Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fan Man

Fan Man

Titel: Fan Man
Autoren: William Kotzwinkle
Vom Netzwerk:
batteriebetriebenen Fan, der einen ständigen Summ- oder Brummton macht, ein Dröhnen, um das herum wir alle singen werden, unsere Stimmbänder kräftigen und unser inneres Ohr öffnen. Ich hab einen Fan für jede von euch bestellt und wir werden singen und sie in unseren Händen halten. So was war noch nie da. Also, laßt uns beginnen.«
    »Aber ich kann keine Noten lesen!« Ein neues Mädel, frisch im Liebeschor heute abend.
    »Hör mal, Baby, die Noten sind in deiner Seele. Halt nur das Notenblatt in der Hand und bald kennst du dich aus. Also, Liebeschor, auf die Plätze, bitte. Von Anfang an, eins, zwei …«
    Und wieder sind wir von Musik umgeben. Das neue Mädel is abgefahren, Mann, glaubt nich, daß es Musik lesen kann, aber bald, Mann, bald wird der Strom sie forttragen, und mit einemmal weiß sie dann, wohin die Musik sie trägt, weil es nirgendwo anders hingehn kann. Tauch ein, Baby, du wärst heute abend nicht hier, wenn du nicht schon alles über Musik wüßtest. Sie ist hier, Mann, in der heruntergekommenen Kirche im kaputen East Village, weil ihre Seele gesagt hat, geh. Die Seele weiß das, Mann, und der alte Maestro Horse Badorties geht immer direkt in die Seele. Es hat keinen Zweck, Mann, Musik zu lehren, die einzige Möglichkeit ist, daß man das Mädel mitten in ihren Seelenstrom stößt, Mann, wo sies augenblicklich begreifen wird.
    Sie öffnet den Mund, Mann, sie bringt eine musikalische Note hervor, da ist sie, Mann, ich sehs in ihrem Gesicht aufleuchten. Augenblickliches Wiedererkennen: Ich kenne diese Musik. Lächeln. Spontanes Verzücken wiedergefangener Kindheit. Gerade wurde noch ein Mitglied des Liebeschores wiedergeboren, Mann. Das Ohr hört, das Herz weiß, die Stimme singt es an den Tag. Du brauchst keine Musikschule, Baby, du hast es geschafft.
    Maestro Badorties hält den Liebeschor beinander, Mann, in überragender polyphonischer Harmonie. Diese Musik, Mann, stammt vom Engel strahlender Freude im mittleren Reich der Dichtgepackten und erhebt, wenn sie richtig ausgeführt wird, meine Hot-Dog-Seele ins Reich der Ekstase. Und es wird noch tausendmal besser klingen, Mann, wenn jeder einen Fan hat.
     
    »Sehr gut, das war ja fürchterlich, das Schlimmste, was ich je gehört habe, abgesehen von ein oder zwei Augenblicken, die unglaublich großartig waren. Wir treffen uns alle morgen abend wieder. Sollte ich aus irgendeinem Grund verhindert, entgleist oder deportiert worden sein, wißt ihr alle, wie ihr weiterproben müßt. Da dies die großartigste Musik ist, die je geschrieben wurde, werdet ihr keine Schwierigkeiten damit haben. Vater, wir danken Euch alle für diese wundervolle Kirche, die Ihr uns heute abend noch einmal gegeben habt, damit wir zusammenkommen können, bis morgen abend.«
    »Es klang wundervoll«, sagt Vater.
    »Ja, es war furchtbar, und es wird rechtzeitig zu unserem Konzert noch schlimmer sein, wenn meine Fans nicht kommen, die uns eine perfekte Klangfülle garantieren.« Und jetzt die kleine Wendeltreppe vom Balkon runter und aus der Kirche raus in die Nacht.
    Und auf der Straße steht, Mann, das wunderschöne Chinesenmädel und lächelt.
    »Ich habe die Musik gehört. Sie klang wunderbar.«
    »Hör mal, Baby, sie klingt sogar noch besser, wenn wir zurück in mein Apartment in der Akademie in der Vierten Straße gehn und sie uns mit falscher Geschwindigkeit noch einmal auf diesem ausgeleierten Tonbandgerät anhörn. Komm mit, Baby, ich geb dir Unterricht im Notenlesen.«
    Sanft ihre feinfühlige orientalische Zustimmung zu meinem Vorschlag erteilend läuft das chinesische Mädel neben mir her, Mann, durch die malerischen Straßen der Lower East Side, und überall stehen feuchte rausgeworfene Sofas, auf denen kleine Kinder spielen, auf den Sprungfedern rumhopsen und durch die Luft segeln.
    »Hier ist es schon, durch diese aus den Angeln fallende Tür und die Treppen rauf …« Ein wunderschönes chinesisches Mädel, Mann, geht mit mir in mein Horse-Badorties-Apartment. In wenigen Augenblicken werden wir das Wunder augenblicklichen Notenlesenkönnens durch die spezielle Horse-Badorties-Gedankenübertragungs-Sexverkehrskopulationsbumstechnik erleben.
    »Wart ne Sekunde, Baby, hier aufm Treppenabsatz. Ich muß runter in den Laden und nen Karton Teebälle holen, dauert nur zwei Minuten.« Lauf die Treppen runter, nehm immer zwei Stufen auf einmal, Teebälle müssen sein, Mann, um ne orientalische Umgebung zu simulieren.
    »Gut Abend.«
    »Zwei Flaschen Piña-Colada zum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher