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Fan Man

Fan Man

Titel: Fan Man
Autoren: William Kotzwinkle
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Dutzend unglaublich fauler Eier in meiner Tasche. Es gibt nur eine Lösung, Mann. So wie das Mädel muß ich etwas Faules hinterlegen und aus diesem Mantel raus. Hier ist meine Station, Mann. Hier muß ich raus, Mann. Alles Gute, kleiner Mantel, paß auf dich auf.
    Mann, wie gut man sich ohne den verdammten Mantel fühlt und dann, Mann, brauch ich auch diese hundert Jahre alten Eier nicht mehr zu essen, Mann, wie toll. Zeit für die Probe, Mann, für den Liebeschor, also halt dich nirgendwo mehr auf, geh direkt die U-Bahntreppe rauf zur St.-Nancy-Kirche auf der Bowery.

6
Fuge in A-Dur
    Geh die Bowery lang, Mann, mit Beutel und Schirm, an den Pennern vorbei. Penner, Mann, torkelnd geschlagen zerbrochene Krücken schlafend in den Hauseingängen, Mann. Penner kriechen fallen in Hauseingang Zähne fallen raus liegen zwischen den Abfalltonnen. Es geht nichts über zuhaus, Mann, und ich würd selbst gern ein Nickerchen machen, doch ich muß in meiner Mission fortfahren, alle fünfzehnjährigen Mädchen sollen Liebesmusik singen. Und danach werd ich mich in den Van Cortlandt Park zurückziehen und mit den Fröschen zu Mittag und Mitternacht singen.
    Hier ist jetzt aber die St.-Nancy-Kirche auf der Bowery, und hier bin ich wieder, Maestro Badorties, geh die steinernen Stufen hinauf – was mich daran erinnert, Mann – immer bevor man Musik macht, ist es nötig, die Körperchen im Gehirnkäfig mit dem geheiligten Rauch kultivierten Blattwerks zu beleben. Laß mich nur noch um die Ecke gehn, Mann, hier in nen Hauseingang, aus dem Wind raus, und meine arabische Kamelsattelpfeife mit sorgfältig verarbeiteten Feigenblättern stopfen, deren Rauch ich jetzt tief meinem Gefüge einverleibe und zum Zweck optimalen Nutzens drinbehalte. Ja, Mann, all meine Gehirnzellen sagen plötzlich Hallo, Horse, und ich hab noch einmal die Kraft eines abgefahrenen Kamels. Durch Wüstensand, Mann, kriech ich raus aus dem Eingang. Zahlreiche und unglaubliche Feinheiten erscheinen mir jetzt, Mann, seltene und außerordentliche Muster, und das, was ich jetzt selektieren und worauf ich mich jetzt konzentrieren muß, ist das, was mich davon zurückhält, vom Bowery-Avenue-BUS überfahren zu werden, paß auf, Mann!
    Jetzt also, Mann, wieder die Kirchentreppe rauf, damit du deiner musikalischen Berufung nachgehen kannst, für die du geboren bist und zu der dich all deine Ausbildung hindrängt – dem Dirigieren von fünfzehnjährigen Mädchen auf die erhabenen Höhen des Gesangs und dann, später noch, in die luftigen Höhen deines Apartments im vierten Stock, wo du sie in deiner Eigenschaft als Avatar, herabsteigender Gott des Gesangs, grün und blau bumsen wirst.
    »Guten Abend, Horse«, sagt der Priester an der Tür.
    »Guten Abend, Vater.«
    »Der ganze Chor ist hier und ich glaube ich sehe ein paar neue Gesichter.«
    »Ja, Vater, ich bin draußen gewesen und hab noch mehr Mädchen geworben und in großer Anzahl Flugblätter verteilt, auf denen das Konzert angekündigt ist.«
    Die Super-Hot-Dog-Mission von Horse Badorties, Mann, nimmt langsam Gestalt an. Schon ein ganzes Jahr halt ich den Liebeschor zusammen, schlepp die wertvollen kostbaren Inhalte meines Körpers hier jeden Abend zur Probe, und jetzt, Mann, sind wir fast für unsere erste Aufführung bereit. Alles, was wir brauchen, sind fünfundzwanzig Fans, und ich hab sie bestellt, Mann, sie sind auf dem Weg hierher.
    Den Chorgang hinauf, Mann, und die Treppe rauf zum Balkon, wo der Liebeschor versammelt ist – fünfzehnjährige Mädchen, Mann, die ich die alte Kirchenmusik gelehrt hab, wie sie der Welt kaum bekannt ist, nie gehört in modernen Kirchen, aber die ich in alten Gewölben, verschlossenen Laden und geheimen Verstecken alter Gräber entdeckt hab. Die meiste Kirchenmusik, Mann, macht mich richtig krank, Mann, ich schrei und fühl mich abscheulich, deprimiert, verfault und voller Angst, so lausig ist sie, Mann, so spießig und furchtbar, von alten Damen geschrieben und von Schwachköpfen gesungen. Aber diese Kirchenmusik, Mann, die ich gefunden hab, ist der weiße Vogel der Wirklichkeit, Mann, geschrieben von alten Typen im Mittelalter, Mann, die in wundersame Harmonien eingesperrt lebten, Mann, bei denen sich mir die Haare sträuben, und deshalb sind meine Haare immer in neunzig verschiedenen Richtungen gesträubt.
    »Guten Abend allerseits.«
    All die guten kleinen Mädchen sagen Guten Abend, Horse.
    »Ich hab ne besondere Ankündigung. Hier in meiner Hand seht ihr einen
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