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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)
Autoren: Peter Ransley
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Arme gefallen war. »Bin ich unter dem Stuhl, Luke? Nein! Unter dem Tisch?«
    Luke rannte zu Jane und verbarg sein Gesicht in ihren Röcken. »Aber, Sir!«, lachte sie. »Tom ist Euer Vater!«
    »Va… ter?«
    Es bekümmerte mich, dass ich mein halbes Leben damit zugebracht hatte, herauszufinden, wer mein Vater war, und Luke seinen jetzt nicht erkannte. Er hatte dunkle Locken, in denen ich meinte, einen Hauch von Rot zu entdecken, und die typische Stonehouse-Nase. In meinen Tagen als Teil des Pöbels hatte ich sie eine Hakennase genannt, doch für Lord Stonehouse war es eine Adlernase. Obwohl Lukes Urgroßvater ganz vernarrt in ihn war, behandelte er den Jungen mit äußerster Strenge. Vielleicht rannte Luke deswegen so oft zu ihm, genau wie zu Adam, dem Stallburschen, der mit abgekauten Fingernägeln auf ihn zielte und ihm befahl, sich von seinen Pferden fernzuhalten, andernfalls würde er nicht für die Folgen geradestehen. Dann rannte Luke schreiend davon, kam gleich darauf geduckt wieder angeschlichen, um erneut den drohenden Finger auf sich gerichtet zu sehen, ehe Adam sich schließlich das schreiende Kind schnappte und es in den Sattel setzte. Ich empfand einen schmerzlichen Stich, weil er solcherlei Spiele nicht mit mir spielen würde, und ging hinauf ins Kinderzimmer, um nach meiner Tochter Elizabeth zu sehen.
    Sie war ein paar Monate alt. Anne war bitter enttäuscht gewesen, weil es kein Junge war. Es verging kaum eine Woche, in der nicht mindestens ein Kind in unserer alten Kirche von St. Mark’s zu Grabe getragen wurde, und Anne wollte so viele männliche Erben wie möglich, um Lord Stonehouse’ Versprechen zu untermauern, dass er mich zu seinem Erben machen wollte.
    Lord Stonehouse’ ältester Sohn Richard war zu den Royalisten übergelaufen, und als Lord Stonehouse mich offiziell zu seinem Erben ernannt hatte, hatte ich törichterweise gehofft, es sei allein mein Verdienst gewesen. Womöglich hatte ich tatsächlich einen gewissen Anteil daran, aber vor allem hatte er sich zu diesem Schritt entschlossen, weil herausgekommen war, dass er Richard zur Flucht nach Frankreich verholfen hatte. Indem er mich zu seinem Erben machte, rettete Lord Stonehouse nicht nur seine Haut, sondern war zudem in der Lage, weiterhin auf beide Pferde zu setzen: Wer immer den Sieg davontrüge, ihm ging es einzig und allein um Erhalt und Ausbau seines prachtvollen Landbesitzes Highpoint und darum, dem Namen Stonehouse einen Platz im Zentrum der Macht zu sichern.
    Elizabeth, die kleine Liz, sah nicht aus wie eine Stonehouse. In meiner gegenwärtigen rebellischen Stimmung war sie meine heimliche Verbündete. Oder war sie eine Waffe?
    »Liz Neave«, flüsterte ich ihr zu und gab ihr jenen Namen, mit dem ich aufgewachsen war, als ich noch ein Lumpenkerl aus Poplar war, der nichts von den Stonehouse wusste. Sie hatte hier und da ein paar Haarbüschel, immer noch schwarz, doch ich bildete mir ein, es hätte einen rötlichen Schimmer. Ihre Nase war keine Adlernase, auch keine Hakennase, sondern ein niedlicher, kleiner Stups. Anne nannte sie aufsässig, aber ihr Geschrei erinnerte mich an meine eigene Wildheit.
    Wenn ich meinen Finger ausstreckte, hörte sie auf zu brüllen und umklammerte ihn so fest mit der Hand, dass ich lachen musste. Ihre Lippen, auf denen sich kleine Speichelbläschen bildeten, formten sich zu ihrem ersten Lächeln. Ich hob sie hoch, drückte sie an mich und küsste sie. Aufsässig? Sie war nicht aufsässig! Ich schaukelte sie in meinen Armen, bis sie einschlief.
    Ich ging in unsere alte Kirche, St. Mark’s, um mit dem Pfarrer, Mr Tooley, über Liz’ Taufe zu sprechen. Anne wünschte sich eine altmodische Zeremonie, mit Wasser aus dem Taufbecken, an dem auch sie getauft worden war, und mit Paten. Mr Tooley hielt immer noch solche Taufen ab, obwohl die Presbyterianer den Druck auf die Kirche verstärkten und beide Traditionen missbilligten.
    Die Kirche war leer, bis auf einen alten Mann in der ersten Reihe, die zitternden Hände gefaltet und versunken in irgendeinen persönlichem Kummer. Die vertraute Kirchenbank entlockte mir das erste Gebet seit langem. Ich fürchtete, Scogman sei tot. Ich betete um Vergebung für mein bösartiges Naturell. Für Scogmans Seele. Er war ein Dieb, aber er hatte ebenso für andere gestohlen wie für sich selbst – wenn nicht sogar mehr für andere. Es gab so viel Gutes in ihm, er war freundlich und heiterte andere auf. Als ich das Gebet beendete, war er beinahe ein Heiliger,
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