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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande
Autoren: Hannah Siebern
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Zustände wiederhergestellt. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass die Welt wieder in Ordnung sein wird, wenn ich in zehn Jahren aufwache.“
    Laneys Lachen verstummte und Kathleen sah Simon böse an. Seit Marlene vor drei Jahren ihre Schlafphase angetreten hatte, fürchteten Kathleen und Jason sich vor dem Tag, an dem sie wieder aufwachen würde. Denn sie hatte bereits vor langer Zeit angekündigt, dass sie sich das Mädchen holen wollte, sobald die Zeit gekommen war. Laney konnte sich kaum noch an ihre Großmutter mütterlicherseits erinnern, hatte aber auch kein Verlangen danach, diese Bekanntschaft zu erneuern.
    „Du solltest jetzt gehen“, sagte Kathleen streng zu Simon. „Mach dich für die Party fertig und melde dich dann bei Violette. Sie wird sicherlich ein strenges Auge auf dich halten, also übertreib es nicht heute Abend. Wäre doch schade, wenn man dir gleich beim ersten Mal die Schlafphase streichen würde, oder?“
    Simon verzog kurz den Mund und dachte sichtlich darüber nach, Widerworte zu geben. Doch am Ende zuckte er nur mit den Schultern und verließ den Raum. Allerdings nicht, ohne Laney noch ein letztes fieses Lächeln zuzuwerfen.
    Sobald die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, ließ Laney sich frustriert auf ihr Sofa fallen und vergrub das Gesicht in den Händen.
    „Ich hasse diesen Kerl“, schimpfte sie. „Wie kann es sein, dass jemand, der so gemein ist, Papas Bruder sein kann?“
    „Die Frage habe ich mir auch schon mehrfach gestellt“, gab Kathleen zu und setzte sich neben das Mädchen. „Andererseits muss man sich ja nur deine Tante Violette ansehen, nicht wahr?“
    Laney hob den Kopf und sah, dass Kathleen lächelte.
    „War Tante Vi denn wirklich so schlimm?“, fragte sie interessiert. „Ich habe gehört, dass du einmal wegen ihr ausgepeitscht worden bist.“
    Kathleen verzog das Gesicht und seufzte dann.
    „Abstreiten kann ich das leider nicht“, gab sie zurück. „Violette war, als du klein warst, wahrscheinlich genauso sehr gegen die Kaltblüter eingestellt wie deine Großmutter Marlene. Aber sie hat Jason nie den Rücken gekehrt und würde es auch niemals tun. Das ist auch der Grund, warum ich ehrlich traurig sein werde, wenn sie schlafen geht. Ohne sie geht uns nämlich eine mächtige Verbündete verloren. Ich bin bloß froh, dass dein Vater nicht schlafen gehen darf in nächster Zeit. Ohne ihn wäre ich nämlich wirklich aufgeschmissen.“
    Nachdenklich runzelte Laney die Stirn und sah Kathleen dann ins Gesicht.
    „Papa hätte doch eigentlich schon vor längerer Zeit schlafen müssen, oder? Wie kommt es dann, dass er kaum älter aussieht als Simon?“
    „Ich vermute, das liegt an meiner Verbindung zu ihm“, antwortete Kathleen vage. „Ganz sicher bin ich nicht, aber ich schätze, dass ich verhindere, dass er altert. Dafür ist es aber andererseits so, dass ich seinetwegen nachts ganz normal schlafen muss … Vielleicht werden wir irgendwann gemeinsam eine Schlafphase einlegen müssen.“
    „Ist nicht einfach, wenn man irgendwo drin der Erste ist, was?“, bemerkte Laney.
    Kathleen lächelte.
    „Na ja. Einfach ist es nicht, aber es ist die Sache auf jeden Fall wert. Selbst wenn ich durch Jason nur halb so lange leben kann, wie es eigentlich der Fall wäre, würde ich die Verbindung zu ihm doch um keinen Preis der Welt wieder lösen wollen.“
    Laney seufzte wehmütig.
    „Ob ich wohl auch mal so jemanden finde?“, fragte sie verträumt. „Jemanden, den ich so lieb haben kann, wie du Daddy … Ich weiß ja noch nicht mal, ob ich mich am Ende nicht doch noch mit meiner Großmutter verbinden muss.“
    Kathleen schüttelte ungehalten den Kopf.
    „Jetzt aber Schluss mit dem Selbstmitleid“, sagte sie. „Du weißt, dass Jason und ich alles tun werden, um das zu verhindern. Und jetzt werden wir mal zusehen, dass wir das Nest auf deinem Kopf wieder entfernen, damit dich heute Abend niemand auslacht.“
    „Sind sie weg?“
    Kathleen drehte sich zur Treppe um und sah, wie Jason die Stufen herunterkam. Wie gewohnt sah er unheimlich gut aus. Er trug eine Selbstsicherheit zur Schau, die nichts mit Simons Arroganz gemein hatte, und man merkte ihm an, dass er im Gegensatz zu seinem Bruder das Herz am rechten Fleck hatte.
    „Ja“, gab Kathleen lächelnd zurück. „Sie sind soeben alle aufgebrochen. Du hättest Laney sehen sollen. Sie sah aus, wie eine junge Elfe.“
    „Ich weiß. Sie hat so viel von ihrer Mutter.“
    Kathleens Lächeln erstarb und sie räusperte
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