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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle
Autoren: Hannes Nygaard
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dazwischenkommt.«
    Amüsiert registrierte Lüder, wie Dr.   Starkes Augenlid bei dieser Bemerkung nervös flatterte.
    Die Türen schlossen sich, die beiden Piloten starteten den Rotor, und Lüder sah, wie Erdreich und Staub aufgewirbelt wurden. Es war ein wenig leiser in der Maschine, aber eine Unterhaltung war kaum möglich. Über Schmitz’ Schulter konnte Lüder beobachten, wie die Piloten Hebel und Knöpfe betätigten, dann gab es einen Ruck, und der Hubschrauber schoss mit einem gewaltigen Satz in die Höhe. Es war ein Gefühl, als ob sich ein Expresslift in Bewegung setzte, nur heftiger. Die Maschine kippte nach vorn über, und es wirkte, als würde sie einen Purzelbaum schlagen. Sie strich förmlich über die Dächer des benachbarten Gewerbegebiets, gewann rasch an Höhe und überflog die Kieler Binnenförde, das Areal der am Ostufer gelegenen Werft und folgte dem Kurs ostwärts.
    Lüder konnte nicht verhehlen, dass der steile Anstieg Druck auf seinen Magen und dessen Inhalt ausübte. Belustigt sah er, wie Dr.   Starke neben ihm die Hände im Sicherheitsgurt verkrampfte. Die Knöchel traten weiß hervor. Er warf seinem Nachbarn einen bangen Blick zu. Das Gesicht mit dem sonst so braunen Teint war ebenfalls ungewöhnlich fahl. Der Kriminaldirektor stierte auf einen imaginären Punkt an der Rückseite der Vorderlehne und vermied es, einen Blick aus dem Fenster zu werfen.
    Sie überflogen den Großen Plöner See. Von hier oben wirkten die Gewässer der Holsteinischen Schweiz, eingebettet in sattgrüne Wiesen, idyllisch. Das Plöner Schloss war zu erkennen, sogar die weißen Ausflugsschiffe zeichneten sich deutlich ab.
    Nachdem Lüder sich an die Flugeigenschaften des Helikopters ein wenig gewöhnt hatte, genoss er den Flug an diesem wunderbaren Sommertag. Von hier oben sah alles anders aus. Das Weltkulturerbe Lübeck mit dem Holstentor, ein wenig später das Schweriner Schloss und die unendlich erscheinende Autoschlange auf der Autobahn nach Berlin waren Orientierungspunkte. Berlin tauchte auf, deutlich war die große Fläche des Tiergartens mit der Siegessäule und der »Straße des 17.   Juni« zu erkennen, die am Brandenburger Tor endete.
    Die Piloten steuerten den nördlich gelegenen Spreebogen an, der vom Reichstag mit seiner markanten Glaskuppel dominiert wurde. Lüder war überrascht, wie groß das Bundeskanzleramt aus der Luft war. Man sah stets nur Bildausschnitte des im Volksmund »Waschmaschine« genannten Gebäudes, und kaum jemand ahnte, wie groß der Gebäudekomplex tatsächlich war, der wie ein großes »H« aussah.
    Rasend schnell näherte sich der Erdboden, bis Hauptkommissar Schmitz die Maschine schließlich mit einem Ruck aufsetzte.
    »Haben Sie den Flug genossen?«, fragte der Bundespolizist gut gelaunt.
    »Interessant«, erwiderte Lüder, während Dr.   Starke es vorzog, nicht zu antworten.
    Sie mussten umfängliche Sicherheitskontrollen über sich ergehen lassen, bis sie von einem Mitarbeiter des Kanzleramtes in einen Besprechungsraum geführt wurden, durch dessen Fenster sie über die Spree hinweg auf den Berliner Hauptbahnhof blicken konnten.
    An einem langen Tisch saßen acht Männer, die aufsahen, als sie eintraten.
    »Mein Name ist Dr.   Starke«, wandte sich der Kriminaldirektor an den Mann mit dem aufgeschwemmten Gesicht, der am Kopfende saß und in seinen Ausführungen innehielt. »Ich habe einen Mitarbeiter mitgebracht.« Dr.   Starke nickte in Lüders Richtung.
    »Mein Name ist Dr.   Lüders«, fiel ihm Lüder ins Wort, nachdem sein Vorgesetzter darauf verzichtet hatte, ihn vorzustellen.
    »Sie kommen spät«, sagte der Aufgeschwemmte. Lüder kannte ihn von Bildern. Es war Staatsminister Walter Rukcza aus dem Bundeskanzleramt.
    »Ich bitte um Entschuldigung, aber wir mussten auf den Hubschrauber warten.«
    »Andere Teilnehmer hatten auch einen weiten Weg und waren rechtzeitig hier.« Rukczas Antwort glich mehr einem Bellen. »Suchen Sie sich einen Platz.« Dann besann er sich. »Flottillenadmiral Steinbrecher vom 2. Fregattengeschwader aus Wilhelmshaven.«
    Der Admiral mit dem breiten und dem schmalen Streifen am Ärmel nickte knapp.
    »Herr Jessen, aus Flensburg, Reeder.«
    Lüder musterte den Mann mit dem runden Gesicht, dessen Augenlider zuckten und der sich fahrig mit der Zunge über die Lippen fuhr.
    »Herr de Buur ist vom Bundesnachrichtendienst aus München«, fuhr Rukcza fort.
    Lüders Blick wanderte weiter zu einem nahezu asketisch wirkenden Mann mit schmalem
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