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Fächertraum

Fächertraum

Titel: Fächertraum
Autoren: B Leix
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meinen, ob ich was gesehen oder gehört hab?«
    »Genau. Kam vielleicht jemand aus der Tür dort?« Lindt stellte sich dicht an das Küchenfenster und deutete nach unten in Richtung Lagerraum.
    »Da, wo die Matratzen drin sind? Nein, nicht von dort. Hinten aus dem Laden, da kam die Verkäuferin raus und ist rüber zum Lager, aber nur bis unter die Tür. Dort hat sie die Händ’ vors G’sicht geschlagen und furchtbar angefangen zu schreien.«
    Lindt schaute sie erwartungsvoll an.
    »Dann ist sie wieder zurück.«
    »Wie?«
    »Gerannt natürlich, schreiend! Und gezittert hat sie. Das konnt ich von hier oben sehen. Richtig geschüttelt hats die junge Frau. Ist gestolpert auf den Stufen hoch zur Ladentür. Zum Glück hat sie den Griff noch erwischt.«
»Was haben Sie dann gemacht? Waren Sie auch im Hof?«
    »Ich? Niemals wär ich da runter. Das war mir net geheuer.« Sie machte eine kurze Pause. »Und außerdem … irgendwann hat ja mal was passieren müssen.«
    Der Kommissar hob die Augenbrauen.
    »Ich hab diesem Kerl noch nie getraut. Das war so ein Aalglatter, so ein Schmieriger, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Kannten Sie ihn denn?«
    »Nur vom Sehen. Dem bin ich möglichst aus dem Weg gegangen. Als der vor zwei Jahren hier aufgetaucht ist, war er mir gleich suspekt.«
»Was hat er denn gemacht?«
    »Gemacht hat er eigentlich nichts. Es war …«, sie zögerte, »… es war bei mir eher so ein Gefühl.«
    Lindt blickte sie fragend an.
    »Na, dass da was läuft, irgendwas Krummes. Verstehen Sie, bei uns im Haus wohnen zwei Familien aus Kasachstan, die sind schwer in Ordnung. Ich hab wirklich nichts gegen diese Osteuropäer. Aber bei dem da unten in seinem Bettenladen … keine Ahnung, wo der genau herkam, und er hatte auch fast keinen Akzent, aber …«
    »Ihr Gefühl?«
    Sie schnaubte. »Nicht mal ein Sofakissen hätt ich dort gekauft!«
    »Nur seine Art? Oder haben Sie noch mehr beobachtet? Kamen manchmal merkwürdige Leute?«
    Sie überlegte. »Nein … hier im Hof … eigentlich nicht … höchstens mal ein Lastwagen, der neue Ware brachte, aber sonst … nein, da hab ich niemanden gesehen, der mir komisch vorgekommen wäre.«
»Und im Laden?«
    »Keine Ahnung, seit dieser Kerl die Filiale übernommen hat, war ich nicht mehr drin.«
»Weil er Ihnen unsympathisch war?«
    »Den mochte ich von Anfang an nicht. Wenn Sie ihn mal gesehen hätten …« Sie schüttelte sich. »Sein schleimiges Grinsen, wenn er mich gegrüßt hat.«
»Das hat er?«
    »Immer, wenn er mich traf. Als ob er gespürt hätte, dass ich ihn nicht leiden mochte. Grad erst recht!«
»Und seine Mitarbeiterin? Gab es nur die eine?«
    »Für mehr hätte der kleine Laden bestimmt nicht gereicht. Kaum Umsatz, da bin ich mir sicher. Wenns Geld knapp ist, tuts das Alte halt noch ein wenig länger. Oder kaufen Sie sich jedes Jahr neue Matratzen?«
    Das Geräusch der sich öffnenden Wohnungstür ersparte Lindt eine Antwort. Ein Mann um die 60 in Arbeitskleidung der Karlsruher Stadtwerke trat in die Küche. »Was ist denn hier …?« begann er.
    »Das ist Kommissar Lindt von der Kripo. Den Kerl aus dem Bettenladen da unten haben sie vor zwei Stund’ um’bracht, totg’schossen!«
    »Ihre Frau ist eine wichtige Zeugin, vielleicht die einzige. Aber jetzt will ich nicht länger stören«, erklärte Lindt mit einem Blick zum Kartoffeltopf. »Wir melden uns, falls wir weitere Fragen … halt, eines noch: Haben Sie vielleicht Motorengeräusche bemerkt? Ein wegfahrendes Auto oder ein Motorrad? Unmittelbar nach dem Schuss?«
    Die Frau überlegte einen Moment, dann schüttelte sie den Kopf. »Wäre mir nicht aufgefallen, aber bei dem Verkehr rings ums Haus …«
     
    Als Lindt wieder auf den Hof trat, wäre er fast mit Ludwig Willms zusammengestoßen.
    »Habt ihr was?«
    »Nur diese riesige Sauerei aus Blut, Knochen, Hirn und Federn.«
    »Nehmt euch auch das Auto des Opfers vor.«
    »Auf diesen Johann Guth ist ein BMW zugelassen, älterer Fünfer, Kombi. Steht bei ihm zu Hause in der Garage. Jan hat gerade angerufen.«
»Ist er dort in der Wohnung?«
    »Ja. Paul hat den Schlüsseldienst geholt, und jetzt schauen sich die beiden dort um. Wenn ich hier ein Team frei habe, ziehen wir nach.«
    Lindt suchte in seiner Jackentasche nach Pfeife und Tabak. Er begann zu stopfen. »Vielleicht war unser Opfer ja so sportlich wie du, Ludwig, und ist mit dem Rad gekommen?« Er machte seinen Kollegen auf die Ansammlung mehrerer Fahrräder undefinierbaren Alters in einer der
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