Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fähigkeiten unbekannt

Fähigkeiten unbekannt

Titel: Fähigkeiten unbekannt
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
über­le­ge­ne In­tel­li­gen­zen ge­sät hat­ten, muß­ten wir erst ein­mal das geis­ti­ge Rüst­zeug da­zu ent­wi­ckeln. Wir stan­den vor enor­men Schwie­rig­kei­ten, zu­mal ge­wis­se Ge­fah­ren­quel­len im­mer noch droh­ten. Nie­mand auf der Er­de hat­te die Ka­ta­stro­phe mit den wie­der­er­wach­ten An­ge­hö­ri­gen ei­nes fer­nen Ster­nen­vol­kes ver­ges­sen, nie­mand!
    Wäh­rend ich in ra­scher Fahrt über die brei­ten, ma­kel­lo­sen Stra­ßen fuhr und wie­der das Ge­fühl hat­te, ich be­fän­de mich un­ter frei­em Him­mel, dach­te ich flüch­tig an die Ein­heit der Er­den­völ­ker. Die Ge­fahr hat­te uns end­lich »un­ter einen Hut ge­bracht«, wie man so schön sag­te. Es war un­ser Glück!
    Die De­ne­ber wa­ren aus dem Raum ge­kom­men. Die­se Tat­sa­che hat­te ge­nügt, die Re­gie­rungs­chefs dar­an zu er­in­nern, daß wir al­le Men­schen wa­ren. Die Ko­ali­ti­on zwi­schen sämt­li­chen Völ­kern war in­ner­halb von sechs­und­drei­ßig Stun­den ge­bil­det wor­den. Ei­gent­lich un­vor­stell­bar, wenn man sich vor Au­gen hielt, daß man sich vor­her jah­re­lang um nich­ti­ge Fra­gen und Pro­ble­me ge­strit­ten hat­te.
    Ich fuhr zwi­schen den Ge­bäu­den der al­ten Mar­sia­ner hin­durch. Turm­hoch rag­ten sie zu den künst­li­chen Atom­son­nen em­por. Wei­ter vorn, di­rekt am An­fang der brei­ten Hoch­stra­ße, er­hob sich je­ner pa­go­den­ar­ti­ge Bau, der wohl schon vor zwei­hun­dert­tau­send Jah­ren als Ver­wal­tungs- oder Re­gie­rungs­sitz ge­dient hat­te.
    Ich hielt den Wa­gen an, übergab ihn ei­nem Mann des Wach­per­so­nals und be­trat die brei­ten Trep­pen. Die Stu­fen la­gen so dicht bei­ein­an­der, daß ich be­quem zwei auf ein­mal neh­men konn­te. Die Mar­sia­ner wa­ren von klei­ner Sta­tur ge­we­sen, das hat­ten wir den Fil­men ent­neh­men kön­nen.
    Ich be­trat das Bau­werk, in dem schon der mar­sia­ni­sche Flot­ten­chef, Ad­mi­ral Sag­hon, ge­weilt hat­te. Un­ser Mond war für die Mar­sia­ner nicht mehr als ei­ne vor­ge­la­ger­te Fes­tung und zu­gleich ei­ne Not­un­ter­kunft ge­we­sen. Des­halb hat­ten sie die­se Ein­rich­tung er­schaf­fen.
    Im Hin­ter­grund der Hal­le be­merk­te ich die bei­den senk­recht nach oben ver­lau­fen­den Schäch­te. Wir hat­ten die An­ti­gra­vi­ta­ti­ons­fel­der ab­ge­schal­tet, da der Ef­fekt für un­se­re Ner­ven im jet­zi­gen Zu­stand ein­fach zu­viel war.
    Las­sen Sie sich ein­mal in ei­nem ganz ge­wöhn­lich aus­se­hen­den Rohr­schacht so sanft nach oben tra­gen, als wä­ren Sie ei­ne vom Wind an­ge­ho­be­ne Fe­der.
    Das tech­ni­sche Prin­zip ist vom Ver­stand noch ei­ni­ger­ma­ßen zu ver­ar­bei­ten. Man kommt sich zwar reich­lich rück­stän­dig vor, doch die­ses Ge­fühl kann man mit et­was gu­tem Wil­len über­win­den; nicht aber die in­stink­ti­ve Angst.
    Ein ein­zi­ges Mal hat­te ich einen der An­ti­gra­vi­ta­ti­ons­schäch­te aus­pro­biert. Ich war völ­lig ge­wichts­los ge­wor­den. Der ge­rin­ge Stoß mit ei­ner Hand hat­te aus­ge­reicht, mich im schwe­re­lo­sen Fall nach »oben« glei­ten zu las­sen.
    Das Übel­keits­ge­fühl als Fol­ge mei­nes jäh ge­stör­ten Kreis­laufs hat­te ich auf­grund der Raum­flu­ger­fah­run­gen gut über­win­den kön­nen. Trotz­dem hat­te ich nach dem Ver­such gern auf die AG-Schäch­te ver­zich­tet und wie bis­her die Trep­pen be­nutzt. Wahr­schein­lich spiel­te bei mei­ner Ein­stel­lung die mensch­li­che Men­ta­li­tät ei­ne ent­schei­den­de Rol­le. Wir scheu­ten uns vor Din­gen, die wir geis­tig nicht zu er­fas­sen ver­moch­ten.
    Wir rät­sel­ten jetzt noch an der Fra­ge her­um, was wir un­ter Gra­vi­ta­ti­on über­haupt zu ver­ste­hen hat­ten. Längst aus­ge­stor­be­ne In­tel­li­gen­zen hat­ten es nicht nur ge­wußt, son­dern so­gar schon ih­re tech­ni­sche Nut­zung be­herrscht. Die Schäch­te wur­den al­so nicht mehr be­nutzt. Uns er­füll­te be­reits ein ge­wis­ser Stolz, daß wir über­haupt den Schalt­me­cha­nis­mus ent­deckt hat­ten.
    Ich grüß­te flüch­tig zu dem sa­lu­tie­ren­den Pos­ten hin­über, warf einen Blick auf die AG-Röh­ren und eil­te dann auf die Spi­ral­t­rep­pen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher