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Fähigkeiten unbekannt

Fähigkeiten unbekannt

Titel: Fähigkeiten unbekannt
Autoren: K. H. Scheer
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zu. Mei­ne Ar­beits­räu­me la­gen im zwei­ten Stock­werk.
    Wie im­mer, hat­te ich mit ei­nem auf­kei­men­den Ge­fühl des Un­be­ha­gens und der Ehr­furcht zu kämp­fen. Ich schritt über einen Mo­sa­ik­bo­den, über den vor mir schon vie­le an­de­re ge­gan­gen wa­ren. Man muß­te sich zum Ver­ges­sen und zur Sach­lich­keit zwin­gen. Die Mar­s­stadt Zon­ta barg un­zäh­li­ge Ge­heim­nis­se und kon­fron­tier­te uns stän­dig mit neu­en Er­kennt­nis­sen.
    Die Tür­me­cha­nis­men funk­tio­nier­ten noch. Sie rea­gier­ten auf die Wär­me­strah­lung ei­nes or­ga­ni­schen Kör­pers und schlos­sen grund­sätz­lich her­me­tisch. Die da­ma­li­gen Bau­meis­ter schie­nen je­der­zeit mit ei­nem ex­plo­si­ven Druck­ver­lust ge­rech­net zu ha­ben.
    Mein Ar­beits­zim­mer war eben­falls von der Au­ßen­welt ab­ge­rie­gelt. Zwi­schen dem Vor­zim­mer und dem vom Si­cher­heits­dienst ein­ge­nom­me­nen Raum exis­tier­te so­gar ei­ne klei­ne Luft­schleu­se. Die tech­ni­schen Kon­zep­tio­nen wa­ren ab­so­lut klar. Auf dem Mars schi­en man eben­so ge­dacht zu ha­ben wie auf der Er­de. Nur wirk­te al­les so er­schre­ckend fremd, weil es so vollen­det war.
    Der halb­run­de Saal war mit un­se­ren Mö­beln aus­ge­stat­tet wor­den. Es wa­ren mo­der­ne, et­was ab­strakt ge­form­te Leicht­me­tall­ge­bil­de, die sich in die­ser Um­ge­bung selt­sam aus­nah­men. Die Wän­de wur­den wie­der von dem sanf­ten Glü­hen über­flu­tet. Es war ei­ne Sym­pho­nie aus flie­ßen­den, sorg­fäl­tig auf­ein­an­der ab­ge­stimm­ten Farb­tö­nen.
    Beim Ein­tritt er­blick­te ich so­fort die hoch­ge­wach­se­ne Ge­stalt ei­nes dun­kel­haa­ri­gen Man­nes mit nichts­sa­gen­den, all­täg­li­chen Ge­sichts­zü­gen. Er trug die Uni­form des Raum­si­cher­heits­diens­tes, doch ge­hör­te er nicht da­zu.
    Leut­nant TS-19, ak­ti­ver Ein­satz­agent der Ge­hei­men-Wis­sen­schaft­li­chen Ab­wehr, war oh­ne Bio-Mas­ke er­schie­nen. Ich kann­te sein na­tür­li­ches Ge­sicht, was in­ner­halb der GWA wohl ein­ma­lig war. Wir hiel­ten im­mer noch streng an dem Grund­satz fest, daß wir uns ge­gen­sei­tig nicht ken­nen durf­ten. Es kam prak­tisch nie­mals vor, daß sich zwei ak­ti­ve GWA-An­ge­hö­ri­ge oh­ne Dienst­mas­ke ge­gen­über­stan­den.
    In un­se­rem Fall war das nicht mehr er­for­der­lich. Frü­he­re Ein­sät­ze hat­ten uns kei­ne an­de­re Wahl ge­las­sen.
    Er dreh­te rasch den Kopf. Prü­fend ruh­te sein Blick auf mir. Ich trug die »zwei­te Haut«, ei­ne bio­che­mi­sche Fo­li­en­mas­ke aus le­ben­dem Ge­we­be. Es war völ­lig un­mög­lich, daß er dar­un­ter mein Ge­sicht se­hen konn­te.
    TS-19 war äu­ßerst vor­sich­tig. Et­was an­de­res hat­te ich auch nicht er­war­tet. Auf dem Mond gab es kei­nen Men­schen, der über mei­ne wah­re Iden­ti­tät in­for­miert ge­we­sen wä­re. Hier galt ich als Oberst Gun­son vom mi­li­tä­ri­schen Si­cher­heits­dienst.
    Ich ging auf die Ses­se­le­cke zu und gab ihm einen Wink.
    »Ma­chen Sie kei­ne Um­stän­de, TS-19. Ich bin es wirk­lich, kann aber Ih­ret­we­gen die Mas­ke nicht ab­neh­men. Das dürf­te auch et­was schwie­rig sein.«
    Er lä­chel­te mich ver­ständ­nis­voll an. Sein Hän­de­druck war fest und wirk­te be­ru­hi­gend. Das war ein Mann, auf den man sich in al­len Fäl­len un­be­dingt ver­las­sen konn­te.
    »Okay, Sir, ich ha­be Sie schon an Ih­rem Gang er­kannt. Wir dürf­ten auch kei­ne Zeit ha­ben, um um­ständ­li­che Iden­ti­fi­zie­rungs­maß­nah­men zu tref­fen. Des­halb bin ich vom Chef oh­ne Ge­sichtstar­nung auf die Rei­se ge­schickt wor­den. Es brennt wie­der ein­mal, Sir.«
    Mei­ne Hand mit dem bren­nen­den Feu­er­zeug ver­hielt in der Luft. Das war der Satz, den ich in­stink­tiv und vol­ler Un­ru­he er­war­tet hat­te.
    End­lich glüh­te die Zi­ga­ret­te. Es war sehr still in dem vom Licht durch­flu­te­ten Raum. Die Farb­tö­nung wech­sel­te un­un­ter­bro­chen. Im all­ge­mei­nen wirk­te das be­ru­hi­gend auf mich, au­gen­blick­lich je­doch zerr­te es an mei­nen Ner­ven.
    »Sind wir hier ab­so­lut un­ge­stört, Sir?« er­kun­dig­te sich un­ser Ver­bin­dungs­mann. Wie sein
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