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Fallen Angel 07 Tanz der Rose

Titel: Fallen Angel 07 Tanz der Rose
Autoren: Mary Jo Putney
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Warum haben Sie mir nicht einfach gesagt, wer Sie sind? «
    Der Arzt starrte ihn an. »Hätten Sie mir denn geglaubt? «
    »Höchstwahrscheinlich. Die Ähnlichkeit ist vorhanden, und ich weiß über die Ausschweifungen meines Vaters Bescheid. «
    »Ich hielt es für sinnlos, mit Ihnen zu sprechen. « Die Mundwinkel des Arztes zuckten. »Von den Kenyons erwartete ich keine Gerechtigkeit. «
    Die Arroganz und sexuelle Zügellosigkeit des alten Herzogs hatten fast zum Tod seines Erben geführt... Das konnte man wirklich als Ironie des Schicksals bezeichnen!
    Müde rieb Stephen sich den schmerzenden Magen. »Was, zum Teufel, soll ich jetzt mit Ihnen machen, Blackmer? «
    »Das naheliegendste wäre, ihm den Prozeß machen zu lassen«, meinte Catherine. »Wenn du aber nicht willst, daß er gehängt wird, könnte man ihn vielleicht in die australischen Kolonien schicken. Dort werden Ärzte dringend benötigt. «
    »Dazu müßte man sich darauf verlassen können, daß er in Australien keine neuen Schandtaten begeht. « Kinlock war genauso skeptisch wie Michael. »Es gibt keine Entschuldigung dafür, daß er seinen Eid gebrochen hat. «
    Stephen schaute Rosalind an. »Und was meinst du? «
    »Ein Teil von mir möchte, daß er genauso leidet wie du. Nach einigen Jahren mit gräßlichen Schmerzen würde ich ihn dann vielleicht begnadigen. Andererseits... « Sie verzog das Gesicht. »Wer von uns hat noch nie einen schweren Fehler gemacht? Als Jessica klein war, wollte sie einmal Brian baden und hätte ihn fast ertränkt. Was Blackmer getan hat, war zwar kein Unfall, aber ich glaube ihm, daß er dich nicht töten wollte. «
    Als ehrenamtlicher Richter hatte Stephen oft Gerechtigkeit walten lassen müssen, aber es war viel schwieriger, eine Entscheidung zu treffen, wenn man persönlich betroffen war. Er betrachtete Blackmers hageres Gesicht. Sein Bruder, der stoisch auf ein Urteil wartete...
    Sobald Blackmer erfahren hatte, wer er war, mußte dieses Wissen eine schwärende Wunde gewesen sein. Wenn er Stephen oder Michael vorbeireiten sah, mußte er verbittert daran gedacht haben, daß seine Halbbrüder in Luxus und mit allen Privilegien lebten, während er selbst hungerte und ausgebeutet wurde. Und nachdem er ein oder zwei Jahre älter als Stephen war, hätte ihm sogar der Herzogstitel zugestanden, wenn er ein legitimer Sohn gewesen wäre. Armer Bastard, im buchstäblichen Sinne des Wortes!
    Im großen und ganzen hatte er trotzdem das Beste aus seiner Situation gemacht und die Chancen einer guten Schulbildung genutzt, um Medizin zu studieren. Er war ein erstklassiger Arzt geworden, der nicht mit seiner Zeit geizte und sich auch um die Mittellosen kümmerte.
    Stephen schaute zu seinem jüngeren Bruder hinüber. Auch Michael war von seinem Vater schändlich behandelt worden, aber immerhin hatte er alle Vorteile des Reichtums genossen. Er hatte der Abtei oft entfliehen können - nach Eton und in die Familien seiner Freunde. Dennoch hatten die körperlichen und seelischen Mißhandlungen der Kinderzeit tiefe Spuren hinterlassen, und es hatte sehr lange gedauert, bis er diese Dämonen besiegte, die ihn zu allen möglichen Torheiten veranlaßten.
    Alle Kinder des Herzogs hatten auf irgendeine Weise unter seiner Tyrannei gelitten. Claudia war arrogant und verbittert geworden, und Stephen selbst hatte sich hinter seiner Schutzmauer verbarrikadiert und dadurch auf die größten Freuden des Lebens verzichtet. Sollte Blackmer, der am meisten gelitten hatte, vernichtet werden, nur weil er sich aus durchaus berechtigtem Zorn zu einer Verzweiflungstat hatte hinreißen lassen?
    Es war der Arzt selbst, der ein Urteil über sich fällte. »Lord Michael hat recht - obwohl ich nicht in mörderischer Absicht handelte, sind Sie durch meine Schuld fast ums Leben gekommen. Sie haben jedes Recht, mich an den Galgen zu bringen. Ich kann nicht erwarten, daß Sie mir verzeihen, aber ich möchte Ihnen allen trotzdem sagen, wie leid es mir tut. Ashburton, ich bitte Sie um Entschuldigung für die Höllenqualen, die ich Ihnen zugefügt habe. « Seine Blicke schweiften zu Rosalind. »Auch Sie muß ich um Entschuldigung bitten, denn ich kann mir vorstellen, was Sie an der Seite Ihres Mannes durchgemacht haben - vielleicht in mancher Hinsicht sogar noch Schlimmeres als er selbst. «
    Dann schaute er Michael an. »Ich bitte auch Sie um Entschuldigung, Lord Michael. Ich habe Sie in tiefe Sorge versetzt und von Ihrer Familie getrennt. Während unserer ganzen
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