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Fahr zur Hölle

Fahr zur Hölle

Titel: Fahr zur Hölle
Autoren: Kathy Reichs
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Wochenende. Besuchte wie geplant am Montag Kunden. Danach rief er nicht mehr zu Hause an und ging auch nicht mehr an sein Handy. Seine Frau drehte völlig durch. Sie glaubt, dass in Charlotte irgendwas Schlimmes passiert ist.«
    »Wir haben mit der Autopsie noch nicht einmal begonnen.« Larabee klang, als wollte er den Kerl unbedingt loswerden. »Zuerst wird ein Anthropologe den Zustand der Überreste begutachten.«
    Hinter mir quietschte eine Gummisohle über Fliesen. Ich drehte mich um.
    Hawkins starrte an mir vorbei zu Larabees halb geöffneter Tür. Er machte ein sehr finsteres Gesicht.
    »Die Angehörigen kommen aus dem Unterholz«, sagte ich. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil man mich beim Lauschen erwischt hatte.
    Mit nach wie vor finsterer Miene ging Hawkins den Gang hinunter.
    Na gut.
    Ich kopierte mein Fallformular und gab Mrs Flowers die Kopie, damit sie sie an Larabee weiterleitete.
    Meine Uhr zeigte 13:48.
    Ich überlegte, was mir noch zu tun blieb. Mit den Knochen aus der Sandgrube war ich fertig. Der Unbekannte aus der Deponie war jetzt Larabees Problem. Da ich nur arbeite, wenn Anthropologiefälle hereinkommen, hielt mich jetzt nichts mehr am MCME, und ich hatte den Nachmittag zur gänzlich freien Verfügung.
    Ich beschloss, meine Katze zu besänftigen.
    Birdie war eingeschnappt. Als ich in Hawaii war, hatte ich ihn bei einem Nachbarn abgegeben. Und gleich am ersten Tag zu Hause hatte ich ihn allein gelassen, um im Sand zu buddeln.
    Vielleicht war es aber auch der Donner, der schon wieder grollte. Birdie hasst Gewitter.
    »Na, komm raus.« Ich wackelte mit einem Unterteller auf Bodenhöhe. »Ich habe Lo Mein.«
    Birdie blieb, wo er war, verschanzt unter dem Sideboard.
    »Na gut.« Ich stellte die Nudeln auf den Boden. »Hier ist es, falls du es willst.«
    Ich holte mir ein Diet Coke aus dem Kühlschrank, schaufelte mir etwas aus dem kleinen weißen Karton von Baoding auf den Teller und setzte mich an den Küchentisch. Ich klappte den Laptop auf und googelte die Namen Cindi Gamble und Cale Lovette.
    Die Ergebnisse waren nutzlos. Die meisten führten zu Fanseiten von Lyle Lovett.
    Ich versuchte es mit Cindi Gamble alleine. Der Name erzeugte Links zu einer Facebookseite und zu Geschichten über eine Frau, die von einem Tiger getötet worden war.
    Ich hielt inne, um nachzudenken. Und einen Happen Lo Mein zu essen.
    Ein Verschwinden am Ort. Die örtlichen Zeitungen.
    Ich versuchte die Online-Archive des Charlotte Observer. 1998.
    Am 27. September brachte ein kurzer Artikel den Fall eines zwölfjährigen Mädchens in Erinnerung, das seit neun Monaten vermisst wurde. Nichts über Cindi Gamble.
    Noch einen Happen Lo Mein.
    Warum wurde über das Verschwinden eines siebzehnjährigen Mädchens nicht berichtet?
    Ich recherchierte auf Sites, die sich mit dem Auffinden von Vermissten und der Benennung von nicht identifizierten Toten beschäftigten.
    Weder Cindi Gamble noch Cale Lovette tauchten auf Doe Network auf, einer Datenbank mit aufgefundenen, unbekannten Toten.
    Ich klickte das North American Missing Persons Network an, das Online-Register der vermissten Personen Nordamerikas.
    Nichts.
    Ich loggte mich eben bei NamUs.org ein, als es heftig blitzte und gleich darauf laut donnerte. Ein weißer Schemen schoss unter dem Sideboard hervor und verschwand durch die Esszimmertür.
    Es wurde dunkel in der Küche, und Regen prasselte schwer herunter. Ich stand auf, um das Licht einzuschalten und die Fenster zu kontrollieren.
    Was nicht lange dauerte.
    Ich wohne auf dem Gelände eines ehemaligen Herrenhauses aus dem neunzehnten Jahrhundert, aus dem man eine Eigentumswohnanlage gemacht hat. Es liegt direkt hinter dem Campus der Queens University. Sharon Hall. Ein kleines Stückchen Dixie. Roter Backstein, weißer Ziergiebel, Fensterläden und Säulen.
    Mein kleines Außengebäude versteckt sich zwischen uralten Magnolien. Es trägt den Namen Annex, »der Anbau«. Anbau zu was? Das weiß kein Mensch. Das kleine, zweigeschossige Gebäude taucht auf keinem der Originalpläne des Anwesens auf. Das Haupthaus ist dort vorhanden. Die Remise. Der Kräutergarten und der Park. Kein Annex. Das Ding wurde offensichtlich erst nachträglich erbaut.
    Die Spekulationen von Familienmitgliedern und Freunden reichen von Räucherhaus über Treibhaus bis hin zu Darre. Die ursprüngliche Absicht des Erbauers interessiert mich nicht sonderlich. Obwohl gerade einmal einhundertzehn Quadratmeter groß, genügt das Häuschen doch meinen
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