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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 15 Der Zauberer und das Mädchen

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 15 Der Zauberer und das Mädchen

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 15 Der Zauberer und das Mädchen
Autoren: Martin Clauß
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erledigt. Falls Sie es selbst tun möchten – ich denke, es müsste sogar eine Sense aufzutreiben sein.“ Ihm reichte das Gras bis über die Hüfte, und er schritt demonstrativ durch die tiefsten Stellen und drückte die kräftigen Halme zur Seite wie ein Kind, das Dschungelforscher spielte.
    Samuel Rosenberg stöhnte. „Das soll ich mieten, Herr Winkheim? Sind Sie ganz sicher, dass Sie hier einziehen möchten?“
    „Ach ja, jetzt, wo Sie das Thema anschneiden …“ Ferdinand Frödd unterbrach seine Expedition und kehrte zu den anderen zurück, die mittlerweile dicht zusammen standen. „Ich soll Ihnen noch etwas Wichtiges mitteilen, vom Besitzer des Hauses. Mir ist bewusst, dass wir davon gesprochen hatten, dieses Haus sei zu vermieten, allerdings … tja …“
    „Sprechen Sie weiter!“ Konrad riss Charmaine von Samuel los, der junge Mann schwankte einen Moment, sagte aber nichts. Er starrte nur den Zwerg an.
    „Ich möchte nicht lange um den heißen Brei herumreden. Der Besitzer hat sich alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen und entschieden, dass Schloss Falkengrund nicht zu vermieten ist.“
    „Nicht? Was soll das heißen? Wir sind doch wohl nicht hergekommen, nur um uns das anzuhören? Ich meine …?“ Konrad verstand nicht.
    „Herr Ralf von Adlerbrunn möchte das Schloss nicht vermieten, sondern verkaufen. Er hat mich bevollmächtigt, Ihnen ein ausgesprochen günstiges Angebot zu machen.“
    „Ich will es nicht kaufen“, sagte Samuel geradeheraus. Seine Augen zuckten nervös. Mit offenem Mund sah er zu dem Gebäude auf. „Davon war überhaupt nicht die Rede.“ Allmählich wurde er munter, sein Gesicht bekam Farbe.
    „Hören Sie, Herr Frödd“, meinte Konrad. „Bringen Sie uns nicht in Schwierigkeiten. Wir haben nicht die Mittel, es zu kaufen.“ Er versuchte, die Ruhe zu bewahren. Noch immer stand er, den Schlüssel in der Hand, vor der verschlossenen Haustür. Sie hatten noch nicht einmal einen Blick ins Innere geworfen.
    Natürlich war es eine Lüge, dass sie das Geld nicht aufbringen konnten. Er wusste, dass Samuel Rosenberg über die nötige Finanzkraft verfügte, um die Immobilie notfalls auch käuflich zu erwerben. Aber sie mussten es langsam angehen lassen, ihren reichen Gönner nicht verärgern. Er durfte nicht den Eindruck bekommen, sie würden ihn ausnehmen. Samuel mochte naiv sein, einsam und verwirrt. Vielleicht war er ein bisschen verliebt in Charmaine, und vielleicht sah er in Konrad eine Art vorübergehende Vaterfigur. Aber er war kein Idiot. An einem bestimmten Punkt würde er die ganze Sache platzen lassen.
    Ferdinand Frödd betrachtete Falkengrund. „Was würden Sie sagen, meine Herrschaften, wenn Herr Ralf von Adlerbrunn Ihnen dieses Schlösschen für dreitausend Goldmark überlassen würde?“
    „Sagten Sie dreitausend?“ Samuel gab sich keine Mühe, seine Überraschung zu verbergen.
    „Ich weiß, es ist das Zehnfache wert. Auch Herr von Adlerbrunn ist sich darüber im Klaren, aber er möchte die Immobilie gerne schnell und reibungslos abstoßen. Er verbindet unangenehme Erinnerungen mit dem Schloss und zieht es vor, es nicht mehr im Familienbesitz zu halten.“
    „Welche Erinnerungen?“ Konrad merkte auf.
    „Persönliche Dinge. Wir kennen das alle. Unerfreuliche Kindheitserlebnisse vielleicht, eine unglückliche Liebe. Wir alle haben Orte, die wir vergessen wollen, nicht wahr?“
    Obwohl seine Frage damit nicht beantwortet war, bildete sich Konrad ein, den Mann zu verstehen. Er brauchte nur an all die Bühnen zu denken, auf denen seine Show gescheitert war. Wenn er sie zum zweiten Mal betrat, bebte er am ganzen Leib und hätte viel darum gegeben, nicht noch einmal im selben Saal auftreten zu müssen. Das Leben des Zwergs Frödd war gewiss auch nicht gerade arm an Demütigungen und Enttäuschungen. Warum sollte es einem Adeligen nicht ebenso ergehen?
    „Dreitausend Mark sind dennoch viel Geld“, bemerkte Konrad kritisch und tat damit so, als würde er sich auf Samuels Seite stellen.
    „Erlauben Sie mir, für den Moment das Thema zu wechseln?“ Frödd klopfte gegen die Eingangstür, um zu demonstrieren, dass sie noch immer geschlossen war. „Wir sind doch alle etwas gereizt. Wir wurden von einem verantwortungslosen Kutscher mitten im Wald abgesetzt und stehen nun in einem verwahrlosten Garten vor einer Fassade, die etwas mehr Farbe vertragen könnte – ein frisches Gelb vielleicht, oder ein sanftes Rosa? Da ich das Schloss bereits von innen gesehen habe,
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