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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder
Autoren: Alexander Kröger
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Halbkugeln versprühten auch sie
aus
äquatorial angebrachten Antennen einen Blitzregen in die
Stellungen der Menschen hinein.
Wären die Disken nicht mit dem Nachteil ihrer Schnelligkeit
ausgestattet gewesen, die Kämpfer hätten samt und
sonders
aufgehört zu existieren. So aber schossen sie über die Linien
hinaus, entluden sich dort, wo sich niemand befand, mussten
dann in großem Bogen erneut anfliegen.
Doch es ließ sich voraussehen: Wenn sie ihre Taktik
vervollkommneten – dann…
Die Verluste waren auch so groß genug.
Ich lag erneut eng an den Boden gepresst, und wiederum
peitschte mich wilde Angst, trotz aller Vorsätze und Einsichten.
Jede Sekunde erwartete ich den besiegelnden Einschlag. Wie
würde das sein? Gleichzeitig bäumte sich in mir alles gegen den
Tod.
Als der Feuerkreis abermals in meiner Nähe vorübermähte, da
und dort Angstgeschrei und jähes Verstummen
auslöste,
stemmte ich mich empor. Denn das hatte die Aktion vom
Mittag bewirkt: Die Sinne nahm mir nun die Furcht nicht mehr.
Man kann doch nicht liegen und einfach warten, bis es einen
erwischt!
Ich sah mich um. Der nächste Diskus musste in wenigen
Augenblicken in meiner Nähe sein. Zwanzig Meter vor mir, in
einer kleinen Vertiefung, einem Sumpfloch vielleicht, lag das
Wrack einer Landmaschine, verrostet,
demoliert, ein
mechanischer Heurechen möglicherweise. Und einer Eingebung
folgend, fegte ich gebückt dorthin, kroch zwischen die Stäbe und
Streben, ungeachtet der Schrammen, die ich mir zuzog.
Als der Diskus über mich hinwegflog, lag ich auf dem Rücken,
und ich sah schreckerfüllt, dass ich genau ins Feuer geriet. Um
mich herum stoben die Funkengarben, schlugen rote Sterne aus
dem Stahlgestänge, sprangen vom Schrott in den Boden.
Ich begriff dann sofort, weshalb ich davongekommen war: Ich
steckte in einem faradayschen Käfig! Die Ladungen wurden
durch das Metall abgeleitet, geerdet! So primitiv war das! Zum
Teufel! Warum ist bisher keiner darauf gekommen? Wie viele
von uns könnten noch leben!
Ich richtete mich halb auf, blickte in die Runde, sah zwei,
drei Gefährten in der Nähe, die lebten. Ich rief sie an. Sie
benötigten eine Weile, bis sie begriffen. Sie robbten heran,
krochen in das Gerümpel.
Zunehmend zog Ruhe in mir ein. Soweit es das Gestänge zuließ,
richtete ich mich auf. Ich gewahrte, wie einige der Flugzeuge
jenseits des Waldes niedergingen. Vielleicht hatte sich ihre
Aufladung erschöpft. Aber einige waren noch aktiv, und eins
würde, vollendete man gedanklich seinen eingeschlagenen
Bogen, erneut in meine Nähe geraten.
Ich fühlte mich zu einem Gag aufgelegt. Mein Käfig, die
neuentdeckte Lebensgarantie, versetzten mich in
Hochstimmung, vielleicht gar in Übermut. Ich lud rasch mein
Gewehr mit Explosivgeschossen und brachte es in Anschlag,
was mir in dem Stabgewirr einige Mühe bereitete.
Der Diskus flog fast den gleichen Kurs wie der vorige, er
würde also meinem Standort sehr nahe kommen.
Ich beobachtete sehr ruhig. So konnte ich Einzelheiten
erkennen, zum Beispiel auf der Unterseite offenbar beweglich
angebrachte Platten, die, im Kurvenflug deutlich sichtbar, der
Steuerung dienten. Das Scharnier einer solchen Platte nahm ich
ins Visier, zog mit dem Lauf mit, hielt, als das Flugzeug fast über
mir war, Vorgabe und drückte beide Läufe ab. Ich sah noch die
Einschläge unmittelbar dort, wohin ich gezielt hatte, und die
Maschine begann sich zu drehen!
Ich zwängte mich durch die Stäbe, richtete mich auf, ungeachtet
der Möglichkeit, dass noch weitere Disken angriffen. Ich sah der
angeschossenen Maschine hinterher, die eine gefährliche
Schräglage eingenommen hatte, jetzt schon sehr schnell rotierte
und so, den Gesetzen des Kreisels folgend, regelrecht
„abschmierte“. Es würde nicht lange mehr dauern, und das
Ding hatte Bodenberührung.
Rasch blickte ich in die Runde. Unmittelbare Gefahr bestand
nicht. Es hatte vielmehr den Anschein, als befände sich keine der
Flugmaschinen mehr in der Luft.
Ich zwängte mich vollends aus dem Schrott und rannte dem
Diskus hinterher, der bereits, sehr schräg fliegend, Gebüsch
streifte und jeden Augenblick Erdkontakt haben würde.
Rechts von mir löste sich Hugh vom Boden. „Er lebt!“,
frohlockte ich. Ich sah, dass noch einige folgten, dann orientierte
ich mich ganz nach vorn.
„Achtung, Junge!“, rief Hugh.
Aber ich hatte die Gefahr bereits erkannt, stoppte den Lauf.
Der Kampfapparat verhielt sich wie ein schlecht geworfener
Sportdiskus,
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