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Fantasy. Aber ohne doofe Elfen

Fantasy. Aber ohne doofe Elfen

Titel: Fantasy. Aber ohne doofe Elfen
Autoren: Uwe Post
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langsam,
beförderten aber viele Reisende auf einmal. Sie bestanden aus (von
hinten nach vorne): vier bis sechs einfachen, aneinander gehängten
Holzwagen, zwei bis drei Trolle mit darauf sitzenden Lenkzwergen,
sowie an langen Stangen aufgehängten Fleischstücken, die die
Trolle zur Vorwärtsbewegung animierten.
    Klorwig und Forkoonel hatten Plätze im leeren
ersten Wagen ergattert. Um diese frühe Uhrzeit fuhr kaum jemand mit
der Kutsche, und schon gar nicht im ersten Wagen, der den meist
missmutigen Trollen am nächsten war.
    Während der Bummelfahrt nach Ploffbingen hatten
die beiden Reisenden genügend Zeit, den versäumten Schlaf der
vergangenen Nacht nachzuholen, einander intensiv zu befummeln, und
erneut zu dösen.
    Als die Kutsche in den Zielort rollte, stand die
Sonne bereits hoch am Himmel. Klorwig hatte sich dazu durchgerungen,
zuzugeben: »Zuerst wollte ich den parfümierten Briefen die Schuld
geben. Aber dann wollte ich einfach nicht mehr ulx genannt werden.
Unser Land hat Rassismus schon lange überwunden, warum sollte er im
Bett stattfinden?« Der Mystikinspektor legte seine Hand auf die der
Orkin. »Wichtig ist, dass jeder seinen Platz hat, der zu seinen
Fähigkeiten passt. Die Rasse spielt keine Rolle.«
    Forkoonel grinste. »Du würdest also auch mit
einem der Trolle vor der Kutsche tauschen?«
    »Sicher«, sagte Klorwig und nickte heftig.
»Wenn ich wahnsinnig kräftig wäre und sonst nicht viel könnte.«
    »Deshalb bin ich Assistentin im Ministerium«,
sagte Forkoonel nicht ohne Stolz, »und nicht Sparmeisenzüchter wie
mein Vater.«
    Klorwig überlegte, was jemanden für eine solche
Arbeit qualifizierte, bis die Kutsche hielt. Die beiden stiegen aus
und machten einen großen Bogen um die Trolle, die jetzt endlich auf
ihren Fleischstücken kauen durften und zwischendurch die Einhörner
doppeldeutig angrunzten, die auf der anderen Straßenseite vor der
Doppelstockkutsche auf ihre Abfahrt warteten und so taten, als
hörten sie nichts.
    Laut Almanach praktizierte Zauberer Alferich in
der »Herrlichen Residenz«, die sich allerdings als Holzplattenbau
erwies, von dem drei Schichten Farbe gleichzeitig abblätterten:
Grau, Graubraun und Umbra.
    Alferichs Werkstatt befand sich in einem
niedrigen Seitenbau, dessen schmucklose Holztür mit einem Schild
mit der Aufschrift »Achtung, Experimentelle Zauberei. Gefahr.« vor
dem unbefugten Betreten warnte. Hinter der Tür heulte etwas.
    Klorwig klopfte zweimal, aber es gab keine
Reaktion.
    Forkoonel klopfte nur einmal, aber umso lauter.
Das ausbleibende Ergebnis war dasselbe.
    »Hast du ein Formular für diesen Fall dabei,
Forki?«, fragte Klorwig.
    »Natürlich.« Die Orkin wühlte in ihrer
Reisetasche. »Hier, eine Blanko-Türöffnungsvollmacht Typ II gemäß
Neugierdoktrin. Um leichtfertige Verwendung zu vermeiden, musst du
es laut Vorschriften des Ministeriums allerdings mit Blut
unterschreiben.«
    »Mit meinem eigenen?«
    Forkoonel schien zu überlegen. »Ich glaube
nicht, dass das schon einmal überprüft wurde.«
    »Füll alles aus«, wies der Mystikinspektor
seine Assistentin an. »Ich unterschreibe später. Irgendwo werden
wir schon Blut finden.«
    »Das geht nicht, denn wir müssen eine Kopie an
die Tür heften.«
    »Ich unterschreibe mit Spucke und wenn mich
jemand fragt, sage ich, ich hätte diese Vorschrift mit einer
anderen verwechselt. Aber es wird niemand fragen.«
    »Wie du meinst«, sagte Forkoonel und zückte
einen Federhalter.
    »Kannst du die Tür eintreten und den Papierkram
danach erledigen?«
    Eine orkische Augenbraue hob sich. »War das
einer dieser berüchtigten Menschenscherze?«
    »Jaja«, seufzte Klorwig. »Mach einfach.« Er
lehnte sich gegen den Türpfosten und wartete ungeduldig, bis seine
Assistentin das Formular sorgfältig in doppelter Ausfertigung
ausgefüllt und eingesteckt hatte.
    Dann trat die Orkin die Tür ein und heftete eine
Kopie der Öffnungsvollmacht an den Rahmen.
    Drinnen war das Heulen deutlich lauter.
    Der Mystikinspektor und seine Assistentin folgten
dem Geräusch durch einen verwahrlosten Gang und um eine Ecke. Dort
wären ihnen die Hüte weggeflogen, hätten sie welche getragen.
    In einem Windkanal waren mehrere Skelettfeen
festgebunden, die mit ihren dürren Flügel mühevoll gegen den
Luftstrom ankämpften. Ein kleiner Mann, der eine Art Nachthemd und
Ohrenschützer aus Fell trug, stand daneben, hielt in einer Hand
eine Sanduhr und kritzelte mit der anderen Zahlen auf eine große
Holztafel.
    Klorwig
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