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Fächertraum

Fächertraum

Titel: Fächertraum
Autoren: B Leix
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Conradi.
    »Ich habe bereits mehrfach darüber nachgegrübelt, aber es gab für mich keinen Sinn. Die beiden wurden einmal laut miteinander.«
»Streit?«
    »So in der Art. ›Mann, der andere ist weg‹, das hab ich behalten, aber nicht verstanden. Gabriels Stimme.«
    »Sonst nichts?«
    »Doch, Heid hat geantwortet: ›Macht nichts, ich weiß, wo …‹«
    »War das nach dem kleinen Knall?«
    »Ein paar Minuten später. Ich versteh das nicht.«
    »Ich schon«, antwortete Lindt. »Bestätigt eine meiner Theorien. Aber bitte, denken Sie noch weiter nach. Die Fahrt zurück. War da was?«
    »Kann ich vielleicht einen Kaffee bekommen?«
    Commissaire Buchter ging zur Tür.
    »Espresso bitte, kein so ’n Milchzeugs.«
    Lindt schmunzelte: »Ist Café au lait nicht Ihr Fall?«
    Jordan schüttelte sich. »Kaffee oder Milch, aber nicht beides in einer Tasse. Ach …«, fasste er sich an die Stirn, »… die Fahrt zurück. Ich hatte das Gefühl, es ginge immer schnurgerade. Geradeaus, aber manchmal auf holprigem Untergrund.«
»Kennen Sie die Hardtwaldalleen nicht? Die sind so.«
    »Einmal hat dieser Lieferwagen angehalten, da ging es vorher kurz um eine Ecke.«
    »Abgebogen?«
    »Nicht direkt, mehr so eine Links-rechts-links-Kurve.«
    Der Kommissar überlegte: »Vielleicht ein Hindernis?«
    »Ich dachte, die pinkeln jetzt. Türenschlagen hab ich auch gehört.«
    »Hmm«, brummte Lindt. »Sonst noch was? Wann wurden Sie denn freigelassen?«
    »Nachts, mitten auf einem Waldweg. Einer muss meinen Cayenne mitgebracht haben. Da haben sie mich reingesetzt und gesagt: ›Verschwinde jetzt. Hier ist Frankreich. Du wirst dich wohl kaum getrauen, zurückzukommen.‹ Dann schnitten sie mir das Band um die Handgelenke durch, aber bis ich die Augenbinde abhatte, konnte ich keinen mehr sehen.«
»Wo war das?«
    »Irgendwann kam Hagenau. Ich fuhr einfach weiter, Straßburg, Colmar, dann rein in die Vogesen, den Rest kennen Sie ja …«
»Wie konnten Sie sich Geld beschaffen?«
    »Im Cayenne hatte ich immer einige Tausender in Reserve. Versteckt unter der Rücksitzbank. Auch meine Aktentasche mit dem Laptop haben sie mir gelassen. Die wollten ja, dass ich verschwinde, und ohne Papiere hätte das kaum funktioniert.«
»Spätestens am nächsten Flughafen wären Sie geschnappt worden.«
    »Deswegen hab ich mich erst mal durch Frankreich treiben lassen. Bus, Bahn, Taxi, Fahrrad, zunächst sogar zu Fuß. Außerdem war ich ja tot.«
»Wussten nicht mal Ihre Anwälte, dass Sie noch leben?«
    »Niemand! Keine Spuren hinterlassen – mein oberstes Ziel, aber dennoch waren Holz & Koller meine Lebensversicherung. Wenn ich Heid und Gabriel das Geld direkt gegeben hätte, dann wäre ich …«
    »… längst verscharrt«, beendete Lindt den Satz.

21
    Am kommenden Tag erschien in den Badischen Neuesten Nachrichten eine aufsehenerregende Bildreportage. Auch überregionale Tageszeitungen und große deutsche Boulevardblätter druckten die ›Hautnah‹-Fotos.
    Nebel aus Rauchgranaten verhüllte die Szene, vermummte Gestalten mit › POLIZEI ‹ auf Front und Rücken ihrer schwarzen Kampfanzüge stürmten zwei Wohnhäuser. Pistolen und automatische Waffen waren noch schemenhaft zu erkennen. Bilder mit geradezu magnetischer Anziehungskraft – den Zeitungslesern stockte der Atem.
    ›Rein zufällig‹ war eine kurze, breite Journalistin im Durlacher Stadtteil Aue unterwegs, als die Männer des Sondereinsatzkommandos aus Kleinbussen mit abgedunkelten Scheiben sprangen und zuschlugen.
    »Quitt, jetzt sind wir quitt«, tönte es aus dem Handy des obersten Karlsruher Mordermittlers. »Danke.«
    »Wofür?«, gab Oskar Lindt seelenruhig zurück, lehnte sich in seinem Schreibtischsessel nach hinten und blies eine dicke Rauchwolke aus dem Mundwinkel. »Du hast anscheinend mal wieder den richtigen Riecher gehabt, Inka.«
    Er hatte kaum aufgelegt, als es klopfte. Der kleine freundliche Staatsanwalt streckte seinen Kopf zur Tür herein.
»Ob Sie mal …?«
    Lindt erhob sich und folgte dem Staatsanwalt in den Besprechungsraum, wohin dieser schon Wellmann, Sternberg und Ludwig Willms gebeten hatte.
    »Kurz das Neueste«, begann Conradi. »Die beiden Rechtsanwälte mussten wir wieder laufen lassen. Wenn Jordan bei seiner Aussage bleibt, dass die nichts Genaues wussten, dann wird es echt schwierig, ihnen eine Beteiligung nachzuweisen.«
»Typisch«, kommentierte Jan Sternberg. »Die Großen kommen wieder ungeschoren davon.«
    »Wir sind dran und warten ab, bis Jordan aus
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