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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung
Autoren: Susanne Fröhlich
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denen daheim los war? Wahrscheinlich hat sie gesagt, »da kannst du schön allein hingehen, was habe ich mit deinen Angestellten zu tun«, und er hat gesagt, »ohne meine Angestellten hättest du nicht so einen flotten Lenz, sieh zu, dass du in die Gänge kommst, und zieh dir ja was Ordentliches an, ich habe einen Ruf zu verlieren.« Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein Vergnügen ist, mit Doktor Langner verheiratet zu sein, und kann der angesäuerten Gattin deshalb sogar ihr Muffelgesicht verzeihen.
    Heike kann ich nicht sehen. Auch Beauty-Queen Lea nicht. Ich frage meinen Bruder. Und richtig, der hatte die beiden immerzu im Blick. »Die sind ganz hoch in euer Schlafzimmer, Heike wollte Lea irgendwas Berufliches zeigen. Diese Lea, also die ist ja die Bombe. Meinst du, die ist bi?« Ich habe keine Ahnung, sage aber mal nein, schon um Stefan in seine Schranken zu weisen, und bin außerdem froh, dass Stefan nicht weiß, was Lea beruflich macht. Da wäre der glatt hinterher ins Schlafzimmer. Was wollen die zwei bloß? Ich hoffe, nicht das, was ich mir denke. Vielleicht holt Heike nur schon mal den Rammler, um ihn der Fachfrau zu zeigen. Aber woher weiß sie, wo der Rammler
ist? Habe ich das gesagt? Nein, definitiv nein. Dann kann die Rammler-Theorie nicht stimmen. Habe ich Lust, jetzt sofort zu überprüfen, was die beiden tun? Lust schon, aber keine Zeit. Ich sollte unten sein, wenn Christoph nach Hause kommt. Ich bitte meine Freundin Sabine, die beiden Turteltäubchen, so unauffällig wie möglich aus meinem Schlafzimmer zu locken.
    Sabine ist schlecht drauf. Wegen Mett-Mischi. Ihr Freund, der Assistenzarzt und mein ehemaliger Klassenkamerad – ein Metzgersohn, der immerzu Hackbrötchen dabeihatte –, hat sie verlassen. Dass Mett-Mischi mal eine Frau verlassen würde, hätte ich nicht für möglich gehalten. Mit Mett-Mischi hat auf den Klassenpartys nicht mal eine getanzt. Der war quasi nicht anwesend. Ich dachte, vor lauter Freude, endlich mal eine abgekriegt zu haben und dann noch unerklärlicherweise so ein Goldstück wie meine Freundin Sabine, da würde der lebenslang in Dankbarkeit versinken. Pustekuchen. Undank ist der Welt Lohn. Sabine ist kreuzunglücklich. Sie hat diesen Kerl wirklich sehr geliebt. »Ihr habt den so unterschätzt, besseren Sex hatte ich noch nie«, hat sie mir mal anvertraut. Normalerweise wäre ich da skeptisch, aber Sabine hatte wirklich genug Vergleichsmaterial. Mett-Mischi hat sich, sehr klassisch und furchtbar profan, in eine Krankenschwester verliebt. »Sie hat einfach mehr Einfühlungsvermögen, was meine Arbeit angeht«, hat er Sabine gesagt, als er sie verlassen hat. Ungerecht, denn Sabine ist nun wirklich eine geübte Arztserienguckerin. Mindestens 50 % seiner anfänglichen Faszination beruhte auf der Tatsache, dass er einen weißen Kittel anhatte. Heute will ich Sabine nochmal Jörn, Christophs Freund, schmackhaft machen. Der ist nun echt nicht
übel. Groß, recht gut aussehend, jedenfalls um Klassen besser als Mett-Mischi – und er hat Manieren. Das ist doch schon mal was. »Wie findest Du Heikes Freundin?«, frage ich sie noch schnell. »Na ja, ganz hübsch, aber null Ausstrahlung.« Wie bitte? Habe ich mich da gerade verhört. Wenn das null Ausstrahlung ist, dann her damit.
    Langsam bin ich aufgeregt. Was, wenn Christoph die Überraschung gar nicht zu schätzen weiß? Zu spät. Ich gehe wieder runter ins Wohnzimmer und da höre ich auch schon sein Auto. »Achtung«, rufe ich noch schnell die Treppe hoch, »er kommt.«
     
    Ich stelle mich in den Flur, und als er zur Haustür reinkommt, umarme ich ihn.
    »Ich muss erst mal was trinken«, poltert er los, »ich hab so einen Hals auf diesen Schwachkopf von Langner.« Er geht in Richtung Küche. Hilfe, da steht das Büfett. »Setz dich aufs Sofa«, sage ich »und schrei bitte nicht so.« Den ›Schwachkopf‹ hat der Langner da oben sicherlich gehört. Aber gut, Schwachkopf geht ja noch. »Ich hole dir was zu trinken.« »Gut«, brummt er, wundert sich nicht mal und fügt sich in sein Schicksal. Die meisten Männer lassen sich gerne bedienen und gewöhnen sich auch ausgesprochen schnell daran. Ich gehe in die Küche und schließe die Tür hinter mir, damit Christoph keinesfalls das Büfett entdeckt. Ein fataler Fehler. Die geschlossene Tür signalisiert Christoph, dass er brüllen muss, um sich verständlich zu machen. »Ich sage dir, Andrea, der Flachpfeife von Langner blase ich den Marsch. Das lasse ich mir nicht bieten.
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