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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)
Autoren: Joachim Rangnick
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sprudelte das Wasser wie bei einem Springbrunnen in die Höhe, wenn man an den Hähnen drehte.
    Rodica durfte duschen, obwohl es schon mitten in der Nacht war, und wurde dann von Miklos in ein Zimmer geführt, in dem sie schlafen sollte. Mit einer kleinen Kamera machte er von Rodica ein Foto, was sie aufregend fand. »Für die Eltern«, meinte Miklos, bevor er ihr eine gute Nacht wünschte und das Zimmer verließ. Das Bett war weich, und das Bettzeug duftete nach Blumen. So schliefen Prinzessinnen, hatte sich Rodica immer vorgestellt.
    Ihre Träume von dem guten Leben, das nun für sie begonnen hatte, dauerten noch den nächsten Tag und eine weitere halbe Nacht. Dann wurde sie jäh aus dem Schlaf gerissen.
    Herr Miklos forderte sie auf, freundlich wie immer, sich anzuziehen und mit den beiden Männern zu gehen, die im Flur warteten. Die Männer wirkten ungeduldig und stanken nach Kneipe und parfümiertem Haaröl. Herr Miklos sagte nur: »Geh mit ihnen und mach keinen Ärger.«
    In jener Nacht fuhren sie in einem klapprigen alten Wagen durch die Dunkelheit. Erst in den frühen Morgenstunden hielten sie irgendwo auf dem flachen Land vor einem halbzerfallenen Gehöft. Während der ganzen Fahrt sprachen die beiden kein Wort mit Rodica, außer einem »Halt’s Maul« auf ihre Frage, wohin sie denn fahren würden. Rodica war müde, durstig und verängstigt. Mit einer Handbewegung deutete der Fahrer zur offenstehenden Stalltür: »Wenn du musst, dann mach’s im Stall, drinnen ist das Klo verstopft.«
    Rodica nickte und rannte in die Scheune, schon seit Stunden musste sie zur Toilette, hatte sich aber nicht getraut, die Männer um einen Halt zu bitten. Der eine von ihnen war schon im Wohngebäude verschwunden, die Haustür stand jedenfalls offen, der andere wartete auf sie und winkte ihr herzukommen. Rodica folgte ihm ins Haus. Hinter der Eingangstür blieb er stehen, ließ sie an sich vorbeigehen, legte ihr dann eine Hand auf die Schulter und dirigierte sie den langen dunklen Flur entlang ganz bis ans Ende und dort durch eine Tür in einen kleinen Raum. Viel sehen konnte Rodica nicht, nur durch einen schmalen Spalt in den geschlossenen Fensterläden fiel etwas Licht. Außer einer Matratze auf dem Holzboden mit einem Haufen Decken und Kissen drauf war das Zimmer leer. Es stank penetrant nach Erbrochenem.
    »Schlaf«, befahl der Mann und stieß sie grob ins Zimmer.
    Rodica stolperte hinein und hörte, wie der Türschlüssel im Schloss herumgedreht wurde.
    Der Lichtstreifen am Fenster zog sie an, und sie tastete sich an der Wand entlang darauf zu. Aber sie konnte das Fenster und die Läden nicht öffnen. Dort, wo der Griff sein sollte, war nur ein fingerdickes Loch im Holz. Ein wenig frische Luft kam aber durch einen kleinen Spalt herein. Rodica sog die frische Luft ein und stierte durch den Spalt, bis ihre Augen in dem grellen Licht schmerzten. Blind tappte sie zur Matratze, legte sich darauf und rollte sich zusammen wie ein Igel. Leise kamen ihre Tränen. Sie verstand das alles nicht, wünschte sich, bei der Mutter zu sein, selbst der Vater wäre ihr lieb gewesen. Irgendwann schlief sie darüber ein.
    Als sie Stunden später jemand an der Schulter rüttelte, schreckte sie auf und wusste erst nicht, wo sie war. Ein Mann stand über sie gebeugt, es war keiner von den beiden im Auto. Der Mann lehnte sich zu ihr herunter und strich ihr mit der Hand durch die Haare.
    »Schönes Täubchen, schönes Täubchen«, flüsterte er. Sein Atem roch nach Schnaps und Zigaretten. Rodica kannte das von ihrem Vater und den anderen Männern aus dem Dorf, sie rochen alle so, wenn man ihnen zu nahe kam, das war für sie noch nichts Beunruhigendes.
    Aber dann schob der Mann seine Hand zwischen ihre Beine. Rodica erstarrte vor Angst, sie verstand nicht. Einmal hatte ihr der Nachbarsjunge einen flüchtigen nassen Kuss auf die Lippen gepresst. Sie ahnte nicht, was dieser Mann von ihr wollte.
    Er küsste sein »Täubchen«, zerrte ihr die Kleider vom zitternden Körper und versuchte sie zu streicheln. Aber Rodica schrie, weinte, wehrte sich, hysterisch vor Angst und Scham. Da schlug er zu, mit der flachen Hand auf ihren Hinterkopf, wo die Haare Blutergüsse verdeckten. Wieder und wieder schlug er sie und flüsterte dabei, dass nur ein braves Täubchen ein schönes Täubchen sei. Nicht nur an diesem Tag kam er, sondern ebenso am nächsten und übernächsten. So lange, bis das Täubchen ihn küsste und dabei lächelte. Da brachte er Schokolade und
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