der strenge Frost schien jeden Krankheitserreger in ihr abgetötet zu haben. Ellen stand auf ihrer Veranda und genoss die Klarheit des Tages. Sie trug nur ihren Pullover, der frisch aus der Reinigung gekommen war. Sogar neue Cloggs hatte sie sich gekauft. Ihr Haar war frisch gewaschen.

    »Ellen, wir können auch drinnen warten«, sagte Marcelo, der neben ihr stand.
    »Nein, nein, wir bleiben hier«, sagte ihr Vater, der auf der anderen Seite stand.
    »Das finde ich auch«, sagte Barbara. Sie trug ihren schönen weißen Wollmantel und hatte sich bei Don eingehakt.
    Hinter diesen vier hatten sich Connie und ihr Mann Chuck aufgestellt. »Keine zehn Pferde bringen mich von hier weg«, erklärte Wills Kindermädchen mit Bestimmtheit.
    Alle waren trotz der Anspannung heiter. Zeitungs- und Fernsehreporter, Fotografen und Kameramänner bevölkerten den Gehweg und die Straße vor Ellens Haus. Fünf uniformierte Polizisten hatte man aufbieten müssen, damit der Verkehr nicht zum Erliegen kam. Fotos wurden geschossen, Fragen wurden gerufen. Aber die Wartenden ließen das alles ungerührt über sich ergehen.
    »Habe ich das richtig verstanden? Wir alle bleiben frierend in der Kälte stehen, obwohl es drinnen schön warm ist?«, fragte Marcelo.
    »So ist es«, antworteten Ellen und ihr Vater unisono.
    »Zwei Seelen, ein Gedanke«, sagte ihr Vater. Ellen lachte.
    Marcelo legte den Arm um sie. »Weißt du, was? Ich glaube, ihr habt recht.«
    »Dann ist es ja gut.« Ellen schmiegte sich an ihn.
    Plötzlich bog eine schwarze Limousine in die Straße ein. Ellens Herz begann heftig zu schlagen. Die Limousine verlangsamte ihre Fahrt, als sie zu dem Reporterpulk kam. Vor dem Haus hielt sie an.

    »Mein Gott«, flüsterte sie. Die Presseleute preschten vor und richteten Kameras und Mikrofone auf die Limousine. Die Türen des Wagens öffneten sich, Bill und Cusack stiegen aus und wurden sofort von den Reportern bedrängt. Ellen lief auf die Meute zu, da hörte sie eine helle Stimme rufen.
    »Mama! Mama!«
    »WILL!« Tränen stiegen ihr in die Augen. Mit den Ellbogen kämpfte sie sich den Weg zum Auto frei. Braverman hob Will gerade aus dem Kindersitz.
    »MAMA!«, schrie Will und streckte die Arme nach ihr aus. Ellen drückte ihn so fest an sich, dass er kaum noch Luft bekam.
    »Jetzt ist alles wieder in Ordnung«, sagte sie. Will brach in Tränen aus, seine Arme umklammerten ihren Hals. Die Reporter bombardierten sie mit Fragen und richteten die Objektive der Kameras auf ihre Gesichter. Bill wirkte niedergeschlagen. »Wollen Sie nicht hereinkommen und etwas mit uns trinken?«, fragte ihn Ellen.
    »Nein danke.« Er winkte dem Jungen zaghaft zu. »Ich habe ihm neue Schuhe gekauft.«
    »Vielen Dank.« Ellen empfand Mitleid. »Aber vielleicht ein anderes Mal?«
    »Vielleicht.« Bill starrte auf Wills Rücken. Er sah gequält aus. Dann drehte er sich um und ging. Das Klicken der Kameras schien er nicht wahrzunehmen. Was hatte sie ihm angetan? Doch das Gefühl der Schuld wurde sehr bald abgelöst von dem des Glücks. Mit Marcelo, ihrem Vater und Chuck an der Seite rannte sie mit Will auf dem Arm die Verandatreppe hoch und verschwand durch die offen stehende Tür in ihrem warmen, behaglichen Haus.

    In der nächsten halben Stunde setzte Will keinen Fuß auf den Boden. Denn er wurde von der Mutter zum Großvater, von ihm zu Barbara, von ihr zu Marcelo, von ihm zu Connie und von ihr zu Chuck weitergereicht. Und dann trat er mit Zwischenhalt an allen Stationen wieder die Rückreise zu seiner Mutter an. Alle herzten und küssten ihn und hoben ihn in die Höhe, und als sie das Gewicht seines kleinen Körpers spürten, konnten sie endlich sicher sein, dass er
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