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Familientherapie ohne Familie

Titel: Familientherapie ohne Familie
Autoren: Thomas Weiss
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Bezug auf die Kinder, die Alltagseinteilung, die Finanzen usw. aufgebaut.
    Nun haben wir eben überlegt, was die Lösung Ihres Problems sein wird, und wir meinen Folgendes:
     
    2. Um die Beziehung zu retten, müssen Sie die Beziehung wieder völlig neu bauen, so wie eine ganz neue Beziehung. So wie man bei der Konstruktion eines Hauses nicht mit dem Dach anfangen kann, so muss man auch bei der Konstruktion einer Beziehung erst einmal damit anfangen, sich zu treffen und umeinander zu werben. Man muss sich sozusagen gegenseitig den Hof machen. So wie sich Teenager auch langsamer näherkommen. – Das klingt lustig, weil Sie schon so lange verheiratet sind, aber für uns ist das eine neue Beziehung. Wie gesagt, das scheint uns die Lösung für das Problem zu sein. Allerdings – Pause - wir glauben, es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt. Das wird wahrscheinlich noch dauern.
    Deswegen hätten wir gerne, dass Sie einmal auf Zeichen achten, die anzeigen könnten, dass dieser Zeitpunkt für eine erste vorsichtige Annäherung gekommen ist. Aber bitte! Eile schadet!«
    Mary (stimmt zu): »Ja, man kann da nichts überstürzen, das habe ich auch schon bemerkt.«
     
    Die Intervention spricht im Wesentlichen für sich selbst. Es wird versucht, den misstrauischen und vorsichtigen Seiten von Mary gerecht zu werden.
    Die Therapie ging noch über einige weitere Stunden, die hier nicht weiter dargestellt werden sollen. Tatsächlich näherte sich das Paar langsam aneinander an und fing an, miteinander auszugehen. Von Trennung war keine Rede mehr.

Essprobleme 2
    Nicole, eine hübsche, etwas scheu wirkende 18 Jahre alte Patientin, wird von einem Psychiater wegen Essstörungen überwiesen. Ihre Kleidung ist geschmackvoll, aber auffallend weit.
     
    Therapeutin: »Wie kamen Sie denn hierher?«
    Nicole: »Ich esse schon seit Jahren ziemlich komisch. Ich esse alles Mögliche in mich hinein und dann wieder gar nichts. Bei mir wechseln dauernd Diäten mit sehr viel Essen. Mal bin ich dick, mal nehme ich ab. Ich habe es jetzt auch am Magen bekommen. Eine Zeit lang habe ich dann Tabletten eingenommen. Die helfen aber nicht mehr. Schließlich bin ich zum Nervenarzt, und der hat mich hierher geschickt.«
    Therapeutin: »Wie lange essen Sie so unregelmäßig?« (Neutrale Formulierung)
    Nicole: »Ach, schon total lange. Schon als Kind habe ich, wenn ich schon satt war, mir noch Kartoffeln reingeschoben. Ohne zu wissen, warum. Aber ab 13 haben sich Diät und Essen dann richtig abgewechselt.«
    Therapeutin: »Ah ja, wie alt sind Sie jetzt?«
    Nicole: »18.«
    Therapeutin: »Erbrechen Sie das Essen auch?«
    Nicole: »Ich habe das vor einem Jahr ein paarmal probiert. Es ging nicht. Dann habe ich es gelassen, weil es wehgetan hat.« Therapeutin: »Gibt es Zeiten, wo Sie essen, wie jeder andere auch?«
    (Frage nach Ausnahmen)
    Nicole: »Ich kann das höchstens fünf Tage schaffen, dann...« Therapeutin: »Ah (anerkennend), fünf Tage! Wann war das zuletzt, als Sie das geschafft haben?«
    Nicole: »Ich weiß nicht genau, vor zwei Wochen. Ich probiere es andauernd.«
    Therapeutin: »Was ist da anders, wenn Sie eine Phase haben, wo Sie normal essen?«

    (Genaue Bedingungen der Ausnahmen)
    Nicole: »Ich denke dann nicht immer ans Essen. Ich denke nicht dauernd an meine Figur.«
    Therapeutin: »An was denken Sie denn in den fünf Tagen, wo es Ihnen bessergeht?«
    Nicole: »Ich denke an das, was ich gerade mache, an die Schule, an das Privatleben.«
    Therapeutin: »Wie kommt es, dass Sie wechseln können, von unregelmäßig essen auf regelmäßig essen?«
    (Hier wird der Gedanke der Kontrolle unterstellt und gleichzeitig die Ausnahme weiter geklärt.)
    Nicole: »Ich stopfe erst alles in mich hinein, dann kontrolliere ich mich.«
    Therapeutin: »Das heißt aber, an fünf Tagen schaffen Sie es, regelmäßig zu essen?«
    Nicole: »Ja.«
    Therapeutin: »Wie viel wiegen Sie denn?«
    Nicole: »Ungefähr 58 Kilo.«
    Therapeutin: »Wie groß sind Sie?«
    Nicole: »168 cm.«
    Therapeutin: »Was ist denn Ihr Traumgewicht?«
    Nicole: »50 Kilo.«
    Therapeutin: »Ah ja, das ist also Ihr Traumgewicht. Was war denn Ihr niedrigstes Gewicht?«
    Nicole: »45 Kilo, da habe ich zwei Wochen nichts gegessen, da ging es mir ziemlich schlecht.«
    Therapeutin: »Wie ist das mit Ihrer Periode?«
    Nicole: »Seit ich die Pille nehme, ist sie regelmäßig.« Therapeutin: »Wer weiß denn davon, dass Sie so unregelmä ßig essen?«
    (Das Bezugssystem wird nun erweitert, neutrale
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