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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 14 Frisches Blut für X

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 14 Frisches Blut für X

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 14 Frisches Blut für X
Autoren: Martin Clauß
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des christlichen Glaubens geworden war. Es war ein gekipptes Kreuz, zwei sich diagonal überschneidende Balken, nichts anderes als der Buchstabe X in menschlicher Größe. Aus Holz gefertigt und mit feinen Ornamenten übersät, die den Buchstaben tausendfach wiederholten, ähnelte das Symbol beinahe einer natürlich gewachsenen Wurzel.
    Die Kirchturmspitze hatte dieselbe Form gehabt.
    Auf dem Altar lag keine Bibel, dort standen keine Kerzen und kein Kelch. Es gab auf der weißen Decke lediglich eine Metalldose, aus der nach Tannenreis riechender Rauch aufstieg.
    Sir Darren trat einen Schritt zurück … und spürte, wie unter seinem Tritt etwas nachgab.
    Er sprang zur Seite. Es war keine Falltür, wie er im ersten Moment befürchtet hatte, sondern lediglich ein kleiner beweglicher Einsatz in dem steinernen Boden, gleich unterhalb der beiden Altarstufen. Er sah jetzt, dass es mehrere dieser Einsätze gab, in unregelmäßigen Abständen und in verschiedener Größe, überall im Chor verstreut. Sie waren in der weißen Farbe des Steinbodens gestrichen, sauber eingepasst und nur bei genauem Hinsehen auszumachen.
    Über ihm im Turm begann die Glocke zu läuten. Hell und durchdringend klangen die metallischen Schläge vom Turm herab.
    Sir Darrens Kopf ruckte nach oben, dann wirbelte der Brite herum. Er kam sich ertappt vor. Noch war kein Mensch in der Kirche zu sehen, aber er ahnte, dass dies nicht lange so bleiben würde. Ohne Frage hatte er mit dem Fuß einen Kontakt ausgelöst, eine Art Alarmanlage, die den Glockenzug in Bewegung setzte. Die Glocke würde nicht nur jemanden herbeirufen, der sich in der Kirche selbst aufhielt – sie würde im ganzen Dorf zu hören sein.
    Also doch eine Falle?
    Eine Falle, in die er nur getappt war, weil er durch den Seiteneingang eintrat! Wäre er durch das Hauptportal gekommen, hätte er vermutlich mehr Abstand zum Altar gehalten und den Kontakt nie ausgelöst. Der Weg durch die Nebenpforte führte ihn beinahe zwingend in den präparierten Chorraum.
    Das konnte nur eines bedeuten: Veronika hatte ihn ausgetrickst!
    Bestimmt würde er die Einwohner dieses Dorfes gleich kennen lernen. Doch darauf wollte er nicht warten. Er machte einen spontanen Schritt in Richtung des Seiteneingangs, um die Kirche auf demselben Weg zu verlassen, auf dem er sie betreten hatte. Dann überlegte er es sich anders. Vielleicht würde man ihn dort schon erwarten. Er rannte los, zwischen den Sitzreihen hindurch, auf das Hauptportal zu. Hoffte, dass es nicht verriegelt war. Hoffte, dass dort noch niemand stand.
    Die Kirche war nicht groß, zwanzig Meter lang vielleicht, und das Portal nicht schwer zu öffnen. Auf die Innenseite der hölzernen Tür hatte jemand mit Kreide ein dickes X gemalt. Als der Dozent sie aufdrückte, hatte er das Gefühl, in sein Verderben zu laufen.
    Von links kamen zwei Männer angerannt, einer davon groß und in Sir Darrens Alter, der andere ein junger Bursche, von kleinerem Wuchs, aber stämmig und muskulös. Sie hatten einfache, breite Gesichter und wirkten zu allem entschlossen. Sie kamen von der Außenseite des Dorfes her und versperrten ihm damit den direkten Fluchtweg hinab ins Tal.
    Dem Dozenten blieb nichts übrig als nach rechts abzubiegen, um ihnen zu entkommen. Das bedeutete aber, dass er vorerst in der Nähe des Dorfes bleiben musste.
    Jetzt tauchten in einiger Entfernung vor ihm weitere Menschen hinter den Häusern auf. Frauen und Männer. Die Frauen waren von nicht weniger handfestem Bau als die Männer, und einige von ihnen schwangen kleine Äxte oder Hacken. Wo kamen sie alle so schnell her? So wild und gefährlich die Dorfleute auch aussehen mochten, sie handelten nach einem festen Plan, bildeten einen Kreis um den kleinen Flecken, um ihr Opfer ins Zentrum zu treiben.
    Sir Darren nahm sich vor, darauf nicht hereinzufallen. Noch war der Kreis nicht eng geschlossen – wenn er schnell handelte, konnte er die Flucht noch wagen. Zwar gab es hier keinen Weg, sondern nur von hohen Büschen und Bäumen durchsetzte abschüssige Wiesen, aber das durfte ihn nicht stören.
    Er wiegte seine Verfolger in Sicherheit, indem er so tat, als wende er sich ins Zentrum, dann schlug er einen schnellen Haken und jagte in die entgegengesetzte Richtung davon.
    Wütendes Geschrei erhob sich hinter ihm.
    Sir Darren rannte, was er konnte. Kein Zweifel – mit seinen 52 Jahren war er den jungen Dorfburschen unterlegen, aber er war groß und leicht, konnte lange Schritte machen. Und es war nicht
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