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Faeden des Schicksals

Faeden des Schicksals

Titel: Faeden des Schicksals
Autoren: Cassy Fox
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warf einen Blick auf das Display. Währenddessen rannte sie weiter, bog um die nächste Ecke und stoppte abrupt.
    Irgendwo vor ihr waren seltsame Geräusche zu hören.
    Caitlyn ließ den Arm sinken. Was war das? Sie hörte eine Ächzen und Stöhnen. Vielleicht jemand, der sich verletzt hatte?
    Sie sollte weiter, sollte zu ihrer Bahn kommen und nach Hause fahren. Doch sie tat es nicht. Sie musste ohnehin diese Straße entlang. Wenn jemand ihre Hilfe brauchte, konnte sie ja –
    Caitlyn erreichte die Ecke und blieb stehen. Ihre Augen weiteten sich. Ihr Hals war plötzlich trocken, sie konnte nur vor sich starren. Dorthin, wo eine gewaltige, rote Blutlache den Boden bedeckte. Ein Mann stand dort mit nacktem Oberkörper. Nur um Hals und Kopf war etwas geschlungen, das vielleicht ein breiter Schal sein konnte. Der komplette Rücken war mit Flügeln tätowiert, die weit über seinen Körper reichen mussten. Sie wirkten so detailliert, dass sie den Eindruck hatte, sie müssten sich im nächsten Moment von der Haut lösen und real werden.
    Das eigentliche Grauen hielt er jedoch in Händen; ein en schlaffen Körper mit aufgeschlitzter Kehle. Die Kleidung zerfetzt. Der Blick leer.
    Caitlyn schlug die Hände vor den Mund. Ganz langsam drehte sich der Mörder um. Vielleicht war er nur helfender Passant, hatte sie einen kurzen Gedanken. In seinen Händen war keine Waffe, nichts lag herum, das dazu hätte dienen können, diesen Körper derart zu verstümmeln.
    Der Blick sagte etwas anderes. Der Schal ließ nur die Augen des Fremden frei. Sie hafteten an ihr. Augen, die vollkommen unmenschlich wirkten. Sie schienen das wenige Licht aufzufangen und in einem gelben Schimmer wiederzugeben. Der Körper fiel zu Boden. Caitlyn wich zurück, stieß gegen eine der Mülltonnen und verlor vor Schreck den Halt. Sie stürzte schwer. Irgendwo neben ihr fiel etwas klappernd zu Boden.
    Er kam näher!
    Ihr stockte der Atem. Sie krabbelte weiter rückwärts, versuchte verzweifelt , auf die Beine zu kommen. Ein Blick zur Leiche.
    Das reichte! Caitlyn stand. Etwas in ihr wollte überleben, entwickelte eine ungemeine Willenskraft. Weg! Sie musste hier weg!
    Sie fegte herum und rannte los, achtete nicht auf den Weg. Ihr Denken war ausgeschaltet, jeder Muskel konzentrierte sich aufs Laufen, sprang über Hindernisse, bog scharf um Kurven und suchte sich den Weg durch das Labyrinth an Seitenstraßen.
    Schritte! Hinter ihr. Sie kamen näher. Das war unmöglich. Es klang nicht so , als würde er rennen. Es war das typische gleichmäßige Geräusch von Schritten aus einem Albtraum, nicht sonderlich schnell, nur sehr bestimmt. Trotzdem hatte sie den Eindruck, dass er sich immer weiter näherte. Kurz warf sie einen Blick über die Schulter. Die Gasse war leer, vielleicht bildete sie sich alles –
    Ein Schatten tauchte auf, bog um die Ecke und sie sah ihn erneut. Sie glaubte diese stechenden Augen selbst über die Entfernung genau erkennen zu können.
    Caitlyn keuchte auf und versuchte erneut, ihre Geschwindigkeit zu steigern. Wie hatte sie hier nur reingeraten können?
    Sie fegte um die nächste Ecke, erreichte endlich die Hauptstraße. Auf der gegenüberliegenden Seite sah sie die Unterführung zur U-Bahn. Caitlyn rannte weiter.
    Nirgends war jemand zu sehen, der ihr hätte helfen können. Sie folgte den Stufen hinab. Eine Bahn hielt!
    Was für ein Glück. Sofort lief sie darauf zu, öffnete die Türen und war im Abteil. Wie verrückt drückte sie auf den Schließen-Knopf und keuchte erleichtert auf, als die Türen zusammenklatschten. Sie sah nach draußen, fixierte die Treppen. Ein leichter Ruck, die Bahn setzte sich in Bewegung. Sie war entkommen!
    Caitlyn ließ sich mit einem erleichterten Stöhnen herabsinken. Die Bilder traten ihr wieder in die Gedanken. Der leblose Körper, das viele Blut, diese Tätowierungen –
    Sie brach ab und schüttelte den Kopf. Mit einem Ruck stand Caitlyn auf und sah sich um. Sie war fast alleine im Abteil. Weiter vorne schlief ein Obdachloser auf den Sitzen, sonst war alles leer. Die Lampen flackerten, während die Bahn holpernd über die Gleise fuhr.
    Caitlyn schloss die Augen und drehte sich zur Seite. Als sie sie erneut öffnete, sah sie wieder ein Plakat, das an einer der Türen hing. Ihre Augen blieben daran kleben. Zirkus zur dreizehnten Stunde, las sie die Worte in Gedanken. Etwas in ihr begann sich zu regen. War sie schon einmal dort gewesen? Als Kind hatte sie gerne Zirkusse besucht. War dieser dabei gewesen? Vor
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