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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 11 Herrenlose Bestien

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 11 Herrenlose Bestien

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 11 Herrenlose Bestien
Autoren: Martin Clauß
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Brauchbares. Er könnte alles Mögliche sein. Ich habe ihn mit einem alten Ritus gebannt. Eigentlich hatte ich selbst kaum erwartet, dass es so leicht funktionieren würde. Es war nur ein Versuch gewesen.“
    „Was für ein Ritus war das?“
    „Etwas Nordisches. Isländischen Ursprungs.“
    „Kannst du’s mir vormachen, damit ich einen Eindruck davon bekomme?“
    Margarete lachte, und ihre Wangen röteten sich ein wenig, was sie sehr jugendlich wirken ließ. „Ungern. Ich muss mich dafür ausziehen, und es ist sehr anstrengend.“
    „Und? Alle anderen Tätigkeiten, für die dieselben zwei Voraussetzungen gelten, sind mir als ausgesprochen angenehm im Gedächtnis.“
    Noch während Salvatore die Bemerkung fallen ließ, dachte er nach. Inzwischen war Harald Salopek als letzter Student die Treppe herab gekommen und in den Seminarraum gegangen. Als er seine beiden Dozenten dort sitzen sah, die Köpfe eng zusammengesteckt, zog der junge Mann die Augenbrauen hoch und machte eine Handbewegung, die dem Professor viel Glück bei Margarete zu wünschen schien. Salvatore ignorierte ihn, konzentrierte sich auf den Gedanken, der ihm eben gekommen war. „Also, mir fallen dazu die Fylgiar ein. Wäre das nicht eine Möglichkeit?“
    Die Dozentin blickte auf.
    Jetzt erhob sich Salvatore seufzend. „Ich fürchte, mein Lehrauftrag ruft. Wenn du willst, können wir uns nach dem Seminar weiter darüber unterhalten.“
    „Okay.“ Margarete winkte dem Mythologie-Professor nach. Fünf Minuten später stand sie schließlich selbst auf und ging die wenigen Schritte in die Bibliothek. Dort war sie ganz allein.
    Ohne Sir Darren war das Bücherzimmer ein einsamer und trister Ort. Sich nicht mehr beobachtet und kritisiert zu fühlen, hinterließ ein merkwürdig leeres, hohles Gefühl bei ihr.
    Fylgiar. Salvatore hatte ihr ein interessantes Stichwort gegeben.
    So interessant, dass Margarete darüber die Hunde vergaß, die sich um Schloss Falkengrund zu versammeln begannen ...

4
    „Stellt euch vor, ein Mensch stirbt, den man aus ganzem Herzen hasste. Wie soll man darauf reagieren? Was soll man empfinden? Trauer oder Freude – beides scheint fehl am Platze, nicht wahr?“ Mit diesen Worten begann Salvatore Cavallito seinen Unterricht. Und er fuhr fort: „Ihr solltet einen Moment darüber nachdenken. Der Unterschied zwischen dem religiösen und dem magischen Weltbild zeigt sich kaum irgendwo so deutlich wie hier.“
    Die Studenten sahen ihn groß an. Besonders Felipe Diaz wirkte sehr aufmerksam. Der Lateinamerikaner mit dem dunklen, länglichen Gesicht hatte einen enormen Wissensdurst, wenn es um religiöse Fragen ging. Praktische Fragen von Magie und Spiritismus dagegen schienen ihn weniger zu interessieren.
    „Stellt euch einfach ein konkretes Beispiel vor und überlegt, was in euch vorgehen würde.“
    Ein leises Raunen ging durch den Seminarraum. Offensichtlich mussten einige der Studenten an Sir Darren denken. Ihre Gesichter nahmen einen komplizierten Ausdruck an, als fühlten sie sich bei etwas ertappt. Cavallito lächelte. Er liebte es, die Aufmerksamkeit seiner Schüler durch Provokationen zu erhöhen. Aber ging er dieses Mal nicht ein Stück zu weit? Dass er und Sir Darren die größten Streithähne waren, war kein Geheimnis.
    Andererseits ... vielleicht sprach er gar nicht von dem Briten. Immerhin gab es bislang keine Hinweise, dass dem Fachmann für Spiritismus tatsächlich etwas zugestoßen war.
    Salvatore Cavallito führte seine Schüler geschickt an der Nase herum und zwang sie dazu, sich mit einem Thema auseinander zu setzen, das sonst nur ein langweiliges Stück Theorie gewesen wäre.
    „Ein Christ wird den Tod eines Feindes leicht überwinden“, erklärte er. „Er ist sich bewusst, dass der verhasste Mensch für seine Sünden büßt. Er weiß Gott auf seiner Seite, sieht mit Erleichterung, dass er selbst im Recht war, dass das Böse bestraft und das Gute belohnt wird. Der Tod wird ihn in diesem Fall nicht weiter aufwühlen. Er ist nur ein Beweis für die Gerechtigkeit der Welt. Mit jedem bösen Menschen, der stirbt, wird der Christ in seinem Glauben bestätigt. Und in einer Religion, in der sich alles um Glauben oder Nicht-Glauben dreht, ist so etwas von eminenter Wichtigkeit. Ganz anders der Anhänger des magischen Weltbilds ...“
    „Er denkt, er hätte etwas mit dem Tod zu tun“, bemerkte Angelika Dahlkamp, ein Mädchen mit langen, weizenblonden Haaren und einem einfachen, pausbäckigen Gesicht.
    „Mit großer
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