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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle
Autoren: Hannes Nygaard
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Gesicht, harten Gesichtszügen und einem Schnauzbart.
    De Buur sagte: »Guten Tag.«
    »Herr Malev«, setzte Rukcza die Vorstellungsrunde fort.
    Lüders Blick begegnete zwei dunklen Augen, die ihn durchdringend musterten. Lüder glaubte, Misstrauen bei Malev zu erkennen. Das beruhte offenbar auf Gegenseitigkeit. Malev hatte die Lippen fest zusammengepresst und verzichtete auf eine Begrüßung.
    »Sie sind von welcher Behörde oder Institution?«, fragte Lüder.
    »Herr Malev«, erwiderte der Staatsminister schnell. Zu schnell, erschien es Lüder.
    Der nächste Zivilist hatte ein rundes, freundliches Gesicht unter seinen vollen angegrauten Haaren. Er wirkte wie ein Großvater, der zufrieden auf seine große Familie blickt. Er nahm die dunkle Brille ab und stellte sich selbst vor, bevor Rukcza es tun konnte.
    »Von Schwinges.«
    Dem Staatsminister schien das zu missfallen. »Herr von Schwinges ist Leitender Polizeidirektor bei der Bundespolizei«, erklärte er. »Staatssekretär Holzbunge kennen Sie.«
    Lüder war dem Vertreter des Kieler Innenministers bisher noch nicht begegnet. »Moin«, sagte er.
    Auf Holzbunges Antlitz war der Anflug eines Lächelns zu erkennen. »Moin«, erwiderte er.
    »Der Herr an meiner Seite ist Staatssekretär Sylvester Graupenschlager vom Wirtschaftsministerium.«
    »Grüß Gott«, sagte der Mann, der auch ohne seinen Dialekt dank seiner Kleidung als Bayer zu erkennen gewesen wäre.
    Die beiden Kieler Beamten hatten Platz genommen.
    »Ist kein Vertreter des Bundeskriminalamts anwesend?«, fragte Lüder, griff zur Mitte des Tisches, zog die Isolierkanne heran und schenkte sich einen Kaffee ein.
    Dr.   Starke schob ihm seine leere Tasse hin, Lüder aber tat, als würde er es übersehen, und setzte die Kanne wieder ab, sodass sie unerreichbar für den Kriminaldirektor war.
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich vorerst auf das Zuhören beschränken würden«, sagte Rukcza in einem belehrenden Tonfall. Dann griff er zum Krawattenknoten und rückte den zurecht. Eine überflüssige Geste.
    »Für unsere verspäteten Gäste aus Kiel wiederhole ich noch einmal: Gestern ist das deutsche Containerschiff ›Holstenexpress‹ von Piraten im Golf von Aden gekapert worden. Das Schiff befand sich zu diesem Zeitpunkt etwa einhundert Seemeilen nordwestlich der zum Jemen gehörenden Inselgruppe Sokotra.«
    Admiral Steinbrecher räusperte sich. »Nordöstlich«, korrigierte er den Staatsminister, dem die Verärgerung darüber anzusehen war. »Das ist bedeutsam, weil die Fregatte ›Sachsen‹, die derzeit von Deutschland für die Mission Atalanta abgestellt ist, über fünfhundert Seemeilen entfernt ist. Bei maximaler Geschwindigkeit von dreißig Knoten, die die ›Sachsen‹ laufen kann, könnte sie in etwas mehr als zwölf Stunden vor Eyl an der somalischen Küste sein. Dort befindet sich das Zentrum der Piraten, zumindest der meisten. Das Problem ist, dass die ›Sachsen‹ derzeit Geleit für einen angemeldeten Konvoi fährt.«
    »Gut«, sagte Rukcza unwirsch. »Danke für die Details. Wir werden später sehen, ob die Bundesmarine eingreifen kann.«
    Der Admiral bewegte den Zeigefinger hin und her. »Seit der Wiedervereinigung heißen wir Deutsche Marine.«
    Der Staatsminister strafte den Soldaten mit einem bösen Blick ab.
    »Sie haben eben den Ort Eyl erwähnt«, fuhr er fort. »Noch haben die Entführer sich nicht gemeldet. Wir wissen also nicht, wohin die ›Holstenexpress‹ entführt wird.«
    »Wie viele Menschen sind an Bord des Schiffes?«, fragte Polizeidirektor von Schwinges.
    »Äh …« Rukczas Blick wanderte hilfesuchend zum Reeder.
    »Sechzehn«, antwortete Nils Jessen. »Darunter zwei Deutsche. Der Kapitän stammt aus Russland, der Erste Offizier aus der Ukraine. Der überwiegende Teil der Mannschaft sind Philippiner.«
    »Frauen?«, wollte Lüder wissen.
    »Nur Männer«, erwiderte der Reeder.
    »Das gefällt unseren grünen Freunden im Parlament überhaupt nicht«, warf der Bayer Graupenschlager ein und ergänzte, als sich ihm alle Blicke zuwandten: »Die sind doch immer sehr erpicht auf die Frauenquote.«
    »Gibt es Erkenntnisse über Opfer? Verletzte? Tote?«
    »Wir haben nur den Notruf des Schiffes aufgefangen«, erklärte der Admiral. »Dann war Funkstille. Möglicherweise liegt es an der Unerfahrenheit der Besatzung, dass man keine weiteren Einzelheiten durchgegeben hat.«
    »Wir beschäftigen nur erfahrenes und qualifiziertes Personal«, verteidigte sich der Reeder.
    »Und
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