Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03
Autoren: Das dunkle Muster
Vom Netzwerk:
nachdem er sich mit seiner Frau vergnügt hatte, wieder aus der anderen Hütte herausgekommen und schrie der Welt nun irgend etwas Undeutliches entgegen. Welchen Lärm der Mensch auf diesem Planeten erzeugte! Welch tatkräftige Erscheinung er abgab!
    Wenn ich schon nicht die Götter in ihren Höhen erzittern lassen kann, will ich wenigstens im Acheron einen Aufruhr anzetteln!
    Jetzt, wo Tai-Peng näher kam, konnte man seine Worte besser verstehen.
    »Ich fresse wie ein Tiger! Ich kacke wie ein Elefant! Ich kann dreihundert Becher Wein bei einer einzigen Sitzung saufen! Ich war mit drei Frauen verheiratet und habe tausend weitere bestiegen! Ich spiele mit der Flöte jeden anderen an die Wand! Ich schreibe Tausende von unsterblichen Gedichten und werfe sie, wenn sie fertig sind, in den Fluß und sehe zu, wie Wasser und Wind sie der Vernichtung entgegentreiben!
    Wasser und Blumen! Wasser und Blumen! Sie liebe ich am meisten!
    Wechsel und Unbeständigkeit! Sie verletzen, schmerzen, foltern mich!
    Und doch sind es Wechsel und Kurzlebigkeit, die die Schönheit ausmachen! Kann es ohne Sterben und Tod Schönheit geben? Perfektion?
    Die Schönheit ist schön, weil sie zum Verwelken verurteilt ist!
    Stimmt das etwa nicht?
    Ich, Tai-Peng, sah mich einst selbst als fließendes Wasser, als blühende Blume! Als Drache!
    Blumen und Drachen! Drachen sind Blumen des Fleisches! Sie leben in Schönheit, während Generationen von Blumen blühen und sterben, blühen und zu Staub zerfallen! Und doch sterben auch Drachen; auch sie blühen und werden zu Staub! Ein weißer Mann, bleich wie der Tod und blauäugig wie ein Dämon, erzählte mir einst, es sei Äonen her, seit Drachen lebten! Äonen, sage ich! Seit Zeiten, die einem das Hirn umstülpen, wenn man daran denkt, sind sie bereits verschwunden, lange bevor Nukua die Menschen aus gelbem Lehm erschuf!
    Sie starben in all ihrer Pracht und Schönheit!
    Wasser, Blumen, Drachen!«
    Je weiter Tai-Peng den Hügel hinabging, desto leiser wurde seine Stimme. Aber der Mann in der Hütte hörte noch einen speziellen, wie einen Fanfarenstoß erklingenden Satz.
    »Welcher finstere Wicht hat uns dem Leben zurückgegeben und wünscht jetzt unseren ewigen Tod?«
    Der Mann in der Hütte sagte: »Hah!«
    Obwohl Tai-Pengs Gedichte viel über die Kürze des Lebens, Männer, Frauen und Blumen aussagten, hatten sie bisher niemals den Tod erwähnt. Genauso wenig hatte er sich in Gesprächen jemals auf den Tod bezogen. Und jetzt ging er offen auf dieses Thema ein und kämpfte dagegen an.
    Bisher hatte Tai-Peng stets den Eindruck eines absolut glücklichen Menschen gemacht. Er lebte seit sechs Jahren in diesem kleinen Staat und hatte nie die Absicht geäußert, ihn verlassen zu wollen.
    War er jetzt dazu bereit?
    Ein Mann wie Tai-Peng würde einen guten Weggefährten abgeben, wenn es flußaufwärts ging. Er war aggressiv, schlagfertig, geistreich und ein großartiger Schwertfechter. Wenn man ihn irgendwie dazu bewegen konnte, den Kurs weiterzugehen, den er jetzt eingeschlagen hatte…
    Was würde in den kommenden Jahrzehnten geschehen?
    Alles, was der Mann in der Hütte vorhersehen konnte – denn jetzt war er nicht mehr der Weber, sondern ebenso wie alle anderen einer der Faden in diesem dunklen Muster –, war, daß einige der Rekrutierten nach Virolando gelangen würden und andere nicht.
    Die etwas Gewitzteren würden dort eine Botschaft vorfinden und sie hoffentlich auch entziffern können. Unter denen, die die Botschaft fanden, würden sich sowohl Rekrutierte als auch Agenten befinden.
    Wer würde den Turm zuerst erreichen?
    Er mußte es sein.
    Und er mußte die Gefahren dieser Reise überleben. Die größte Gefahr bestand möglicherweise in der Schlacht zwischen den beiden Schiffen. Clemens war besessen von dem Gedanken, John zu stellen und ihn gefangenzunehmen oder zu töten. Es war des weiteren möglich – nein, wahrscheinlich –, daß dabei nicht nur die beiden Schiffe, sondern auch deren Mannschaften vernichtet wurden.
    Barbarei! Die Idiotie des Tigers!
    Und all das nur wegen der Rachegefühle, die Clemens beherrschten; ausgerechnet ihn, einen der größten Pazifisten der Menschheit.
    Ob man ihm diese kindischen Rachegefühle nicht ausreden konnte?
    Manchmal stimmte der Mann in der Hütte mit dem überein, was der Operateur einst gesagt hatte: »Die Menschheit wird Gott in der Kehle stecken bleiben.«
    Aber… Das Böse wird sich glücklich preisen und das Eis brennen.
    Und der Herr der Finsteren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher