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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03
Autoren: Das dunkle Muster
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englischsprechenden Bewohner der Flußwelt nannten dieses Instrument entweder Gral oder Pandora (abgekürzt war auch das Wort >Dora< üblich) – es war gleichzeitig Butterbrotdose, Henkelmann, Tischleindeckdich und Schatzkästlein. Die verbreitetste Bezeichnung für die Zylinder hatten allerdings die Angehörigen der Kirche der Zweiten Chance ins Gespräch gebracht: Sie bezeichneten die Gräle mit dem Esperanto-Wort Pandoro. Obwohl die grauen Zylinder – abgesehen von ihren Böden – so dünn wie Zeitungspapier waren, konnte man sie weder biegen noch zerbrechen. Sie waren unzerstörbar.
    Die Benutzer der Gräle zogen sich fünfzig Schritt zurück und warteten ab. Plötzlich schlugen aus dem Inneren des Steins sechs Meter hohe blaue Flammen brüllend in den Himmel. Das gleiche geschah zur selben Sekunde mit allen anderen, die die Uferbänke säumten: An beiden Seeufern donnerte und blitzte es.
    Eine Minute später kletterten mehrere der kleinwüchsigen Insulaner auf die Plattform des Gralsteins hinauf und reichten die Zylinder herab. Anschließend nahm die ganze Gesellschaft an einem Feuer aus Bambus und Treibholz unter einem Schutzdach Platz und öffnete die Zylinderdeckel. Im Inneren der Gralszylinder befanden sich Aufhängevorrichtungen für kleine Schüsseln und Becher. Jedes einzelne Gefäß war mit Nahrung, Kaffee- oder Teekristallen, Zigaretten oder Zigarren und alkoholischen Getränken gefüllt.
    Der Gral Burtons enthielt sowohl slowenisches als auch italienisches Essen. Er war bei der ersten Wiedererweckung in einem Gebiet zu sich gekommen, in dem sich hauptsächlich Leute befunden hatten, die in der Nähe von Triest gestorben waren; deswegen enthielten die Gräle dieser Leute auch die Nahrung, an die sie während ihrer Lebzeiten auf der Erde gewöhnt gewesen waren. Etwa alle zehn Tage jedoch servierten die Gräle ihren Besitzern etwas völlig anderes. Manchmal war es englische, dann wieder französische, chinesische, russische, persische oder irgendeine der über hundert anderen Küchen, die es auf der Erde gegeben hatte. Gelegentlich kam es auch vor, daß man in seinem Gral eine absolut ungenießbare Speise vorfand, etwa angebratenes Kängurufleisch, das innen noch blutigrot war, oder lebende Maden. Bisher hatte Burton die für die australischen Ureinwohner bestimmte Delikatesse aber gottlob nur zweimal erhalten.
    An diesem Abend enthielt sein Becher Bier. Da Burton dieses Getränk nicht ausstehen konnte, tauschte er es gegen Frigates Wein ein.
    Die Gräle der Insulaner enthielten Speisen, von denen einiges Burton an die mexikanische Küche erinnerte. Allerdings waren die Tacos und Tortillas nicht mit Rindfleisch, sondern mit Wildbret belegt.
    Während sie aßen und tranken, richtete Burton einige Fragen an ihre Gastgeber. Aus ihren Beschreibungen erfuhr er, daß sie präkolumbianische Indianer waren, die in einem Tal der südwestlichen Wüste gelebt hatten. Sie gehörten zwei verschiedenen Stämmen an, deren Sprachen zwar gemeinsame Wurzeln aufwiesen, aber längst keine Gemeinsamkeiten mehr hatten. Dennoch lebten sie friedlich zusammen und hatten, da ihre Sitten nur in Kleinigkeiten voneinander abwichen, eine einfache Kultur begründet.
    Burton kam zu dem Schluß, daß sie jenem Volk angehören mußten, von denen die Pima-Indianer seiner Zeit als von den Alten, den Hohokams, gesprochen hatten. Sie mußten einst in jenem Gebiet gelebt haben, das von den weißen Siedlern als Sonnental bezeichnet worden war: Dort hatte man später die Stadt Phoenix gegründet, einen Ort, der nach dem, was Burton erfahren hatte, im späten zwanzigsten Jahrhundert über eine Million Einwohner beherbergte.
    Sich selbst nannten die Insulaner die Ganapos. Während ihrer Zeit auf der Erde hatten sie mit Hilfe von Werkzeugen aus Feuerstein und Holz eine Wüste in einen Garten verwandelt. Dann waren sie ganz plötzlich verschwunden, und keiner der amerikanischen Archäologen hatte dafür eine plausible Erklärung finden können. Mehrere Theorien hatten das Verschwinden dieses Volkes zu interpretieren versucht, aber auch die weitgehend akzeptierteste davon – daß irgendein anderes Volk in ihr Reich eingefallen war und sie ausgerottet hatte – konnte sich auf keinerlei Beweise stützen.
    Burtons anfängliche Hoffnung, daß es vielleicht ihm vergönnt sei, dieses Rätsel zu lösen, verflüchtigte sich schnell: Die Leute, die auf dieser Insel lebten, waren bereits tot gewesen, bevor sie als Volk aufgehört hatten zu existieren.
    In
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