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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01
Autoren: Die Flusswelt der Zeit
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Homo sapiens verfügte über drei Finger und einen Daumen an jeder Hand oder vier Zehen an den Füßen. Ebenso irritierte ihn die hundeähnliche Nase und die ihn an das gleiche Tier erinnernden, lederigen Lippen. Das Wesen verfügte über einen Hodensack mit mehreren kleinen Auswüchsen und merkwürdig eingerollten Ohren.
    Aber auch dieser Schreck ging vorbei. Sein Herzschlag verlangsamte sich ein wenig, wurde aber dennoch nicht normal.
    Allmählich begann sein Gehirn wieder zu arbeiten. Er mußte heraus aus dieser Situation, in der er sich so hilflos wie ein neugeborenes Lämmchen vorkam.
    Er mußte irgend jemanden erreichen, der ihn darüber informieren konnte, wo er sich hier befand, wie er hierher gekommen war und was er hier sollte.
    Sich zu etwas entscheiden bedeutete etwas zu tun.
    Er zog die Beine an, trat aus und stellte fest, daß man sich auf diese Weise um etwa einen Zentimeter vorwärts bewegen konnte. Sofort wiederholte er das Experiment und stemmte sich dem Widerstand entgegen. Eine kurz eingelegte Pause trieb ihn allerdings auf den alten Standpunkt zurück. Sanft wurden Arme und Beine wieder in die Ausgangsstellung zurückbefördert.
    Er warf sich plötzlich tretend und die Schwimmstöße eines Kraulers nachahmend nach vorne und wandte alle Kraft auf, um der Stange näherzukommen. Je näher er ihr kam, desto stärker wurde der Widerstand.
    Dennoch gab er nicht auf. Würde er das tun, wäre er recht bald wieder an seinen Ausgangsort zurückgelangt und hätte doch nichts als kostbare Kraft vergeudet, die ihm bei einem erneuten Vorstoß fehlen würde. Es widersprach einfach seiner Natur, aufzugeben, ehe nicht alle Kräfte restlos erschöpft waren.
    Mit einem heiseren Keuchen sog er die Luft ein. Sein Körper war schweißbedeckt. Arme und Beine arbeiteten unaufhaltsam weiter. Der Fortschritt war unbestreitbar. Plötzlich berührten die Fingerspitzen seiner linken Hand die Stange. Sie fühlte sich hart und warm an.
    Im gleichen Moment wußte er, in welcher Richtung „unten“ war. Er fiel.
    Die Berührung hatte als Katalysator gewirkt. Die ihn wie eine Haut umgebende Luft gab ihn frei, und er tauchte hinab.
    Er befand sich nahe genug an der Stange, um sie mit einer Hand packen zu können. Die plötzliche Erkenntnis kam zu schnell, als daß er seinen Körper in diesem Moment hundertprozentig unter Kontrolle hätte haben können. Seine Hüfte knallte gegen die Stange und begann zu schmerzen. Die schnelle Abwärtsbewegung verbrannte beinahe seine Hand. Er griff mit der anderen zu und hielt an.
    Direkt vor ihm, auf der anderen Seite der Stange, begannen die Körper zu fallen. Sie verschwanden mit der Geschwindigkeit eines fallenden Körpers auf der Erde in der Tiefe, wobei jeder einzelne seine ausgestreckte Stellung und den Abstand zwischen Vorgänger und Nachfolger sorgfältig wahrte. Sie hörten dabei nicht einmal auf, um sich selbst zu rotieren.
    Es war die auf seinen schweißbedeckten Körper auftreffende Luft der sich bewegenden Gestalten, die ihn zwang, sich eng um die Stange zu winden.
    Hinter ihm, in der vertikalen Körperreihe, in der er sich nun befand, begannen die Schläfer ebenfalls hinabzusinken. Einer nach dem anderen, als werfe man sie methodisch durch eine Falltür, langsam rotierend, glitten sie vorbei. Ihre Köpfe verpaßten ihn nur um wenige Zentimeter, aber er hatte Glück genug, daß sie ihn nicht trafen und mit in die unendliche Tiefe rissen.
    In gleichbleibender Stellung fielen sie. Körper auf Körper raste zu beiden Seiten der Stange an ihm vorbei, während die anderen Abermillionen weiterschliefen.
    Er starrte ihnen eine Zeitlang nach. Dann begann er sie zu zählen. Er war stets ein glänzender Statistiker gewesen, aber als er 3001 erreicht hatte, gab er auf und schaute nach oben. Wie hoch, in welche Fernen mußte die Ansammlung dieser Körper reichen? Und wie tief würden sie fallen? Und er hatte sie, indem er unwissentlich den Kontakt zwischen sich und der Stange unterbrochen hatte, einem ungewissen Schicksal übergeben.
    Zwar konnte er an der Stange nicht nach oben klimmen, aber die Möglichkeit des Abstiegs bestand immer noch. Er begann sich hinabzulassen, schaute dabei aufwärts und vergaß bald, was er angerichtet hatte. Irgendwo über ihm überdeckte ein Summen plötzlich das Rauschen der nach unten rasenden Körper.
    Ein kleines Schiff, das aus einer glänzend grünen Substanz bestand und die Formen eines Kanus besaß, sank zwischen den schwebenden und fallenden Körpern
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