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Fantasy. Aber ohne doofe Elfen

Fantasy. Aber ohne doofe Elfen

Titel: Fantasy. Aber ohne doofe Elfen
Autoren: Uwe Post
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verschwinden.« Die Einäugige sah glücklich gen Horizont.
    »Nicht lustig«, brummte Forkoonel neben
Klorwigs linkes Ohr.
    »Verstehe«, sagte Klorwig und legte einen
Finger auf sein zuckendes Augenlid. Das half allerdings kein
bisschen. Genausowenig half das Münzenklimpern, das jetzt bei
seiner Begleiterin angekommen war.
    »Das ist ja eine Socke«, sagte Forkoonel.
    Klorwig fuhr herum. Tatsächlich: Die Räuber
sammelten ihre Beute in einer alten, schwarzen Socke.
    Klorwig klappte die Kinnlade runter. »Das ist
es«, hauchte er. »Elfen, Orkköpfe, Socken. Alles Dinge, die
verschwinden. Wir sind auf dem richtigen Weg!«
    Forkoonel verzog das Gesicht, was sie kein
bisschen attraktiver wirken ließ. Trotzdem drückte Klorwig ihr mit
großer Inbrunst und völlig überraschend einen Kuss auf die Wange.
    Dann kletterte er aus der Kutsche und lief mit
der klimpernden Socke fröhlich auf Herika die Einäugige zu.

    *
    Rallewisch Klorwig hatte seine Kindheit als
Spross eines Fischmarkthändlers in der Hafenstadt Sufleema
verbracht. Er war ein Außenseiter, denn das Mondmonster mied ihn –
genau wie die Mädchen in den Nachbarhäusern. Vielleicht lag das am
Fischgeruch, der an ihm haftete wie unsichtbarer Schmutz, den man
nicht abwaschen konnte. Als Klein-Klorwig im Jahr Gold-wie-Honig in
der Schule plötzlich einen Uniform-Rock tragen sollte, simulierte
er eine hartnäckige Fußverstauchung, um nicht hin zu müssen. Als
auch nach vier Wochen keine Heilung eintrat, schöpfte Papa Klorwig
langsam Verdacht. In einer düsteren Nacht verkleidete er sich als
Mondmonster und stahl dem kleinen Rallewisch sämtliche Hosen aus
dem Schrank und ersetzte sie durch zum Teil mit Blümchenmustern
bedruckte Röcke.
    Von einem Tag auf den anderen war der Fuß des
Jungen geheilt. Nur Klorwigs Verhältnis zum weiblichen Geschlecht
blieb Zeit seines Lebens von Missverständnissen geprägt.
    Sein Versuch, ein hilfreiches Gespräch mit
Herika der Einäugigen zu führen, bildete keine Ausnahme. Dabei kam
er nicht einmal bis zu ihr, sondern nur bis zur blanken Klinge eines
ihrer Räubergesellen.
    »Bis hierher oder in zwei Hälften,
Freundchen«, sagte der Räuber. In seinen Worten lagen Kraft,
Drohung und Zwiebeln so nah beieinander, dass Klorwig spontan darauf
tippte, dass der Mann zum Mittagessen einen Teller Hochmut am Spieß
vertilgt hatte.
    »Ich muss dringend mit eurer Attraktion reden«,
beharrte Klorwig und schob die Klinge langsam mit dem Daumen zur
Seite. »Keine Sorge, ich will sie dir nicht abspenstig machen.«
    »Aber ich...« Der Räuber wurde rot. Das
genügte Klorwig, um an ihm vorbei zu schlüpfen.
    »Verehrte Herika«, begann Klorwig und schwenkte
die Socke. »Woher hast du dieses einzelne Fußbekleidungsstück?«
    Herika holte tief Luft. »Das geht dich überhaupt
nichts...«
    »Irrtum«, sagte Klorwig und fischte mit den
Fingern seinen Ausweis aus der Innentasche. »Ich darf mich
vorstellen: Rallewisch Klorwig der Trockene, Mystikinspektor des
Ministeriums für Verschollenes. Unterwegs im indirekten Auftrag von
Mapohkel dem Alleswissenwollenden. Du unterliegst gemäß der
Neugierdoktrin der gesetzlichen Auskunftspflicht bezüglich
jeglicher möglicherweise mystischer Vorkommnisse. Wie jeder andere
Bürger von Fernhinten.«
    Herikas Auge blitzte. »Und wenn ich mich darüber
hinwegsetze?«
    Hinter Klorwig ertönte ein dumpfes Geräusch. Er
verschränkte die Arme und wartete. Einen Augenblick später stand
Forkoonel neben ihm. Sie hielt Herikas mutmaßlichen Räuberfreund
im Schwitzkasten.
    »Dann«, sagte Klorwig genüsslich, »gibt meine
Assistentin deinem Gefährten einen besonders frockigen Kuss.«
    »Muss ich?«, fragte Forkoonel.
    Klorwig lächelte etwas gequält. »Ja, aber erst
wenn ich es sage.«
    Herika schien ihre Optionen abzuwägen, denn ihr
Blick wechselte eilig zwischen Forkoonel und Klorwig hin und her.
»Ich hätte es wissen müssen«, sagte sie schließlich. »Ein Dorf
wie Trübweiher ist kein Ort für ehrgeizige Frauen. Hier werden
selbst die einfachsten Pläne durchkreuzt.«
    Das war nicht das, was Klorwig hören wollte. Mit
einer Geste ermunterte er Herika, fortzufahren. Forkoonel hielt
inzwischen mit dem erbeuteten Säbel die anderen Räubergesellen auf
Abstand.
    »Ich hielt den Besuch des Mondmonsters für ein
Zeichen«, sagte Herika. »In meiner Kindheit hat es sich nie
blicken lassen.«
    Klorwig fühlte sich an sein eigenes Schicksal
erinnert. »Und was hat das mit dieser Socke zu tun?«,
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