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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)
Autoren: Peter Ransley
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und ich behandle ihn, wie ich will. Ich wünsche Euch einen guten Tag, Sir. Mach weiter, Stalker! Worauf wartest du, Mann?«
    Stalker riss Scogman mit einem Ruck zu seinem Pferd und band das Seil am Sattel fest. Ich stand machtlos daneben. Was für ein einfältiger, naiver Dummkopf ich war, zu glauben, ein Mann wie Challoner sei jemals geneigt, Zugeständnisse zu machen. Er wollte seinen Gefangenen durch den Ort zerren, um seine Macht zu demonstrieren. Man würde Scogman mit Steinen, verrottetem Gemüse und Scheiße bewerfen. Er konnte von Glück sagen, wenn er es lebendig ins Gefängnis schaffte.
    Diplomatie? Statt die Gräben zwischen der Bevölkerung und den Soldaten überwinden zu helfen, würde Scogmans Auslieferung diese nur noch vertiefen.
    Zumindest hatte Gott, der mich ewig hoffend geschaffen hatte – oder unendlich naiv –, mich auch mit einem raschen Verstand gesegnet, der mir aus der Klemme, in die ich mich selbst hineinmanövriert hatte, wieder heraushelfen musste. Oder vielleicht war es auch, wie manche seit meiner Geburt behaupteten, nicht Gott gewesen, sondern der Teufel.
    Und in der Klemme steckte ich wahrhaftig. Krähen erhoben sich flatternd, als die Soldaten, aufgeschreckt von Scogmans Gebrüll, von der Bauernstelle herbeirannten. Will hielt sie halbherzig zurück, aber ich sah den Lauf einer Muskete durch die Hecke ragen. Stalker ritt langsam, Scogman stolperte hinterher und geriet beinahe unter die Hufe von Challoners nachfolgendem Pferd. Als sie die Soldaten erblickten, trieb Stalker sein Pferd zum Trab an. Scogman stolperte und fiel. Er gab keinen Ton von sich, als er aus dem Graben auf den Weg und wieder zurück in den Graben geschleift wurde. Vielleicht wollte er vor seinen Kameraden nicht laut schreien. Wahrscheinlicher war indes, dass er kaum mehr bei Bewusstsein war.
    Ich schob mich durch die Hecke, konnte den Musketier jedoch nicht sehen. Es musste Bennet sein. Wenn er es war, war Sir Lewis so gut wie tot. Dann hätten wir es nicht länger mit einer kleinen Unruhe zu tun, sondern mit einer handfesten Krise, die von der presbyterianischen Mehrheit im Parlament gegen Cromwell ausgeschlachtet werden würde. Ich hörte das Klicken des Steinschlosses, mit dem der Abzug gespannt wurde.
    »Wartet!«, rief ich Sir Lewis zu. »Ihr habt das Beweisstück vergessen!«
    Ich zog den Löffel aus meiner Tasche. Den lächerlich aussehenden, leicht verbogenen Löffel. Das Leben eines Mannes. Sir Lewis, der an seinem Gericht größten Wert auf Korrektheit legte, zügelte sein Pferd.
    »Steigt von Eurem Pferd, wenn Ihr nicht erschossen werden wollt«, sagte ich.
    »Fahrt zur Hölle.«
    »Steigt ab, Mann, oder ich kann nicht für Euer Leben garantieren.«
    Er sah den Musketenlauf. Er hatte Mut, das musste ich ihm lassen. Er versuchte weiterzureiten, die Vorderhufe waren einen Zoll von Scogmans Gesicht entfernt, doch im selben Moment schnappte ich mir die Zügel seines Pferdes, und Stalker, der die Muskete ebenfalls entdeckt hatte, glitt aus dem Sattel. Sir Lewis schwankte und fiel schwerfällig zu Boden. Die Soldaten, die zusahen, jubelten, bis Will sie zum Schweigen brachte.
    Ich versuchte, Sir Lewis aufzuhelfen, doch er stieß mich fort. Die Lippen und Wangen bebten, und sein Gesicht war vor Wut so puterrot, dass ich meinte, ihn hätte der Schlag getroffen. Ich entschuldigte mich bei ihm und sagte, ich glaubte, es sei ein Fehler gemacht worden.
    Einen Moment lang schien er seiner Stimme nicht zu trauen. Doch allmählich nahm sein Gesicht wieder seine übliche blassrote Farbe an, und er fand die frostige Stimme wieder, die er im Gerichtssaal einsetzte. »Ein Fehler! Sir, Ihr habt den Fehler Eures Lebens gemacht! Ich werde Euch in dieselbe Zelle werfen lassen wie ihn.« Er deutete auf Scogman, der langsam wieder zu sich kam und verwirrt zu uns aufblickte.
    »Möglicherweise hat er gar kein Kapitalverbrechen begangen.«
    »Möglicherweise …? Kein Kapital …? Er hat Silber gestohlen, Sir!«
    »Blake!«, schrie ich über das Feld. »Wo ist Soldat Blake?«
    Blake schob sich durch die Reihe der Soldaten, die sich mittlerweile auf dem Weg vor uns aufgebaut hatten. Er war ein merkwürdiger Mann, vorzeitig kahl geworden und mit einem leichten Buckel, doch die Männer respektierten ihn, weil er fast alles reparieren konnte, von einem undichten Topf bis zu einem kaputten Steinschloss.
    »Beruf?«, sagte ich.
    »Silberschmied, Sir«, sagte Blake und salutierte. »Mitglied der Goldschmiedezunft in London.«
    Er
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