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Familientherapie ohne Familie

Titel: Familientherapie ohne Familie
Autoren: Thomas Weiss
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sein wird. Vielleicht überträgt sich auch ein wenig von jener Begeisterung auf den Leser, von der ich damals angesichts der faszinierenden Möglichkeiten ergriffen war und heute noch bin.
    Das Buch ist aus der Sichtweise eines Arztes und Psychotherapeuten geschrieben. Die meisten Beispiele stammen daher aus dem Bereich der Medizin und der Psychotherapie. Es wendet sich vor allem an Menschen, die direkt mit Patienten/ Klienten als Psychologen, Ärzte und ärztliche Psychotherapeuten, Sozialarbeiter, Krankenschwestern usw. zu tun haben, also an die Mitglieder der beratenden oder helfenden Berufe. Die Anwendungsmöglichkeiten der vorgestellten Methode gehen jedoch sicherlich über den Bereich der Psychotherapie, der Medizin und ihrer direkten Nachbardisziplinen hinaus. Auch in Institutionen, Schulen, Heimen und Betrieben finden sich Anwendungsgebiete, deren Berücksichtigung den Rahmen dieses Buches gesprengt hätte. Es ist aber auch für jene interessierten Leser gedacht, die ganz einfach neugierig darauf sind, was sich hinter dem Titel des Buches verbirgt, und die sich selbst aus einer Verstrickung in ihr System befreien möchten. Meine Hoffnung ist, dass dies beim Leser einen ähnlich kreativen und stimulierenden Prozess in Gang setzen wird, wie ich dies bei mir selbst feststellen konnte.
     
    Es ist mir eine große Freude, mich bei denen zu bedanken, die mir direkt oder indirekt bei diesem Buch geholfen haben. Natürlich zuerst bei meinen Patienten, die mir offenbar meist
geduldig meine Fehler verziehen haben. Ich hatte das große Glück, viele der Pioniere persönlich kennenzulernen und in ihrer Arbeit erleben zu dürfen: Paul Watzlawick und seine Gruppe, Mara Selvini Palazzoli, Gianfranco Cecchin, Luigi Boscolo, Steve de Shazer, Insoo Kim Berg und andere. Als Heidelberger war ich natürlich durch Helm Stierlin an einem Zentrum des Geschehens. Über dessen eigene Erkenntnisse und Sichtweisen hinaus vermittelte er uns mit großer Offenheit, Geduld und Engagement auch die Denk- und Arbeitsweise anderer großer Kollegen, nicht zuletzt, indem jeder aus dem Feld der systemischen Therapie irgendwann in Heidelberg Station machte.
    In den Folgejahren konnte ich von der Nähe zu Fritz Simon, Jochen Schweitzer, Arnold Retzer und besonders Gunthard Weber sehr profitieren, dessen lebendige und spontane Art mir sehr sympathisch war. Eve Lipchik aus der Gruppe um Steve de Shazer hat mich während meines Aufenthaltes in Milwaukee mit großem Einsatz gefördert, indem sie zahlreiche meiner Therapien supervidierte.
    Die vielen Versionen des Manuskripts haben Freunde und Kollegen mit mir – manchmal bei einem guten Wein – intensiv diskutiert. So erhielt ich wertvolle Hinweise und Anregungen unter anderem von Elisabeth Görich, Joachim Hecker, Peter Lutz, Gerda Neuwirth und Erik Rausch. Auch mein persönliches Familiensystem hat sich in 20 Jahren entwickelt und gewandelt. Meine frühere Frau, Gabriele Haertel, hat mich bei der Erstfassung außerordentlich unterstützt. Ich bin dankbar, dass mir meine Frau Elisabeth Weiss bei der aktuellen Überarbeitung als kluge und kompetente Gesprächspartnerin geduldig zur Seite stand.
    Ohne Dagmar Olzog vom Kösel-Verlag wäre ich wohl nie unter die Autoren gegangen. Ihr und Gerhard Plachta, der die Neuauflage betreute, meinen besonderen Dank.

EINFÜHRUNG
    An einem Sommernachmittag rief mich eine verzweifelte Patientin an. Sie brauche sofort einen Termin, es gehe ihr so schlecht wie nie zuvor. Martha war eine 38 Jahre alte Patientin, die sich zwei Jahre lang in einer Gruppenpsychotherapie befunden hatte. Sie war ursprünglich wegen einer bulimischen Adipositas (Essanfälle mit anschließendem Erbrechen und zudem Übergewicht) in Behandlung gekommen. Unter den Essanfällen litt sie bereits seit dem 15. Lebensjahr. Mehrere solche Anfälle pro Tag waren jahrelang nichts Außergewöhnliches gewesen. Es war ihr aber die gesamte Zeit möglich gewesen, ihr Essverhalten der Umgebung gegenüber zu verheimlichen.
Sie bezeichnete sich als Meisterin der Maske. Selbst dem Ehemann gegenüber war es ihr gelungen, das heimliche Spiel zu verbergen. Grund für das Versteckspiel war die Befürchtung, vom Mann verstoßen zu werden, wenn er von der »Abscheulichkeit« erfahren würde.
    Eines Tages, die Patientin weiß selbst nicht, warum, überwand sie sich und »beichtete« ihrem Mann die ganze Geschichte. Zu ihrer maßlosen Überraschung reagierte er anders als erwartet und war nicht abgestoßen, sondern
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